„Literatur kann zeigen, dass Menschen nicht alleine sind“ Daniel Stögerer, Schriftsteller _ Wien 12.11.2025

Lieber Daniel, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Sehr unterschiedlich, ich arbeite hauptberuflich im Schichtdienst, also auch nachts und an Wochenenden. Freie Tage nutze ich gerne zum Schreiben, da setze ich mich morgens schon mit Kakao und Frühstück vor den Laptop und arbeite bis in den Nachmittag hinein. Wenn dann die Konzentration nachlässt stehen allfällige Erledigungen an.

Daniel Stögerer, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Zwischendurch immer mal wieder Luft holen und sich auf die vielen schönen Dinge um uns konzentrieren, die wir im Alltagstrott so leicht aus den Augen verlieren.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Mal schauen. Das klingt vielleicht pessimistisch, aber die meisten Aufbrüche und Neubeginne in der Geschichte haben sich lediglich als Neustart derselben alten Leier erwiesen. Der Mensch kann schwer aus seiner Haut und auch die Kunst wird den Lauf der Geschichte nicht ändern. Was die Kunst, die Literatur aber sehr wohl kann, ist sich in harten Zeiten an die Seiten der Menschen stellen und ihnen Trost spenden. Sie kann ihnen zeigen, dass sie mit ihrem Los nicht alleine sind. Darin sehe ich meine Aufgabe als Schriftsteller.

Was liest Du derzeit?

„Die Brüder Karamasow“ von Dostojewskij.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Vielleicht folgendes Zitat von Erich Maria Remarque, das Thema hat leider wieder Aktualität gewonnen:

„Vielleicht ist nur deshalb immer wieder Krieg, weil der eine nie ganz empfinden kann, was der andere leidet.“

Vielen Dank für das Interview, lieber Daniel, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Daniel Stögerer, Schriftsteller

Zur Person/über mich: Daniel Stögerer, 1997 geboren, verbrachte seine ersten Lebensjahre in Hochneukirchen in der Buckligen Welt, wo auch sein aktueller Roman „Luzia“ zur Hälfte spielt. Er wuchs im Südburgenland auf und lebt heute in Wien und Festenburg. Sein Brotberuf, die Krankenpflege, ermöglicht ihm tagtäglich den Austausch mit Menschen aus allen Schichten der Gesellschaft, und seine Texte entstehen oft als Resultat seiner Einblicke in verschiedenste Lebenswelten.

2023 erschien sein Erzählband So ein Mensch in der edition keiper.

Aktueller Erzählband von Daniel Stögerer:

Sophie versucht ihre Schwester aus dem Rosenkrieg der Eltern herauszuhalten. Petra hält nur noch ihr mageres Putzfrauengehalt von der Scheidung ab. Jonathan trennt sich von seiner ersten großen Liebe, während die Alkoholsucht Gustav langsam um seinen Job am Bau bringt. Und dann wäre da noch Aurelia, die nach ihrem Schlaganfall von der Erinnerung an den Krieg eingeholt wird. Stögerer schreibt über Menschen, die sich in schier unerträglichen Situationen befinden, er schreibt über Scheidungskinder, das Zusammenleben von ganz Jung und ganz Alt, über Trunksucht und zu frühe Schwangerschaft. Die unvoreingenommene Art, mit der Daniel Stögerer den Alltag dieser Menschen skizziert, würdigt sie unabhängig von ihren Lastern und Schwächen.  (Presseinfo _ Keiper Verlag)

So ein Mensch. Erzählungen von Daniel Stögerer. Edition Keiper.

Preis: AT € 22,00 / DE € 21,40
Seiten: 144
ISBN13: 978-3-903322-99-8
Erscheinungsdatum: 26. September 2023
Sprache: Deutsch
Format: 20,0 x 12,0 cm; Hardcover

https://www.editionkeiper.at/shop/produkt/so-ein-mensch/?doing_wp_cron=1762425014.9007558822631835937500

Fotos: Portrait_Dietmar Schuh; Cover _ Verlag.

Walter Pobaschnig 6/11/25

https://literaturoutdoors.com

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