„mehr lieben – schnell verzeihen – und ein bissl mehr denken“ Elisabeth Bendl, Schriftstellerin _ Wien 14.12.2025

Liebe Elisabeth, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ein gänzlich ungesunder Start in den Tag, mit Kaffee und Zigarette. Irgendwann die Hoffnung, mit einem Glas Zitronenwasser und einer Yogaeinheit warm zu werden. Vielleicht, wenn die Kinder groß sind. Unter der Woche bestimmt mein Brotberuf meinen Alltag – und eben die Kinder. Zeit für mein Schreiben nehme ich mir wohl zu wenig, aber wenn, dann schießt zu meinem großen Glück viel aus mir raus.

Elisabeth Bendl, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Viel lachen – wenig streiten – mehr lieben – schnell verzeihen – und ein bissl mehr denken.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Das Lesen von Literatur hat ja den wunderbaren Effekt, dem Menschen sein Leben, sein Denken, seine Ziele permanent infrage stellen zu lassen. Manche Zeilen wirken nur kurz auf die Leserin, manche wirken nachhaltig. Nach dem Zuschlagen des Buchdeckels steht der Mensch doch immer vor einem Aufbruch, einem Neubeginn. Und wenn man sich dadurch ohnehin immer wieder neu entdeckt, in neue Richtungen geht, dann nimmt man das, was da auch immer kommen wird, mit einer belesenen Gelassenheit zur Kenntnis.

Was liest Du derzeit?

Vea Kaisers „Fabula Rasa“ und Bruno Kreiskys „Erinnerungen“

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Heimito von Doderer hat mir gerade erst mit „Meine neunzehn Lebensläufe und neun andere Geschichten“ viel Zitatstoff geliefert:

„Erst bricht man Fenster. Dann wird man selber eines.“

„Was ich an mir selbst gelitten, läßt dasjenige, was andere mir an Erniedrigungen und Leiden zugefügt haben, in völlige Belanglosigkeit als Begleiterscheinung verschwinden.“

„Sein Leben erkennen, heißt vor allem zu wissen, was davon gar nicht Leben war.“

Elisabeth Bendl, Schriftstellerin

Vielen Dank für das Interview, liebe Elisabeth, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Elisabeth Bendl, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Elisabeth Bendl wird bald 40. Und an vielen Tagen hat sie ihr Leben immer noch nicht so ganz im Griff. Als Mutter zweier Töchter, als Redakteurin, Biografin, Literatin und Workshopleiterin stolpert sie durch ihr Leben, obwohl ihr Umfeld stets beteuert, dass sie ihre Sache richtig gut macht.

Elisabeth schreibt in Wien und im Weinviertel und zwar: Kurzprosa in Literaturmagazinen, Biografien, Sachbücher, an ihrem ersten Roman, für ihren regionalen Blog, für das monatliche Gehalt und insbesondere und zu allererst – für sich selbst.

Fotos: privat.

Walter Pobaschnig 12/12/25

https://literaturoutdoors.com

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