„mehr Stimmen, die laut werden“ Lisa-Marie Lealahabumrung, Sängerin _ Wien 16.8.2025

Liebe Lisa-Marie Lealahabumrung, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Huch – da passiert tatsächlich eine Menge. Meistens beginnt mein Tag gegen acht Uhr, ruhig und fast still. Ich mache mir einen Kaffee und setze mich dann oft noch für zehn Minuten einfach auf den Boden. Angefangen hat das mit meiner traumatisierten Katze – aber das ist eine andere Geschichte. Inzwischen ist es zu einem kleinen Ritual geworden, das mich erdet. Der Kopf ist noch leer, der Tag noch ungeschrieben.

Seit diesem Jahr bin ich selbstständig und versuche, meinen Alltag als Artist zu strukturieren – was in Wahrheit bedeutet: Ich bin eigentlich ständig irgendwo mittendrin. Kein Tag gleicht dem anderen. Mal stehe ich frühmorgens mit KlassikCool in einem Kindergarten oder einer Schule auf der Bühne, mal gibt es am Wochenende Konzerte im Haus der Musik oder Auftritte mit meinen anderen Herzensprojekten, wie etwa SHA-N. Dazwischen: Proben, neue Texte schreiben, Netzwerken – und gefühlt nur noch lernen, lernen, lernen. Weil ich das noch nicht so lange mache, habe ich oft das Gefühl, viel Zeit aufholen zu müssen.

Wenn ich dann doch einmal einen freien Abend habe, bleibe ich gern zu Hause. Ich bin sehr gern allein und brauche viel „Me-Time“. Trotzdem habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen, öfter auszugehen – und bisher klappt das erstaunlich gut: Konzerte, Dinners, Treffen mit Freund:innen. Einfach raus aus dem Kopf, rein ins Leben.

Lisa-Marie Lealahabumrung,
Sängerin, Musikerin, Autorin _
Foto: Projekt „Undine geht“ _ Walter Pobaschnig _ folgende

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig? 

Für uns alle ist es jetzt besonders wichtig, die Augen zu öffnen für das, was in der Welt passiert – über unsere eigenen Grenzen hinaus. Ich weiß, dass das nicht immer einfach ist, weil jeder mit seinem eigenen Paket beschäftigt ist. Aber wir haben mehr vom Kuchen dieser Welt, und ich glaube daran, dass wir alle aus dem Gleichen gemacht sind und auch alle das Gleiche verdienen. Wenn wir erkennen, dass gegenseitige Unterstützung weit mehr bringt als mit den Ellenbogen zu kämpfen, können wir gemeinsam echte Gleichheit und Gerechtigkeit schaffen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu? 

Aufbruch und Neubeginn – das klingt nach etwas Positivem, nach frischer Energie, nach einem vielversprechenden Start. Und oft fühlt es sich auch genau so an. Doch das, was ich im Moment erlebe, ist etwas anderes. Es ist eher ein Zusammenbruch, vielleicht sogar ein Ende. So dramatisch das klingt – für mich ist es gerade Realität. Statt dieses klare Gefühl von Aufbruch herrscht für mich gerade global gesehen Unsicherheit und ein Schwanken.

Ich würde behaupten Aufbruch und Neubeginn keine Ausnahmeerscheinungen – sie gehören zur Menschheitsgeschichte, sind Teil ihres Wesens. Alles ist in ständiger Bewegung, im Wandel. Eine lineare Entwicklung hin zu völliger Gleichheit, die gibt es nicht, oder? Auch in meinem persönlichen Leben tauchen diese Phasen immer wieder auf – gefühlt alle zwei Jahre verändert sich mein Kosmos grundlegend. Trotzdem glaube ich, dass es aktuell nicht nur darum geht, äußere Strukturen zu hinterfragen oder neu zu gestalten. Es geht vor allem darum, das eigene Bewusstsein zu erweitern: wirklich hinzuschauen, zuzuhören und Solidarität zu leben, anstatt in Konkurrenz zu verharren.

Kunst und Musik spielen in diesem Prozess für mich eine unverzichtbare Rolle. Gerade jetzt wünsche ich mir mehr Stimmen, die laut werden. Diese Verantwortung – die eigentlich keine Pflicht ist – liegt am Ende doch bei jedem und jeder Einzelnen. Als Künstler:innen tragen wir die besondere Chance in uns, unsere Stimmen zu erheben, die Bühnen zu nutzen und unsere Reichweite bewusst einzusetzen.

Was liest Du derzeit?

Break the Cycle – Dr. Mariel Buqué 

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben? 

Du bist nur eine Person 

Aber wenn du dich bewegst 

Erlebst du in dir 

Eine ganze Gemeinschaft 

Du gehst niemals allein

Lisa-Marie Lealahabumrung,
Sängerin, Musikerin, Autorin _
Foto: Projekt „Undine geht“ _ Walter Pobaschnig _

Vielen Dank für das Interview, liebe Lisa-Marie, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musik-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Lisa-Marie Lealahabumrung,
Sängerin, Musikerin, Autorin

Zur Person/über mich: Ich bin Lisa-Marie – Sängerin, Musikerin und leidenschaftliche Geschichtenerzählerin. Vor fünf Jahren hat mich die Musik auf besondere Weise wieder zurück ins Leben geholt – seither ist sie mein Herzstück, mein Zuhause, mein Ausdruck.

Durch meine Projekte – The Almighty Alpacas, SHA-N und Acoustic Voyage – bewege ich mich frei zwischen Indie, Electro, Klassik, World Music, Jazz und Soul. Diese musikalische Vielfalt schenkt mir die Fähigkeit, mich in jede Stimmung, jede Geschichte und jeden Menschen einzufühlen.

Besonders am Herzen liegt mir auch meine Arbeit für Kinder: Bei Klassik Cool in Wien gestalte ich lebendige, liebevolle Konzerte für Kinder zwischen 2 und 6 Jahren – ob im Haus der Musik, in Museen oder in Kindergärten. So darf Musik schon bei den Kleinsten Wunder wirken.

https://leala-art.com/

Fotos: Walter Pobaschnig _Projekt „Undine geht“ _ Donau/Wien 8_25

Walter Pobaschnig 13/8/25

https://literaturoutdoors.com

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