Liebe Anni Mathes, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich bin keine Autorin in Vollzeit, doch ich betreue den int. literarischen Wanderweg „Stille Laute“ in Bludesch. Neben dem halbjährlichen Textwechsel mit Texten aus der ganzen Welt organisiere ich jedes Jahr eine Lesewanderung und einen Schreibworkshop in der Natur.
Unsere Homepage: http://www.stille-laute.at
Europaweit bin ich in viele literarische Vernetzungen involviert und bin zudem pensionierte DGKS und pensionierte dipl. Kinesiologin. Mein Mann und ich tanzen durch´s Leben, außerdem genießen wir unsere vier Kinder, drei Schwiegerkinder, sechs Enkelkinder und unser Leben. Wir wohnen angrenzend an eine wunderbare Naturvielfalt und haben ein Haus der Begegnung mit einem Garten, wo viele Bienen und Nützlinge sich daheim fühlen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Persönlichkeitsbildung, Kooperationen, Toleranz und Akzeptanz Fremdem, Ungewohntem und Anderem gegenüber, Empathie mit allen Lebewesen auf unserem Planeten, Respekt vor der Natur, Achtsamkeit im Umgang mit unseren Gedanken, Worten und Handlungen. Dankbarkeit für alles, was uns geschenkt ist und vor allem für unser Leben.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Die Kunst an und für sich ist schon eine Kunst, die wesentlich zu einem erfüllten Leben beitragen kann. Jede Kultur kann persönlichkeitsbildend sein und zum Nachdenken und Hinterfragen, auch zur Selbstreflexion anregen.
Jeder Aufbruch und Neubeginn kann eine Herausforderung und eine Chance zur Weiterentwicklung bedeuten. Viele von uns Menschen neigen dazu, Veränderungen, auch wenn sie positive Erneuerungen bringen könnten, massiven Widerstand entgegen zu setzen, weil sie Veränderungen als Hindernis, als Gefahr für das Gewohnte, in dem wir uns bequem eingerichtet haben, empfinden. Es gibt leider auch machthungrige Menschen, die die Zukunftsängste von Menschen für ihre Zwecke nutzen und mit manipulativen Parolen und oft haltlosen Versprechungen das Verhalten von Menschen subtil beeinflussen. Ihre Intrigen werden oft zu spät entlarvt.
Im Rückblick gesehen, vergessen wir, die Menschen der Gegenwart, oft das Leid unserer Ahnen, weil es weit fort erscheint. Doch unsere halbherzig getroffenen Entscheidungen von heute sind sehr oft die Wurzel vielen Übels für morgen.
Wenn wir ganz klarsehen, können wir auch nicht vernebelt werden.
Was liest Du derzeit?
„Hoffnung“ von Jonas Grethlein (Verlag C.H.Beck) – eine Geschichte der Zuversicht aufgrund weitergegebener Erfahrungen der letzten drei Jahrtausende.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Einen Spruch, der meiner Feder entsprungen ist:
Wer sich die Freiheit nimmt,
Andere auszugrenzen,
baut Zaun für Zaun
seinen eigenen Käfig.
© Anni Mathes – Bludesch/A

Vielen Dank für das Interview, liebe Anni, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Anni Mathes, Schriftstellerin
Zur Person/über mich: Bio-Bibliografie: Anni Mathes – www.stille-laute.at
Int. Mundartautorin seit 1998, schreibt seit 2020 auch in der Hochsprache,
geb. 1956, seit 1977 verheiratet mit Klaus, vier Kinder, drei Schwiegerkinder und sechs Enkelkinder; Dipl. GSKS und dipl. Kinesiologin mit eigener Praxis, seit 2016 in Pension
Literarisches Schaffen:
2001 – 2006 Fernstudienlehrgang an der Neuen KS Zürich/Journalismus und Schriftstellerei
2005 bis 2016 – Organisatorin und Projektleiterin der fünf int. Bludescher Mundart-Symposien
Seminarleiterin für das Märchenschreiben – Anni´s Märchen-Werkstatt auch für Erwachsene,
Schreib-Work-Shops mit Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Deutsch-Unterrichtes österreichweit
Initiatorin und Organisatorin des 1. Walgauer Literatur-Nachwuchs-Wettbewerbes
2014, 2016, 2019 – Jury-Mitglied bei drei Walgauer Literatur-Nachwuchs-Wettbewerben
Seit 2023 – Projektleiterin, Organisatorin und Kuratin des Int. Literarischen Wanderweges „Stille Laute“ in Bludesch
Veröffentlichungen:
Drei Mundart-Bücher, zwei CD: 1998 – Läba und läba lo, 2000 – Ohra-schlüüfr, 2010 – grüscht;
2006 ORF-Hörspiel für Regisseur Augustin Jagg, auch Sprecherin der Hauptrolle
2006 Bludescher Dorflied – Text und Melodie, Harald Hronek (+) vertonte es mehrstimmig
Initiatorin, Redakteurin und Lektorin von fünf Rheticus-Anthologien in Zusammenarbeit mit der Rheticus-Gesellschaft:
2007 – Internationale Mundart-Brücken
2009 – Spuren über die Grenzen
2011 – Fenster zum Nachbarn
2013 – Licht und Schatten
2016 – Ordnung – Unordnung. Alles in Ordnung?
Mitautorin in 17 weiteren Anthologien in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Schweiz
Zahlreiche Einladungen und Lesungen ab 2000 im In- und Ausland:
Österreich (Vbg., Tirol, OÖ, Burgenland, auch beim ORF), Schweiz, Deutschland, auch SWR3 und SWR4/Freiburg und Saarbrücken, Frankreich/Bouzonville
Mitgliedschaften:
Literatur Vorarlberg (Einige Jahre auch als Beirätin), IDI (Int. Dialekt-Institut/Niedernsill)
Literaturpreise:
2000 – Ludwig-Schwarz-Anerkennungspreis für moderne Lyrik in Höfen/Enz – Schwarzwald
2013 – Landesliteraturpreis Vorarlberg/Arbeits-Stipendium
2019 –In der Short-List und Anthologie beim Feldkircher Lyrikpreis
2022 – 1. Preis bei einem Kurzprosa-Wettbewerb in Molln/OÖ und ein Mundarthunderter bei Gaul/Ulrich Gabriel
2024 – In der Short-List und Anthologie des Wettbewerbes Baumgeschichten
Fotos: privat
Walter Pobaschnig 31.3.2025
https:literaturoutdoors.com