„Literatur und Kunst sind ein Frühindikator“ Christoph Höhtker, Schriftsteller _ Genf 5.9.2025

Lieber Christoph Höhtker, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Aufstehen, Kaffee, Müsli, kurz eine Textdatei anstarren (aber nicht verändern), dann zum Job, dann wieder zurück, Essen, Schlaf auf dem Sofa, Schlaflosigkeit im Bett, dann wieder Aufstehen usw. (ich spiele den Alltag eines normalen Arbeitnehmers nach, obwohl ich ein normaler Arbeitnehmer bin)

Christoph Höhtker, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Nichts ist für alle wichtig. Selbst Gesundheit oder das Leben als solches nicht.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Menschheit steht jeden Tag vor einem Aufbruch oder irgendeinem Neubeginn. Momentan werden die Debatten und der vorpolitische Raum von rechts dominiert, das wird in den kommenden Jahren oder Jahrzehnten vermutlich so bleiben. Literatur und Kunst spielen in diesem wie in jedem anderen Zusammenhang höchstens als Dekor bzw. als Frühindikator eine Rolle.

Was liest Du derzeit?

Noch einmal „Der Himmel über der Wüste“, da ich mich demnächst in Tanger aufhalten werde.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein Buch, das nicht scheitert, ist kein Buch. Aber auch das gescheiterte Buch ist kein Buch.

(Alfreda Dimenchoa-Emst, zitiert in „Staaten“)

Vielen Dank für das Interview, lieber Christophviel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Christoph Höhtker, Schriftsteller, Diplomsoziologe.

Zur Person/über mich: Christoph Höhtker, geb.1967 in Bielefeld (D), Taxifahrer, Diplomsoziologe, 5 veröffentlichte Romane, zuletzt „Staaten“ (Ventil).

Wohnhaft seit 2004 in Genf (CH)

Aktueller Roman von Christoph Höhtker:

Ein Besuch des Elternhauses mutiert zu einer Reise an die Grenzen der Realität.

Ein in der Schweiz lebender Autor besucht sein Elternhaus in einem Außenbezirk Bielefelds, um sich vorübergehend der Pflege seiner zweiundneunzigjährigen Mutter zu widmen. Im Gepäck hat er mehrere unvollendete Romanprojekte, einen dysfunktionalen Zugang zum Literaturbetrieb und jede Menge durch manische Beobachtungssucht befeuerte schlechte Laune. Angekommen in Bielefeld-Heepen fühlt sich der Autor jedoch deutlich besser als erwartet. Während sich die Protagonist:innen seiner Manuskripte allmählich verselbstständigen, taucht er immer tiefer in das »Tal der Witwen«, sein ebenso durchschnittliches wie gespenstisches Herkunftsmilieu, ein. Eine Reise an die Grenzen der Realität hat begonnen.

https://www.ventil-verlag.de/titel/1974/staaten

Hardcover
368 Seiten
2. Juli 2025
25,00 €(D)
ISBN 978-3-95575-243-9

Foto: privat

Walter Pobaschnig 4/9/25

https://literaturoutdoors.com

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