Liebe Katja Hoffmann-Hazrati, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Turbulent! Mein Sohn ist drei Jahre alt und mangels ausreichender Kindergartenplätze betreue ich ihn zu Hause. Meine Tochter ist drei Monate alt und sowieso immer mit dabei. Beispielsweise blickt sie gerade kritisch auf den Bildschirm, während ich diese Fragen beantworte.
Ich stehe also viel zu früh auf und versorge meine Kleinen. Bei den täglichen Stimmübungen am Klavier patscht mein Sohn in die Klaviatur, bei der wöchentlichen Korrepetition sind mitunter beide Kinder mit dabei – meiner Pianistin gebührt ein Orden. Texte schreibe ich oft nachts, wenn alle schlafen. Selbiges gilt für das Erlernen von Texten oder neuem Gesangsrepertoire. Vor dem Schlafengehen mache ich dann noch ein paar Yogaübungen.


Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Die Akzeptanz des Andersgearteten.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Als wesentlich sehe ich das Hinterfragen der eigenen althergebrachten Denk- und Reaktionsschemata an. Jede Form der Kunst ist dabei hilfreich, weil sie zur Selbstreflexion anregt. Und zwar ganz unwillkürlich. Gerade im Bühnenbereich sehe ich in den letzten Jahren sehr viel zeigefingerschwenkendes Moralisieren. Das halte ich für kontraproduktiv. Das Publikum will nicht belehrt werden, es kann selbst denken. Wenn man lebensnahes Theater macht, mit dem sich die Menschen identifizieren können, hat man der individuellen Selbstreflexion schon den Boden bereitet.
Was liest Du derzeit?
Die Brüder Karamasov. Und das schon eine ganze Weile…
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Es heißt, die Welt werde, weil man doch Entfernungen verkürzen und Gedanken durch die Luft übertragen könne, im Laufe der Zeit sich immer mehr einigen. […] Oh glaubt nicht an eine solche Vereinigung der Menschen. Indem sie unter Freiheit die Mehrung und rasche Befriedigung ihrer Bedürfnisse verstehen, verunstalten sie ihre Natur […].

Vielen Dank für das Interview, liebe Katja, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspiel-, Musik-, Literaturprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Katja Hoffmann-Hazrati _ Schauspielerin, Sängerin, Autorin
Zur Person/über mich: Katja Hoffmann-Hazrati wurde 1983 in Baden bei Wien geboren und absolvierte ihre Schauspielausbildung und ein Romanistikstudium in Wien. Es folgte Gesangsunterricht in Rom, München, Salzburg und Wien. Sie spielt und singt unter anderem bei: Ensemble Passepartout, Freie Bühne Salzburg, der Philharmonie Salzburg und arbeitet zusätzlich als freischaffende Autorin.
Katja Hoffmann-Hazrati lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Fotos: privat
Walter Pobaschnig 21/6/25