Lieber Elias Hafner, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Morgens stehe ich auf und mache mir in Ruhe einen Kaffee. Meist checke ich meine Mails und organisiere alles um meine anstehenden Projekte herum. Derzeit ist es der bevorstehende Release meines neuen Albums „A Rainy Day In Vienna“, das am 20. Juni gemeinsam mit Preiser Records erscheint. Dazu gehört alles, was sich so um ein Album dreht. Organisation der Konzerte, Video-Drehs und Promotion-Kampagnen…

Hinzu kommen natürlich die Proben für meine Konzerte, für die ich anschließend am Klavier, aber auch auf der Gitarre übe. Vor dem Essen wird ein Krafttraining gemacht und nach dem Essen geht es weiter mit dem Komponieren und Ausarbeiten neuer Musik. Das ist wohl das Schönste an meinem Alltag.

Neu hinzugekommen ist, dass ich ab August dieses Jahres nach Spanien auswandern werde, um an dem Berklee Collage of Music mein Masterstudium in Filmkomposition anzugehen. Hierzu braucht es natürlich auch seine Zeit, um alles vorzubereiten.

Für einen perfekten Tag darf aber ein ausführlicher Spaziergang nicht fehlen und abends schaue ich mir dann gerne einen Film an oder lese ein gutes Buch.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Die Wahrnehmung. Durch verschiedenste Lebenssituationen habe ich gelernt, wie wichtig es ist die eigene Umwelt und seine Mitmenschen wahrzunehmen.
Hier spreche ich davon die Welt, um sich selbst herum mehr wahrzunehmen. Bei einem Spaziergang kann es glasklar werden, wie schön eigentlich die Kleinigkeiten sind. Da höre ich beispielsweise besonders gerne auf die Blätter der Trauerweiden, die so schön im Wind rascheln. Oder ich sehe zu, wie die Sonnenstrahlen zwischen den Blättern durchstoßen und sich somit ein Lichtspiel sondergleichen ergibt.
Eine Wahrnehmung dieser Dinge kann mich an einem stressigen Alltag retten. Bei besonders situationsreichen Tagen denke ich dann an diese Kleinigkeiten und muss mir oft sogar das Schmunzeln zurückhalten.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?
In diesem Fall werde ich von der Musik sprechen, da ich mich dieser sehr verbunden fühle.
Der Umbruch ist Teil unseres Lebens, doch es ist wichtig bei einem Umbruch einen inneren Anker zu haben, der kann bei jedem ein anderer sein, doch bei mir ist es die Musik.
Ich komponiere Neo-Klassik und so wie dieses ein Genre des Umbruchs ist, eine Weiterentwicklung der Klassik ist, heißt es nicht, dass es sich von der Klassik abwendet. Es bildet mit Hilfe der Klassik etwas Neues, aber mit der Bedachtheit auf neue Dinge wie Ruhe und Melancholie.
Ein Aufbruch braucht Erneuerung, aber auch einen Ort der Stille und dieser ist für mich die Musik, die Literatur und die Kunst. Daraus schöpfe ich meine Kraft.


Was liest Du derzeit?
Derzeit lese ich Alfred Hitchcock‘s „Nachts, wenn das Licht ausgeht“. Es ist eine Sammlung von Kurzgeschichten, die der Großmeister der Horrorfilme und Thriller selbst zusammenstellte.
Als großer Liebhaber des Kinos und vor allem des Kinos der 50er Jahre bin ich ein regelrechter Fan von Hitchcocks Art und Weise der Geschichtenselektierung. Kurz gesagt, ich liebe seine Filme und glücklicherweise habe ich dieses Buch in einem Antiquariat in Wien gefunden. Was für ein glücklicher Zufall.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Auch die Pause gehört zur Musik.“
-Stefan Zweig

Vielen Dank für das Interview, lieber Elias, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musikprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Elias Hafner, Komponist und Musiker
Zur Person: Elias Hafner ist ein österreichischer Komponist, der in Kärnten geboren wurde und heute in Wien lebt und komponiert. Seit 2020 ist er als Medienkomponist und Live-Musiker tätig. In der Zeit zwischen 2021 – 2023 setzte er verschiedenste Projekte in die Tat um, sowie seine ersten beiden EP’s, die das Fundament für seinen Sound begründeten. Sein Debüt-Album „Monument“ erschien im September 2023 zusammen mit Grammy-Preisträger Georg Luksch und dem Musiklabel „Preiser Records. Es landete auf Platz 34 der Apple-Albumcharts.
Hafner studierte an Universitäten, wie der Gustav Mahler Privat Universität Klagenfurt und der Kunst Universität Graz. Er besuchte Meisterkurse am Klavier bei Pianisten wie, Paul Gulda und Filipo Gamba. 2024 schloss er sein Studium der Medienmusik am Jam Music Lab in Wien mit Auszeichnung ab und arbeitet seit Juli 2024 hauptberuflich als Künstler und kreiert neue Projekte!
Eines dieser neuen Projekte ist sein zweites Studioalbum, das wieder gemeinsam mit Grammy-Gewinner Georg Luksch und Preiser Records entstanden ist. Es ist ein Konzeptwerk, das die Zusammenarbeit mit Musikern der „Wiener Philharmoniker“, des „Vienna Synchron Stage Orchestra“ und des „Volksopernorchesters“ beinhaltet. Das Album „A Rainy Day In Vienna“ erscheint am 20. Juni.
Fotos: Dominik Plohovich
Walter Pobaschnig 20/5/25