„Ich schreibe und lebe, am liebsten gleichzeitig“ Mona Schwarz, Schriftstellerin _ Freiburg im Breisgau/D 1.6.2025

Mona Schwarz, Schriftstellerin

Liebe Mona Schwarz, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Vermutlich deckt sich mein Tagesablauf unter der Woche mit dem vieler berufstätiger Eltern u./o. Schreibender: Ich starte früh und ruhe spät. Kaffee spielt dabei eine entscheidende Rolle, und ich habe aufgehört, mich zu fragen, ob das gesund ist.

Am Vor- und Nachmittag bin ich stellvertretende Beauftragte für Chancengleichheit, arbeite in der Weiterbildungsberatung und unterstütze bei der Arbeitssuche. Danach gehört die Zeit meinen Kindern.

Wenn es der Kopf zulässt, schreibe oder lese ich abends. An den Wochenenden länger und mehr. Das Schreiben ist mir wichtig, mein Brotjob auch, und obwohl es zweifelsohne ein Balanceakt ist, alles unter einen Hut zu bringen, wäre ich wohl nicht der Mensch und die Schreibende, die ich bin, ohne all die anderen Leben in meinem Leben. Meine Freizeit verbringe ich gerne in der Natur, oder ich tanze Stepp und singe – letzteres nicht gut, aber ständig und laut.

Ansonsten bin ich Co-Host in einem Podcast, Redakteurin in einem Literaturmagazin und Vorstand in einem Lyrikverein. Ich schreibe und lebe dazwischen, am liebsten gleichzeitig.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig? 

Da ich nicht für jede*n antworten kann und möchte, beantworte ich diese Frage für mich. Ich denke, wir sollten lernen, wieder mehr miteinander zu sprechen, anstatt nur zu sprechen. Kommunikation, Akzeptanz und Toleranz sind gerade in diesen Zeiten wichtiger denn je. Ich wünsche mir, dass wir einander zuhören, anstatt nur zu hören.

Ich wünsche mir mehr Authentizität.

Wünsche mir echte Menschen mit echten Werten und echten Worten.

Mehr Empathie, weniger Selbstdarstellung und mehr Raum.

Mehr Raum für Fragen und Austausch.

Dass wir hinsehen, anstatt nur zu schauen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu? 

Was für den einen Aufbruch und Neubeginn ist, muss es für den anderen nicht unbedingt sein. Wesentlich für mich, angesichts politischer u./o. gesellschaftlicher Entwicklungen und für jegliche Form der Kontinuität, sind meine Familie und mein soziales Umfeld. In Sicherheit und Frieden zu leben, ist keine Selbstverständlichkeit, und ich denke, dass gerade Kunst und Literatur durch die Zeit(en) tragen, ja sogar tragen müssen, weil sie an- und aussprechen, offenbaren, entfesseln und manchmal entblößen. Das bedeutet Bewusstsein und Verantwortung für jede*n Kunstschaffende*n. Für sich selbst und andere.

Was liest Du derzeit?

Aktuell lese ich den Lyrikband „entschämungen“ von Siljarosa Schletterer, von Christine Lavant „Aufzeichnungen aus dem Irrenhaus“, als Jahreslektüre immer wieder „Der Winter dauerte 24 Jahre“ von Marie T. Martin, den Erzählband „Würdest du bitte endlich still sein“ von Raymond Carver und „Unterwegs“ von Jack Kerouac.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben? 

Aus Marguerite Duras’ „Schreiben“:

Das Schreiben macht mich zu einem Wilden. Man kehrt zu einer Wildheit zurück, die vor dem Leben da war. Und man erkennt stets wieder, es ist jene der Wälder, alt wie die Zeit. Ein Zustand der Angst vor allem, die sich unterscheidet und doch untrennbar ist vom Leben…Man muss stärker sein als man selbst, um mit dem Schreiben zu anzufangen, man muss stärker sein als das, was man schreibt. Das ist eine merkwürdige Sache, ja…und es ist auch das heftigste Glück. Immer, das glaube ich.

Und aus „Andalemania“ das Gedicht „Dichter Ort II“ von José F.A. Oliver:

im hautgrund die uhr

ins nirgendwo der zeit

als das auge noch meer war

Vielen Dank für das Interview, liebe Mona!

Ich habe zu danken! Herzliche Grüße aus Freiburg.

Vielen Dank für das Interview, liebe Mona, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Mona Schwarz, Schriftstellerin

Zur Person: Mona Schwarz (*1984) studierte Kulturwissenschaften, Spanisch und Tourismusmanagement. In Spanien war sie 15 Jahre als Übersetzerin und Sprachlehrerin tätig. Als Co-Host des Podcasts „Worte:Leben“ spricht sie über die Kompatibilität von Beruf, Familie und Schreiben. Sie ist Vorstandsmitglied im Lyrikverein „Vers & Vielfalt“ und Redakteurin des Kunst- und Literaturmagazins „¡Arte.Mira!“. Erste Veröffentlichungen in der St.Pöltner Literaturzeitschrift „Die Brache“ sowie in der Salzburger Literaturzeitschrift „mosaik“, dem Schweizer Germanistikmagazin „Denkbilder“, der Literaturzeitschrift „KARUSSELL“, dem Prosamagazin „introspektiv“ und dem Jahrbuch der Lyrik 2025 | AG Literatur. Aktuell lebt und arbeitet sie in Freiburg im Breisgau. Sie schreibt Lyrik und Prosa.

Mona Schwarz, Schriftstellerin
Instagram: @monaschwarz
Spotify: Worte:Leben | Podcast on Spotify
Lyrikverein: Lyrikverein Freiburg
Magazin: http://www.artemira.de

Fotos: privat

Walter Pobaschnig 31/5/25

https://literaturoutdoors.com

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