„Perspektiven und Reflexionen zu erweitern“ Norma Norvald, Schriftstellerin _ Krems a.d.Donau 7.9.2025

Liebe Norma Norvald, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Erstmal Kaffee und dann alles andere…– Mein Tag fängt langsam und früh an. (Ich gehöre zu der Gattung nerviger Frühaufsteher, die vor sechs Uhr herumsingen). Nach einem ausgiebigen Frühstück stehen organisatorische Sachen auf dem Programm, bevor ich vormittags trainiere und Zeit in der Natur verbringe.  Am Nachmittag lasse ich meinen poetischen Vogel im Caféhaus oder am Schreibtisch daheim frei fliegen, und insofern ich keine Abendkurse leite oder Freunde/ KollegInnen treffe, schreibe ich am Abend oft weiter. Zurzeit schreibe ich an einem Buch über Schafe… und Elfen… und Orchas…, und abwechselnd schreibe ich auch Lyrik. Wenn ich kann, gönne ich mir den Luxus früh ins Bett mit guter Lektüre zu gehen.

Norma Norvald, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Entschleunigung:  In der Langsamkeit sehen wir das Leben um uns klarer, in der Langsamkeit lässt sich der Mensch in uns besser erkennen, in der Langsamkeit wird unser Herz wieder sanft – in der Langsamkeit erinnern wir uns an unsere wichtigste Aufgabe und an unseren Seelensinn; eben Mensch füreinander zu sein.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Mut zu finden, um unser Denken zu befreien, und damit uns selbst die eigenen Haltungen zu entblößen. Das versetzt uns in die Lage, unsere Umwelt bewusster wahrzunehmen und den Bedarf zu entwickeln, noch mehr Gutes für unsere Umwelt zu tun. Kunst und Literatur fordern uns zu poetischem Denken auf, statt abgefertigte politische und wirtschaftliche Schablone und Floskeln zu konsumieren und produzieren. Das Ergebnis ist: eine eigene Stimme mit individueller Sprachfärbung und Klang.

Kunst und Literatur haben die Aufgabe, Perspektiven und Reflexionen zu erweitern, und so Denkprozesse und Handlungen auszulösen. Dieses bewirkt wiederum ein Stück Befreiung von der allgemeinen Masse und fördert gesunde, tatkräftige Individuen.

 Was liest Du derzeit?

The well of loneliness  von Radclyffe Hall

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Die Tage sind heller, wenn man liebt. (Ruth Maier Wien 1920 – 1942, Auschwitz)

Vielen Dank für das Interview, liebe Norma, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Norma Norvald, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Anfangsweise führte ich meinen Pinsel unsicher, bescheiden, schüchtern. Aber dann! Mit dem steigenden Farbenklang der Polarnacht wurde ich immer schwunghafter, dreister: großzügig, flirtend fegte ich in unsterblichen Schreibserenaden unter den Sternen – an diesem Winterabend wurde ich geboren, an diesem Winterabend schrieb ich mir über den Nachthimmel frei

Norma Norvald *1978/ Norwegen, seit 2015 sesshaft in Österreich. Lebt und arbeitet mit einem schwarzen Kater im Waldviertel. Beruflich: Schriftsteller, Schreibpädagoge, Kursleiter für Deutsch und Basisbildung, Skandinavische Sprachen und Literatur. Studium: Sprachwissenschaft an der Universität Bergen / Norwegen.

Mitglied von IG Autorinnen und Autoren, Podium Literatur und kollektiv 22 https://kollektiv22.at/author/norma-del-camino/. Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften.

Zuletzt gesehen: Grand Café Oslo in Gesellschaft eines schwarzen Katers.

Sonstiges: Vorliebe für alte Schreibmaschinen und noch ältere Achterbahnen, schwarzen Kaffee mit goldenen Perlen, Waldlaufen, Stegreifphilosophie und Wortetymologie.

Fotos: privat

Walter Pobaschnig 6/9/25

https://literaturoutdoors.com

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