Bachmannpreis 2025_ im Interview:
Natascha Gangl, Schriftstellerin _ Bachmannpreis Nominierung 2025

Bachmannpreis Nominierung 2025
Liebe Natascha Gangl, herzliche Gratulation zur Bachmannpreisnominierung! Wie und wann hast Du von Deiner Nominierung erfahren? Was war Deine erste Reaktion und wie sieht jetzt die Vorbereitung aus?
Vielen lieben Dank! Ich wurde von Brigitte Schwens-Harrant nach einer Lesung im Rahmen ihrer „Werk.Gänge“ eingeladen, ihr einen Text für den Wettbewerb vorzuschlagen. Es hat sich nach einem guten Moment dafür angespürt und ich habe einen Text für Klagenfurt/Celovec geschrieben, den sie glücklicherweise mochte. Große Aufregung. Versuche gerade viel Ruhe in der Südoststeiermark für die turbulenten Tage zu sammeln und konzentriert weiterzuarbeiten.
Wie war Dein Weg zum Schreiben?
Ich kann mich nicht erinnern, wann es begonnen hat. Öffentlich geworden sind Texte von mir zum ersten Mal 2007 mit der Nominierung für den Retzhofer Dramapreis. Die Wege, auf die mich das Schreiben schickt, verwandeln sich oft. Aus einem Sprechtext wird ein Buch, dann ein Hörstück, ein Theaterstück, dann eine Ausstellung, dann wieder ein Buch. Manchmal inszeniere ich die Texte oder installiere oder performe sie, gern schreibe ich für andere, oft entwickle ich Stücke im Kollektiv mit Künstler:innen anderer Sparten – gerade arbeite ich sehr dokumentarisch. Alles glücklicherweise sehr unvorhersehbar und unplanbar.
Wie sieht der Schreibprozess bei Dir aus, gibt es etwa bestimmte Routinen, was inspiriert Dich und was ist Dir in Deinem Schreiben wichtig?
Routinen – kann ich nicht.
Zerlegen und wieder zusammensetzen, zersetzen und wieder zusammenlegen, widersetzen und sammeln und legen und wieder von vorne. Das ist vielleicht, was ich mache. Aus einer Arbeit eine andere entwickeln, alles verflechten und wieder zurück, umbauen, umstellen, zerlegen usw. usw.
Was hast Du mit Ingeborg Bachmann gemeinsam?
Ich weiß nicht. Ich habe von ihr geträumt. Genauer: Von einem Interview, das sie gegeben hat. Den Traum habe ich an den Anfang meines Buches „Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn“ gestellt:
Du stehst im Raum, es ist dunkel. Du hörst eine Türe sich öffnen und kein Körper, aber eine Stimme tritt ein. Es ist die Stimme von Ingeborg Bachmann, die sich langsam Worte sucht:
„Die Bewusstseinslage in einer Zeit … das heißt doch nicht, dass man die Sätze nachspricht … die diese Gesellschaft spricht …, sondern sie muss sich anders zeigen … radikal anders zeigen … sonst würden wir nie wissen … was diese Zeit war. (…)“
Bitte assoziiere zu den Stichworten:
Gegenwart – GARTENWEG
Literatur – IRRTE LAUT
Leben – NEBEL
Klagenfurt –RUFTEN KLANG
Preis – RISPE
Vielen Dank für das Interview! Viel Freude und Erfolg in Klagenfurt!
Danke Ihnen lieber Walter Pobaschnig!
Zur Person: Natascha Gangl, geboren 1986 in Bad Radkersburg, lebt in Wien und der Südoststeiermark. Liest auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant.
Natascha Gangl studierte Philosophie in Wien und Szenisches Schreiben bei uniT Graz. Sie lebte in Mexiko und Spanien. Gangl schreibt Prosa, Essays und Sprechtexte, entwickelt Musik- Objekt- und Sprechtheater sowie Hörstücke, die auch zu Ereignissen und Ausstellungen werden.
Veröffentlichungen (Auswahl)
„FRISCHE APPELLE & andere Sprechtexte“, Ritter, 2025
„Zwei Millionen Zeichen. Begegnungen mit dem Schriftsteller Peter Waterhouse“ SWR, 2024
„staub … a little mindblow*“, Spitzwegerich, Theater am Werk, Wien, 2024
„The Cosmic Strips. Klangcomics frei nach Matta“ mit Rdeča Raketa. Kunstforum Wien, 2024
„Öffnungen. Eine Mexiko-Archäologie“ SWR, 2023
„La manzana mexicana oder Burros in Mexiko. Ein Radioessay“, mit A. Castelló, SWR/ORF, 2022
„Einsame Ameisen Amnesie. Ein Klangcomic frei nach Anestis Logothetis“ mit Rdeča Raketa. Hörstück und Live-Performances, Wien Modern/ORF, seit 2021
„Pick mich auf. Ein Low-Tech-Spektakel“, Spitzwegerich, Theater am Werk, Wien, 2021
„Die Revanche der Schlangenfrau. Ein Klangcomic frei nach Unica Zürn.“ mit Rdeča Raketa. Hörstück, Live-Performances, Ausstellungen, LP Mamka Records/ORF, seit 2019
„Das Spiel von der Einverleibung. Frei nach Unica Zürn.“ Mit Bildern von T.Camuñas, starfruit publications, 2020
„Wendy Pferd Tod Mexiko. Ein Klangcomic.“ mit Rdeča Raketa, Hörstück, Live-Performances, div. Tonträger und Kunstbuch, MAMKA Records, seit 2016
„Wendy fährt nach Mexiko“, Ritter, 2015
„DIE GROSSE ZOOLOGISCHE PANDEMIE“ Unendliche Textfläche
Aufführungen u.a. am Staatstheater Mainz, Theater am Lend Graz, Dramatiker:innenfestival Graz, Theater Winkelwiese Zürich, Roxy Basel, Schauspielhaus Wien, Theater Rampe Stuttgart, 2009-2020
Auszeichnungen und Stipendien (Auswahl)
Kunstraum-Steiermark-Stipendium, 2025-2026
Projektstipendium des BMKOES, 2024/25
Ö1 Preis für das Beste Originalhörspiel, mit Rdeca Raketa, 2020
Heimrad-Bäcker-Förderpreis, 2019
Hauptpreis des Berliner Hörspielfestivals, mit Rdeca Raketa, 2018
Hausautorin am Staatstheater Mainz, 2013/14
Literaturförderungspreis der Stadt Graz, 2011
Homepage: https://gangl.klingt.org/
Bachmannpreis 2025
„ein Fest der Literatur, ein Fest der Weltoffenheit und ein Fest der Menschlichkeit.“ TddL (Tage der deutschsprachigen Literatur) Organisator Horst L. Ebner, ORF Kärnten.
Die Tage der deutschsprachigen Literatur 2025 finden vom 25. bis 29. Juni im ORF-Theater des Landesstudios Kärnten statt.

Veranstalter und Sponsoren (v. l. n. r.): Reinhard Draxler (KELAG-Vorstand), Brigitte Winkler-Komar (Land Kärnten, Leiterin Kunst und Kultur), Nadja Kayali (Intendantin Carinthischer Sommer), Horst L. Ebner (Koordinator Tage der deutschsprachigen Literatur), Christian Scheider (Bürgermeister von Klagenfurt), Karin Bernhard (ORF-Landesdirektorin), Franz Petritz (Stadtrat von Klagenfurt/Kulturreferent), Ursula Schirlbauer (ORF/3sat), Julian Geyer (Gemeinderat der Landeshauptstadt Klagenfurt am Wörthersee), Michaela Werblitsch (BKS Bank, Leiterin Communication & ESG) und Klaus Wachschütz (Technischer Leiter ORF Kärnten & Regisseur Ingeborg-Bachmann-Preis)

Autorinnen und Autoren 2025
14 Autorinnen und Autoren aus Deutschland, der Schweiz und Österreich lesen um den mit 25.000 Euro dotierten Ingeborg-Bachmann-Preis.
Thomas Bissinger, D
Natascha Gangl, A
Max Höfler, A
Nefeli Kavouras, D
Fatima Khan, D
Laura Laabs, D
Kay Matter, CH
Tara Meister, A
Nora Osagiobare, CH
Josefine Rieks, D/A
Almut Tina Schmidt, D/A
Boris Schumatsky, D
Verena Stauffer, A
Sophie Sumburane, D




Die Jury
Vorsitzender Klaus Kastberger, Graz (A)
Mara Delius, Berlin (D)
Laura de Weck
Mithu Sanyal (D)
Brigitte Schwens-Harrant, Wien (A)
Thomas Strässle (CH)
Philipp Tingler, Zürich (CH)

Am 29. Juni wird in Klagenfurt am Wörthersee der 49. Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. Die Tage der deutschsprachigen Literatur 2025 finden vom 25. bis 29. Juni im ORF-Theater des Landesstudios Kärnten statt.

Weitere Informationen zum Bachmannpreis 2025: https://bachmannpreis.orf.at/stories/3305089/
Fotos: Portrait Natascha Gangl _ Daniel Sostaric; Pressekonferenz _ Johannes Puch; alle weiteren Fotos_Walter Pobaschnig
Walter Pobaschnig 27.5.2025
