„Literatur ist Zufluchtsort und Mutquelle“ Sibylle Reuter, Schriftstellerin _ Düsseldorf 2.10.2025

Liebe Sibylle, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wenn ich nicht unterwegs bin, versuche ich, eine Routine einzuhalten, weil ich gemerkt habe, dass sie mir guttut. Gerne gehe ich früh schlafen, weil ich ohne Wecker auch früh in den Tag starte – meistens so gegen 5-5.30 Uhr. Das ist meine kreativste Zeit, in der ich am liebsten schreibe. Dann herrscht absolute Stille, ich trinke meinen Tee und bin ganz bei mir. Das geht bis etwa 8 oder 9 Uhr, und danach habe ich das Gefühl, das Allerwichtigste für den Tag bereits geschafft zu haben. Es fühlt sich großartig an. Erst dann schalte ich mein Handy ein und beginne meine „eigentliche“ Arbeit, mit der ich noch meinen Lebensunterhalt verdiene. Seit 2016 bin ich als freie Texterin und Redakteurin auf nachhaltige Themen spezialisiert und unterstütze Gemeinwohl-Unternehmen in der Kommunikation und bei der Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten.

Gegen Abend mache ich Sport – gerne Joggen, Yoga oder Schwimmen, manchmal auch Wandern. Wenn mich nicht der innere Schweinehund im Griff hat, meditiere ich vor dem Schlafengehen.

Sibylle Reuter, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Hin und wieder innehalten und uns unseres Atems bewusst werden. Dann sind wir im Jetzt, statt unsere Sorgen in die Zukunft zu projizieren und unsere Träume in die Vergangenheit. Sich selbst zu spüren kann ebenfalls eine Heimat sein. Und die haben wir als Menschen alle gemeinsam, egal woher wir kommen. Auf meiner Handyhülle klebt ein Sticker, auf dem steht: „Einatmen, ausatmen“. Ich bin überzeugt, dass es auf der Welt weniger Kriege und weniger Leid gäbe, wenn wir uns öfter mit unserem Atem verbinden.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wesentlich ist, sich nicht nur die ungelösten Probleme vor Augen zu halten, sondern auch die guten Momente im Leben. Manchmal sind sie kaum sichtbar, aber sie sind immer da. Sie schaffen die Balance, weil Umbrüche selten einfach sind. Literatur war für mich schon immer Zufluchtsort und Mutquelle zugleich. Mit Kunst kann ich gut abschalten, den Kopf frei bekommen. Gleichzeitig sprudeln dabei immer wieder neue Ideen auf. Sie ist ein schöner Ort zum Verweilen. Daher meine ich, dass Künstler*innen systemrelevant sind.

Was liest Du derzeit?

Gerade habe ich „Haus zur Sonne“ von Melle beendet und nun widme ich mich dem neuen Buch von Dimitré Dinev, „Zeit der Mutigen“. Nicht, weil die beiden für den Deutschen bzw. den Österreichischen Buchpreis nominiert sind, sondern weil sie stilistisch zu meinen Lieblingsautoren zählen. Mit Dinev verbindet mich zudem Bulgarien.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Nothing changes, if nothing changes.“ (dt.= Nichts ändert sich, wenn sich nichts ändert.)

Vielen Dank für das Interview, liebe Sibylle, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Sibylle Reuter, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Sibylle Reuter wurde in Sofia geboren und kam mit neunzehn nach Österreich. Sie studierte Germanistik, arbeitete als Dolmetscherin, lebte in Bologna, Shanghai und Valencia – und schreibt heute als freie Autorin über Nachhaltigkeit, Heimat und kulturelle Zugehörigkeit. Für “Zerbrichmeinnicht” wurde sie mit dem Literaturpreis SCHREIBEREI der Steiermärkischen Sparkasse 2024 ausgezeichnet.

www.sibyllereuter.com

Aktuelle Buchneuerscheinung von Sibylle Reuter:

„„Du musst hier weg!“

Ein Satz, der sich eingebrannt hat – in ihre Kindheit im Bulgarien der Achtzigerjahre, die geprägt war von der Verachtung der Mutter gegenüber ihrem Land. Sie setzt alles daran, ihrer Tochter ein anderes Leben zu ermöglichen. Der Vater bleibt ein Schatten. Gelingt ihr der Aufbruch in ein anderes Land, ins Erwachsensein, in ein neues Selbstbild?

Sibylle Reuter erzählt in ihrem Debütroman von der existenziellen Erfahrung, sich von den Eltern zu lösen. Vom Verlust einer Heimat, die sich nie wie ein Zuhause angefühlt hat, und von der Sehnsucht nach Ankommen und Geborgenheit. Ein Roman über Herkunft, Scham und die Frage, wie man wird, wer man ist und wie viel Mut es braucht, den eigenen Weg zu gehen.“ (Presseinformation Verlag)

Romanvorstelllung _ Literatur outdoors:

https://literaturoutdoors.com/2025/10/02/sibylle-reuter-zerbrichmeinnicht-roman-leykam-verlag/

Sibylle Reuter. Zerbrichmeinnicht. Roman. Leykam Verlag.

Hardcover, 240 Seiten     

Erscheinungsdatum 02.10.2025

ISBN 978-3-7011-8373-9

€ 24,50

https://www.leykamverlag.at/produkt/zerbrichmeinnicht/#description

Sibylle Reuter, Schriftstellerin

Präsentation/Lesung _ Termine:

Schlossbergsäle Steiermärkische Sparkasse Graz

2. 10. 2025, 18 Uhr

Erstpräsentation & Preisverleihung der „Schreiberei“ : »Zerbrichmeinnicht« mit Sibylle Reuter in Graz

Thalia (Wien Mitte)

3. 10. 2025, 19 Uhr

Erstpräsentation Wien »Zerbrichmeinnicht« mit Sibylle Reuter gemeinsam mit Maria Hofer »Arsen«

Thalia (Wien Mitte)

3. 10. 2025, 19 Uhr

Lesung »Arsen« mit Maria Hofer gemeinsam mit Sibylle Reuter »Zerbrichmeinnicht«

Frankfurter Buchmesse

16. 10. 2025, 11 Uhr

Lesung »Zerbrichmeinnicht« mit Sibylle Reuther auf der Frankfurter Buchmesse

Frankfurter Buchmesse

16. 10. 2025, 11 Uhr

Veranstaltungen auf der Frankfurter Buchmesse am 16.10. und 18.10.2025

Covent Garden Düsseldorf

10. 10. 2025, 19 Uhr

Lesung: »Zerbrichmeinnicht« mit Sibylle Reuter im Covent Garden Düsseldorf

mondo medien & Büchergilde Bielefeld

13. 10. 2025, 19 Uhr

Lesung: »Zerbrichmeinnicht« mit Sibylle Reuter bei mondo medien & Büchergilde – Bielefeld

Fotos: Portrait_ Emilio Barrionuevo; Cover _ Verlag; Motiv _ Walter Pobaschnig.

Walter Pobaschnig 28/9/25

https://literaturoutdoors.com

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