Liebe Ana Pawlik, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Seit ich im Herbst mein Manuskript abgegeben habe, habe ich zum Glück wieder Zeit zum Lesen. Also starte ich, sobald meine Familie um 6:30 aus dem Haus ist, den Tag mit Lesen. Danach vermischt sich Büroarbeit für meine Selbstständigkeit mit Leichte-Sprache-Aufträgen und einem Minijob im Bioladen. Dazwischen immer wieder kreative Schreibprojekte.
Wenn ich gerade an einem Roman schreibe, arbeite ich geblockt. Ein paar Tage oder Wochen nur Romanschreiben von früh bis spät. Und dann wieder geblockt ein paar Tage oder Wochen nur Leichte-Sprache-Aufträge.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir Menschen positive Zukunftsbilder in unsere Köpfe hineinbekommen. Bilder von einer Welt, in der wir alle aufeinander schauen. In der wir so leben, dass niemand ausbeutet oder zurückgelassen wird, weder Mensch noch Tier noch Natur. Eine Welt, in der wir verinnerlicht haben, dass Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit oft so eng miteinander verwoben sind wie Wolken und Regen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Für wesentlich halte ich, wie gesagt, die positiven Zukunftsbilder. Es braucht Kreativität, Offenheit, Neugier für Neues und ganz viel Menschlichkeit, damit vor unserem inneren Auge eine andere, gerechtere Welt entstehen kann. Erst wenn wir diese Welt vor uns sehen, wissen wir, worauf wir hinarbeiten können.
Die Rolle von uns Künstler*innen sehe ich darin, dazu beizutragen, diese Zukunftsbilder in die Köpfe der Menschen zu bekommen. Jeder auf seine Art, mit seiner Kunst kann diese Bilder malen, kann diese Zukunftsbilder beschreiben, von ihnen singen, sie fotografieren, kann in ihnen Welten und Geschichten entstehen lassen… Kurz: Appetit darauf machen, wie die Welt sein könnte, wenn wir es kollektiv nur wöllten.
Was liest Du derzeit?
Vor Kurzem habe ich „Die Aufrechte“ von Claudius Crönert gelesen, „Die Nachricht“ von Doris Knecht, danach Christina Auerswalds „Schneekoppe“ und freue mich, heute Abend mit „Radio Sarajewo“ von Tijan Sila zu starten. Vor Kurzem las ich das Jugendbuch „Die Geschichte von Baby & Solo“ von Lisabeth Posthuma, das mich auch sehr berührt hat.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
»Wieso war diese Welt so, wie sie war; wieso gab es immer Menschen, die herrschten und Befehle erteilten, die nie hungern mussten, die frei entscheiden konnten, während andere ihr Leben lang Knechte sein mussten. «
Knecht Claus in „Der Fall des Eisernen Königs“
Vielen Dank für das Interview, liebe Ana, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Ana Pawlik, Schriftstellerin
Zur Person: Ana Pawlik wurde in Deutschland, Baden-Württemberg geboren. Nach einer Ausbildung im sozialen Bereich und einer mehrjährigen Rucksackreise durch Afrika, Kanada und Skandinavien strandete sie 2006 in Wien. Inzwischen lebt die Autorin mit ihrer Familie in Oberösterreich. Neben ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin arbeitet sie selbstständig als Texterin und überträgt Romane und schwierige Schriftstücke in Leichte Sprache.
Aktuelles Buch von Ana Pawlik: „Der Fall des Eisernen Königs“

„Herzogtum Österreich 1275: Kaum ist Rudolf von Habsburg zum König des Heiligen Römischen Reichs gekrönt, fordert er von Přemysl Ottokar Österreich an ihn abzutreten. Doch letzterer wehrt sich mit eiserner Hand dagegen.
Wer sich auf die Seite des „falschen Königs“ schlägt, bringt sich bald in tödliche Gefahr. Der erbitterte Machtkampf der beiden Herrscher entfacht eine Welle der Unruhe, die bis ins abgelegene Ennstal reicht. Dort versucht der entflohene Knecht Claus zusammen mit anderen Vogelfreien verborgen in der Waldwildnis ein Gehöft aufzubauen. Doch bald überschlagen sich die Ereignisse. Claus’ Geliebte Ännlin wird zur Zielscheibe des grausamen Grafen Irenfried und das Gehöft gerät immer mehr in Gefahr, bis Claus letztlich dazu gezwungen wird, für einen der beiden Könige Position zu beziehen.“ (Presseinfo)
Ana Pawlik, Der Fall des Eisernen Königs
Band 3 der Österreich-Saga
Seit Februar 2025 bei Oeverbos Verlag.
ISBN Print
978-3-911115-25-4
ISBN Ebook
978-3-911115-26-1
Erscheinungstermin
28. Februar 2025
Format Paperback
12,5 x 21,5 cm
https://www.anapawlik.at/romane.html#derfalldeseisernenkoenigs
Foto: CZ
Walter Pobaschnig 3/6/25