Liebe Miriam Brümmer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich beginne den Tag mit Laufen in der wunderschönen Natur und ihren Tieren hier. Ich schöpfe daraus Kraft und meist Gedanken für ein neues Gedicht. Dann frühstücke ich und, wenn es die Zeit erlaubt, notiere ich das Erdachte. Dann habe ich zumeist viel Organisation rund um meine Praxis der Logopädie und Stimmbildung oder auch rund um mein Schreiben.
Ich esse zu Mittag und gehe in die Praxis und wenn dann noch etwas Zeit bleibt, gehe ich am liebsten noch in ein Café, um dort weiter zu schreiben, zu korrigieren, ich übertrage auf den PC und im besten Fall, wenn ich wirklich viel Zeit habe, schaue ich nach Ausschreibungen und Lesungen, vernetze mich und vieles mehr.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich kann nur für mich sprechen, aber ich denke, es ist sehr wichtig, nach innen zu schauen, dort Frieden zu suchen, herzustellen, zu finden. Aus dieser Quelle ist es wichtig, sich um das Verbindende im täglichen Miteinander zu bemühen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Wir stehen, so denke ich, immer wieder vor immensen Herausforderungen. Es gab schon viele sehr schwere Zeiten in der Geschichte, auch wenn erstmals so deutlich die Natur und letztlich unser Ökosystem schlimm in Frage gestellt sind. „Noch hoffe ich, dein Kuss wird mir Zelt.“ aus meinem Gedicht ICH BIN DER BODEN. Die Kunst hat grundsätzlich die Aufgabe, alles zu benennen, aufzuzeigen, das Schöne, wie das zerstörend Schlimme. Es ist wichtig, über den eigenen Tellerrand zu schauen, das Gespräch nicht abreißen zu lassen..“dem Vogel die Hand hinhalten.“ Das Leben besteht aus Gegensätzen.
Was liest Du derzeit?
Wirklich Zeit zu lesen habe ich leider viel zu wenig und wenn, lese ich oft verschiedene Genres und Bücher nebeneinander. Derzeit lese ich den Roman von Yael von der Wouden „In ihrem Haus“. Romane dienen mir oftmals dazu, mich in neue Geschichten zu denken, mich wegtragen zu lassen, starke Momente darin bieten oft Stoff für ein neues Gedicht. Immer wieder lese ich natürlich auch Gedichte, (soviel ich kann, auf insta:-) Auch von aktuell erschienenen Kolleg*innen, wie z.B. Jutta von Ochsenstein, aber auch immer wieder Lieblingslyriker, wie z.B. Rumi, Peter Huchel, Mascha Kaleko, Rilke, Ingeborg Bachmenn und viele mehr. Aber um ehrlich zu sein, lese ich zu wenig, denn mein Schreiben drängt so sehr, so dass ich sehr lavieren muss, die wenige Zeit bestmöglich dafür nutzen. Es hat oberste Priorität, es ist meine Quelle.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Wo das Licht die Farbe bricht, trägt die Luft.“ ( Das ist von mir 🙂
Vielen Dank für das Interview, liebe Miriam Brümmer, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Miriam Brümmer, Schriftstellerin
Zur Person/über mich: Ich bin 1968 in Göttingen geboren, lebe in Freiburg und habe dort seit 2009 eine Praxis für Logopädie/ Stimmbildung.
Ich komme aus einer Schauspielerfamilie (Claus Eberth von den Münchner Kammerspielen war mein Onkel.) So war ich früh vertraut mit Theaterliteratur, griechischer Mythologie und im Besonderen durch meine Großmutter, die viel Gedichte mit mir gelesen hat, auch mit Gedichten.
Veröffentlichungen meiner Gedichte finden sich im Rahmen von Ausschreibungen, aber auch in Zeitschriften, wie der Schule für Dichtung (sfd) in Wien, der eXperimenta 12/24 und 01/25, in Anthologien wie 365 Tage Frieden, (Edition Maya), der kalligrafierten Zeitschrift die Geste, oder auch dem Lyrikjahrbuch, der AG Literatur(Edition AS). Aktuell ist mein Debüt Aus der Nacht im Geest-Verlag 2025, ISBN 978-3-69064-504-1 erschienen.
https://geest-verlag.de/news/br%C3%BCmmer-miriam-aus-der-nacht-gedichte-neu-erschienen

Foto: Portrait_ privat
Walter Pobaschnig 15/8/25