Undine geht _ „Nicht loslassen will ich Dich“ Sandra Schoessler, Schriftstellerin _ Wien 2.11.2025

Undine geht _
Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien _
Thematisch-szenisches Fotoshooting _
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _
Ingeborg Bachmann_ 
Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)
Undine geht _
Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien _
Thematisch-szenisches Fotoshooting _
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _
Ingeborg Bachmann_ 
Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Undine geht_Erzählung/Monolog Ingeborg Bachmann_Wien_1961

Thematisch-szenisches Fotoshooting _ „Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _ 

im Interview und szenischem Fotoportrait_acting Undine

Sandra Schoessler, Schriftstellerin  __Wien _ performing

Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien

Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig

Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Ingeborg Bachmann Rom 1962 _ Heinz Bachmann

Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.

Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.

Liebe Sandra, wie liest Du den Text „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es da für Dich?

Wer sich auf den emotionalen Monolog der Undine in Bachmanns Erzählung einlässt, erhält ein konzentriertes Abbild patriarchaler Machtstrukturen und des Leids, das diese verursachen – gefühlt und geschildert von einer Frau, die ihre Suche nach Liebe endgültig aufgibt und die Welt der Männer verlässt.

Wie siehst Du „Undine“?

Undine spricht aus einer tiefen inneren Verletzung, sie wurde von Männern benutzt, verlassen und zum Schweigen gebracht. Dennoch ist die nicht hilflos, in ihrer Anklage rechnet sie mit den Männern ab, ihr Gehen wird zum Akt der Selbstermächtigung und des Widerstands.

„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was sollte sich noch ändern?

Ich sehe uns aktuell in einer besonders fordernden Zeit – sowohl für Frauen als auch für Männer. Auch wenn Frauen sich nicht mehr auf die traditionelle Rolle der Hausfrau und Mutter reduzieren lassen und sie – nicht zuletzt durch die Errungenschaften der feministischen Bewegung – ihren Platz in der Gesellschaft durch rechtliche Gleichstellung und Selbstbestimmung einnehmen, sehen wir gerade aktuell rückwärtsgewandte Tendenzen. Die sogenannten „Tradwives“ und ihre nostalgische Verklärung alter Klischees sind nicht nur ein Social Media Phänomen, sondern ein Ausdruck, dass das Finden neuer, ausgewogener Rollenbilder offensichtlich noch immer nicht geglückt ist.

Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?

Ich denke, wir sehen beides – den Aufstieg der starken patriarchalen männlichen Führer wie in Amerika, einhergehend mit einem Aufleben des christlich-evangelikalen traditionellen Frauenbilds. Wir sehen aber auch Frauen in einflussreichen politischen Ämtern, wie die erste Premierministerin in Japan. Wenn man jedoch die Fakten betrachtet, so befinden wir uns nach wie vor in einer Gesellschaft mit männlichen Privilegien – von Gender Pay Gap bis zur ungleich verteilten Care-Arbeit und der gläsernen Decke im Berufsleben. Gerade beim Thema Karriere wirkt der Bias zugunsten der Belohnung „männlich konnotierter“ Erfolgskriterien tief und unbewusst in Männern und Frauen.

Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben aus. Welche Auswege siehst Du da?

Undines tiefe Trauer entsteht aus der Erkenntnis der Unmöglichkeit von Liebe in einer Welt, die Frauen nicht als gleichwertige Partnerinnen anerkennt. Nur wenn wir verstehen, dass Menschen (ob Mann oder Frau) die Welt individuell emotional erleben und lernen, in diese Welten gegenseitig einzutauchen, können wir uns tatsächlich „sehen“ und gemeinsame Lösungen finden. Dafür braucht es vor allem Empathie und Kommunikationsfähigkeit. Beides sollte längst auf einem Lehrplan der Schulen stehen. Wir wissen heute sehr genau, welche Faktoren Einfluss auf dauerhafte und glückliche zwischenmenschlichen Beziehungen haben. Dazu gibt es Forschung.

Was kannst Du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute  mitnehmen?

Als schreibende Frau sind Ingeborg Bachmanns Texte eine Inspiration und eine Aufforderung, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen in ebenso schonungsloser Sprache wiederzugeben.

Was bedeutet Dir das Element Wasser?

Ich verbringe viel Zeit in der Natur. Wasser ist nicht nur das lebensspendende Element, es ist auch eine sinnliche Erfahrung, in einen See oder ins Meer einzutauchen, sich ganz umschlossen zu fühlen – unterzutauchen.

Wie lebst Du den Kreislauf der Jahreszeiten?

Ich verbringe viel Zeit im Garten, dadurch erlebe ich die Jahreszeiten hautnah – in der Veränderung der Pflanzen und im Verhalten der Tiere, das ist faszinierend zu beobachten. Könnte ich es mir aussuchen, so wäre der Frühling allerdings die längste Jahreszeit.

Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?

Einfühlungsvermögen und dass beide Partner motiviert sind, immer wieder Lösungen für ein glückliches Miteinander zu finden, egal wie unterschiedlich die Bedürfnisse und Wünsche auch sind.

Was lässt Liebe untergehen?

Egoismus, Abwertung und Schuldzuweisungen.

Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest Du uns mitgeben?

„Deine Einsamkeit werde ich nie teilen, weil da die meine ist, von länger her, noch lange hin.“

Darf ich Dich zum Abschluss zu einem Akrostichon zu „Undine geht“ bitten?

U nsichtbar zwischen deinen Wellen

N och funkelt mein Schuppenkleid

D eine strahlenden Augen

I rgendwo verschmelzen zwei Leben

N icht loslassen will ich dich

E ine Woge näher eintauchen und näher noch

G emeinsam auf dem Treppelweg

E rgraut dein Haar

H ilflos sehen wir uns nach

T iefentladen

Undine geht _
Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien _
Thematisch-szenisches Fotoshooting _
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann (1961) _
Ingeborg Bachmann_ 
Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Undine geht_Erzählung/Monolog Ingeborg Bachmann_Wien_1961

im Interview und szenischem Fotoportrait_acting Undine

Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien _

Sandra Schoessler, Schriftstellerin  _ Wien _

Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.

Den performativen Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.

Sandra Schössler und Walter Pobaschnig _
Undine geht _ Donau/Wien 8/25

Interview und alle Fotos Walter Pobaschnig, 8_25 Donau_Wien.

https://literaturoutdoors.com

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