Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „ihre Kunst zwischen den Zeilen erzählen zu können“ Roland Freisitzer, Schriftsteller _ St.Pölten/NÖ 17.4.2025

Erinnerung an Barbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Erinnerung _  Roland Freisitzer, Schriftsteller, Komponist, Dirigent

Lieber Roland, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Gab es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Leider gab es keine persönliche Begegnung.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Barbara Frischmuths Werk ist ein gewichtiger, viel zu wenig beachteter Block in der österreichischen Literaturlandschaft. Besonders in Erinnerung ist mir ihr origineller, wenig spektakulärer, aber genau deshalb sehr einfühlsamer und tiefgehender Blick auf das Innenleben ihrer ProtagonistInnen. Auf Beziehungen und das vermeintlich Kleine, das so oft übersehen wird.

Gibt es ein Lieblingsbuch von Ihr und warum dieses?

Das ist schwer zu beantworten, weil es da für mich eine ganze Reihe von Romanen oder Erzählungen gibt, die ich in die Kategorie „Lieblingsbuch von Barbara Frischmuth“ einordnen würde. Vielleicht aber dann doch „Der Sommer, in dem Anna verschwunden war“. Warum dieses? Möglicherweise aufgrund der Machart, des Kunstgriffs, wie die Geschichte einer beeindruckenden Frau erzählt wird, die verschwunden ist und nicht selbst zu Wort kommt.

Welche Inspiration hinterlässt Ihr Schreiben, Ihre Weltsicht, Ihr Künstlerinsein?

Besonders inspirierend finde ich ihre Fähigkeit, oder noch besser, ihre Kunst, Figuren zu zeichnen, aufleben zu lassen und zwischen den Zeilen erzählen zu können.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von Ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Oh, da bin ich jetzt ein wenig überfordert, weil ich mir genaue Zitate nur ganz selten merke, aber ich erinnere mich sehr genau an den ersten Satz von „Der Sommer, in dem Anna verschwunden“ war, weil er den Roman so großartig in Gang setzt und so viel Stimmung und Erklärung vorwegnimmt.

„Die Sonntage waren immer am schlimmsten.“

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Roland Freisitzer, Schriftsteller, Komponist, Dirigent

Zur Person: Roland Freisitzer wurde 1973 in Wien geboren und wuchs in Moskau, Warschau, Kapstadt und St. Pölten auf, bevor er sich 1989 erneut nach Moskau begab, um Komposition zu studieren. Der Komponist und Dirigent ist Dozent im Bereich der zeitgenössischen Musik an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien. Seit mehr als einem Jahrzehnt rezensiert Roland Freisitzer zeitgenössische Literatur.

Aktueller Roman von Roland Freisitzer:

„Hyänen“ Roman. Picus Verlag.

http://www.septime-verlag.at/Buecher/buch_Hyaenen.html

Foto_Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Foto_Portrait Roland Freisitzer: Walter Pobaschnig

Walter Pobaschnig 13.4.2025

https://literaturoutdoors.com/

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