„Theater schafft Räume zum Entdecken und Fühlen“ Bernd Gratzer, Theatermacher_ Wien 31.10.2025

Lieber Bernd, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Unter der Woche stehe ich meistens vor den Vögeln auf und starte den Tag mit einer ruhigen Radrunde durch Wien. Ich mag diese Momente, in denen die Stadt noch schläft – das hat etwas Friedliches. Danach arbeite ich ganz normal und verdiene mein Geld. Das gibt mir die Freiheit, mich anschließend meiner großen Leidenschaft zu widmen: der Schauspielerei. Ob Proben, Rollenarbeit oder Vorstellungen – das ist der Teil des Tages, auf den ich mich am meisten freue.

Bernd Gratzer, Schauspieler und Theatermacher

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Dass wir zusammenhalten.
Aufeinander zugehen.
Einander wirklich zuhören.
Unterschiedliche Meinungen akzeptieren –
und versuchen, im Guten auseinanderzugehen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Zu einem Neubeginn gehört zuerst, dass wir erkennen: Etwas braucht Veränderung.
Und dann den Mut finden, hinzuschauen – auch auf das, was schmerzt oder nicht mehr passt.

Die Kunst kann uns dabei unterstützen.
Sie zeigt uns, was wir sonst übersehen würden.
Und sie öffnet Blickwinkel, auf die wir allein nicht immer kommen.

Vor allem das Theater schafft Räume:
Räume zum Entdecken und Fühlen,
zum Zweifeln, Lachen und Erschrecken,
und ganz oft Räume zum Neudenken.

Veränderung kann beginnen,
wenn der Nebel sich lichtet,
und der Blick langsam wieder klar wird.

Was liest Du derzeit?

Derzeit lese ich einen Thriller von Danny Morgenstern: Blutlauf – Jogge nie allein.
Die Geschichte spielt in einer deutschen Stadt, in der innerhalb kurzer Zeit mehrere Joggerinnen und Jogger verschwinden – zurück bleiben zunächst nur einzelne Körperteile.
Ich mag Bücher, die mich so fesseln, dass ich beim Lesen gar nicht mehr aufhören möchte.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Dreh den Nebel um – und entdecke das Leben.

Vielen Dank für das Interview, lieber Bernd, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theaterprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Bernd Gratzer, Schauspieler und Theatermacher

Zur Person/über mich: Bernd Gratzer ist Schauspieler und Theatermacher in Wien.
Neben seiner Tätigkeit in der Öffentlichkeitsarbeit widmet er sich zunehmend der Bühne – sowohl im freien Theater als auch in Film- und Kurzfilmprojekten. Seine Arbeiten kreisen um die Zwischenräume menschlicher Beziehungen: um Verletzlichkeit, Nähe und Verantwortung.

2026 bringt er sein Stück NEBEL als Regisseur und Darsteller im Theater Konfrontation zur Aufführung.

Bernd Gratzer ist in Kärnten (Waiern/Feldkirchen) geboren und aufgewachsen und lebt heute in Wien.

Aktuelles Stück von und mit Bernd Gratzer:

NEBEL
Ein fesselnder Theaterthriller über Kontrolle, Angst und die Kraft, sich zu befreien
Uraufführung: 10. Jänner 2026, 19:30 Uhr
Theater Konfrontation, Wickenburggasse 19, 1080 Wien

Helene Perg verschwindet spurlos. Zurück bleiben eine verzweifelte Mutter, eine überforderte Assistentin – und viele offene Fragen. Während die Polizei im Dunkeln tappt, beginnt für Helene ein perfides Spiel zwischen Manipulation, Macht und Überlebenswillen.

NEBEL erzählt die Geschichte einer Frau, die aus ihrem Leben gerissen wird – und wie schwer es ist, klar zu sehen, wenn Angst und Abhängigkeit jede Entscheidung vernebeln. Intensiv, vielschichtig und beklemmend aktuell – ein Thriller, der unter die Haut geht und lange nachwirkt.

Termine:
Sa, 10.01.2026 – 19:30 Uhr (Premiere)
Sa, 24.01.2026 – 19:30 Uhr
So, 25.01.2026 – 17:00 Uhr
Mi, 28.01.2026 – 19:30 Uhr
Fr, 13.02.2026 – 19:30 Uhr
Mi, 18.02.2026 – 19:30 Uhr
Fr, 20.02.2026 – 19:30 Uhr
Sa, 21.02.2026 – 19:30 Uhr

Mit:
Céline Tüyeni
Tobias Jungmeier
Laura Manhalter
Katharina Schwarzer
Elena Billing
Bernd Gratzer

Regie: Ines Fischer & Bernd Gratzer
Ort: Theater Konfrontation, Wickenburggasse 19, 1080 Wien
Tickets und Infos: www.theaterkonfrontation.at/nebel

Hintergrund zu NEBEL

Die Idee zu NEBEL entstand aus dem Wunsch heraus, einen echten Thriller auf die Bühne zu bringen – ein Format, das man eher aus Film und Serien kennt. Bei meiner Suche in Theaterverlagen fand ich wenig, das diese besondere Spannung hatte. Der Impuls kam schließlich beim Lesen eines isländischen Thrillers: plötzlich war das Bühnenbild da, der Raum, die Atmosphäre. Was noch fehlte, war die Geschichte.

In Gesprächen mit Freundinnen und Freunden wurde mir bewusst, dass Menschen in Extremsituationen oft nicht klar denken können. Angst, Schock oder Abhängigkeit legen sich wie ein Nebel über die Wahrnehmung. Genau dieser Zustand – dieses „Nicht-sehen-können“ – wurde zum Kern des Stücks. NEBEL erzählt davon, wie schwer es sein kann, sich daraus zu befreien. Und davon, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben. Auch wenn der Weg zurück ins Licht nicht sofort sichtbar ist.

(Presseinfo _ Bernd Gratzer)

Fotos: Tobias Jungmeier

Walter Pobaschnig 29/10/25

https://literaturoutdoors.com

Hinterlasse einen Kommentar