Liebe Mirandolina, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Aufwachen, Katzen füttern, Bürojob (meist im Home Office), ein Spaziergang nach Feierabend, Schreiben, Lesen, Katzen füttern.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Aufmerksam sein, wachsam beobachten, zuhören, mitdenken und mitfühlen. Am wichtigsten: helfen, wo Hilfe gebraucht wird.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich finde nicht, dass wir derzeit alle persönlich und gesellschaftlich vor einem Aufbruch oder Neubeginn stehen. Es fällt mir schwer von „den gesellschaftlichen Entwicklungen“ im Allgemeinen zu sprechen, aber ich glaube eher, dass viele Menschen sich darum sorgen bzw. damit beschäftigt sind, das zu erhalten, was sie bereits haben und lange für selbstverständlich hielten (materielle Ressourcen oder Immaterielles z.B. Freiheit, Grundrechte etc.).
Kunst bzw. Literatur kann helfen zu beobachten, zu ordnen, in Worte zu fassen, aufzuwühlen. Sie kann uns dabei helfen, zu begreifen, dass wir mit unseren Gedanken und Gefühlen nicht allein sind.
Was liest Du derzeit?
„Ich ertrinke in einem fliehenden See“ von Anna Melikova, übersetzt von Christiane Pöhlmann, erschienen bei Matthes & Seitz Berlin.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Glauben Sie etwa am Ende womöglich“, flüsterte sie, „zwei Menschen würden sich, wenn sie alleine sind, gegenseitig etwas aus Büchern vorlesen? Russische Lyrik, etwa? Aber auch wenn – sie werden sich dabei wohl ausziehen dürfen?“
Aus Anna Melikova, Ich ertrinke in einem fliehenden See
Vielen Dank für das Interview, liebe Mirandolina, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Mirandolina Babunashvili, Schriftstellerin
Zur Person/über mich: Mirandolina Babunashvili, 1996 geboren, lebt in Frankfurt am Main. 2018 erhielt sie den hr2-Literaturpreis. Zudem ist sie dreimalige Preisträgerin des Literaturforums Hessen-Thüringen (2018, 2019, 2021). 2023 war sie Stipendiatin der Werkstatt für junge Literatur in Graz, wo ihr Text mit dem Retzhofpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2023/24 war sie Teilnehmerin der Romanwerkstatt „Kölner Schmiede“ der NRW Schreibakademie und stand außerdem auf der Longlist des Kurzgeschichten Wettbewerbs „Wortlaut“ von FM4. Im Jahr 2025 erhielt sie das „Land-In-Sicht“-Stipendium des Hessischen Literaturrats, welches mit Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst vergeben wird.
Foto: Zhanna Penkal
Walter Pobaschnig 5/10/25