„aufzustehen und zu sprechen“ Janina Lenauer, Künstlerin _ Wien 6.11.2025

Liebe Janina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Alltag ist unglaublich unterschiedlich – eigentlich gleicht keine Woche der anderen. Meistens stehe ich gegen sieben Uhr auf und gehe zur Arbeit. Danach habe ich meist zwei bis drei Stunden Pause, in denen ich gerne nach Hause fahre, etwas esse oder spazieren gehe – manchmal allein, manchmal in Begleitung, je nachdem, wonach mir ist.

Am Abend sitze ich entweder in meiner Moderationsausbildung oder in einem Modul meines Lehrgangs für Kreatives Schreiben an der KunstVHS. Ich lasse mich im Laufe des Tages gerne von Impulsen leiten – wenn mir eine Idee oder eine Vision kommt, schreibe ich sie in meinem kleinen Notizbuch auf und gehe ihr nach, wenn es im Bereich des Möglichen ist.  Oft passiert das unterwegs, in der U-Bahn oder der Straßenbahn.

Zur späten Stunde treibt es mich oft raus mit FreundInnen, falls ich nicht gerade am etwas Lernen oder Übungen machen bin.

Janina Lenauer, Schauspielerin, Schriftstellerin, Künstlerin, Model _ Wien _
in

„Der Mann ohne Eigenschaften“ Theater Arche _
Wien Premiere 11.9.2025

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

wirklich zuzuhören – nicht einfach mit dem Strom zu gehen, sondern sich zu trauen, eigene Gedanken zu haben und diese auch zu äußern. Opfern zu glauben und zu stärken. Generell lieb zueinander sein ❤

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Ich denke, dass wir im Moment uns einem gesellschaftlichen Aufbruch mehr entfernen als nähern– eher bleibt zu hoffen, dass einer bevorsteht. Zurzeit sehe ich mehr Rückschläge, die der Verzweiflung näher sind als dem Fortschritt. Gerade deshalb ist es wichtig, aufzustehen, laut zu sein und zu sprechen. Nur indem derzeitige Probleme sichtbar und beleuchtet werden, kann Dekonstruktion stattfinden. Wir müssen Verfestigtes lockern und neuen Perspektiven Raum geben.

Und genau hier kommt die Kunst ins Spiel: Sie ermöglicht uns, in Bereiche einzutauchen, die sich rational kaum fassen lassen. Kunst eröffnet neue Sichtfelder, macht das Unsichtbare greifbar und bringt das Komplexe in eine erfahrbare Realität, die zu Verständnis und einer Einigung führen können.

Was liest Du derzeit?

Ng, Mei. Eating Chinese Food Naked. Viking, 1998.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

“It is not within our natural human instinct to vegetate in a cocoon” (Robert Fritz, Creating)

Vielen Dank für das Interview, liebe Janina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Janina Lenauer, Schauspielerin, Schriftstellerin, Künstlerin, Model _ Wien

Zur Person/über mich: Ich heiße Janina Lenauer, bin 21 Jahre alt und in Wien aufgewachsen. Schon seit meiner Schulzeit begleitet mich das Interesse für Theater, Schauspiel und Schreiben. An der Hegelgasse 12 maturierte ich im Theaterzweig „Polyästhetik“, bei dem ich mich intensiv mit Schauspiel, Tanz und Bewegung beschäftigte.

Nach der Matura begann ich Theater-, Film- und Medienwissenschaften zu studieren und wirke parallel an verschiedenen Bühnen- und Filmprojekten mit – unter anderem im Theater Arche, aktuell bei Mann ohne Eigenschaften von Robert Musil, sowie in Kurzfilmen, Musikvideos und Produktionen im Dschungel Wien. In Mann ohne Eigenschaften interpretiere ich die Themen in den Akten und setze sie in einen modernen Kontext, um gesellschaftliche Fragen und immer noch bestehende Probleme spürbar in die Gegenwart zu holen.

Neben dem Theater schreibe und performe ich eigene Texte bei Poetry Slam Events, an denen ich seit meinem 17. Lebensjahr teilnehme. Besonders wichtig sind mir dabei aktivistische und feministische Inhalte.

Außerdem bin ich Teil einer Modelagentur, besuche einen Schreiblehrgang und habe kürzlich eine Moderationsausbildung abgeschlossen.#

Foto: Walter Pobaschnig _ Premiere „Der Mann ohne Eigenschaften“ _ Theater Arche/Wien 11/9/25.

Walter Pobaschnig 5/11/25

https://literaturoutdoors.com

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