Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „Die Erweiterung im Verständnis von Menschlichkeit“ Peter Marius Huemer, Schriftsteller _ Wien 11.4.2025

Erinnerung an Barbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Erinnerung _ Peter Marius Huemer, Schriftsteller

Lieber Peter, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Ga es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Leider habe ich sie nie persönlich getroffen. Ich habe zu verschiedenen Anlässen über sie gelesen, habe mitbekommen, wenn etwas Neues von ihr erschienen ist, ein Aufeinandertreffen hat sich jedoch nie ergeben.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Ihr Werk ist unumstößlich Teil des österreichischen Kanons und wird auch noch in Jahrzehnten gelesen und stetig neu und besser verstanden werden. An ihr führt kein Weg vorbei – nicht nur, wenn die Rede von österreichischer Literatur ist, sondern von deutschsprachiger Literatur gesamt.

Gibt es ein Lieblingsbuch von Ihr und warum dieses?

Obwohl sich in meiner Bibliothek viele ihrer Bücher befinden, liegen die meisten leider noch auf dem „unbedingt bald lesen!“-Stapel. Deshalb zögere ich mich auf ein Lieblingsbuch festzulegen. „Die Schrift des Freundes“ hat mir sehr gut gefallen und mich berührt.

Welche Inspiration hinterlässt Ihr Schreiben, Ihre Weltsicht, Ihr Künstlerinsein?

Sie hinterlässt vieles und vor allem die Erkenntnis, dass man jedes Thema (nicht zuletzt jene von ihr selbst häufig gewählten) von einer unendlich komplexen Vielzahl an Blickwinkeln angehen kann und sich dabei die Erkenntnismöglichkeiten nie erschöpfen. Die Erweiterung im Verständnis von Menschlichkeit, die sich aus dem Chor unterschiedlicher Sprachen, Kulturen und Individuen ergibt, muss stetig weiter erforscht, gefühlt und erlebt werden. Nichts erschöpft sich, wenn man genau genug hinschaut.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von Ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Wort für Wort kann ich leider nicht an das Zitat erinnern, aber ich erinnere mich an eine Textstelle aus „Die Schrift des Freundes“ in der es darum ging, dass die Sprache mehr als ein Kommunikationswerkzeug ist – ein Thema, dass sich des Öfteren bei ihr findet und eigentlich allgemein nichts Einzigartiges ist, im Kontext des Buches und in der gerade aktuellen Ambivalenz von Sprache als etwas Verbindendes aber auch potenziell als Werkzeug der Manipulation jedoch, blieb es bei mir besonders hängen. Ein Aufruf zu Verantwortung und Umsicht beim Gebrauch einer derart mächtigen Sache.

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Peter Marius Huemer, Schriftsteller

Peter Marius Huemer, Schriftsteller

Zur Person: https://www.petermariushuemer.com/literatur

Foto_Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Foto_Portrait Peter Marius Huemer: privat

Walter Pobaschnig 11.4.2025

https://literaturoutdoors.com

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