Erinnerung an Barbara Frischmuth _ „Ein Leben schreibend verbringen“ Hanno Millesi, Schriftsteller _ Wien 5.4.2025

Erinnerung anBarbara Frischmuth, Schriftstellerin  *5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Interview _  Hanno Millesi, Schriftsteller

Lieber Hanno, welche Erinnerungen hast Du an Barbara Frischmuth als Kollegin? Gab es persönliche Begegnungen und wie hast Du diese erlebt?

Ich habe Barbara Frischmuth ein paar Mal getroffen. Zuletzt 2022 im Rahmen der Innsbrucker Literaturtage. Ich habe sie als ausgesprochen liebenswerte, warme Persönlichkeit in Erinnerung.

Was macht für Dich das Werk von Barbara Frischmuth aus und wie ist dieses in die österreichische Literaturgeschichte einzuordnen?

Barbara Frischmuth gehört für mich zu den bedeutenden (weiblichen) Stimmen, einer sich im Laufe der 1970er zu einem von mehreren Höhepunkten aufschwingenden Literatur in und aus Österreich.

Gibt es ein Lieblingsbuch von Ihr und warum dieses?

Ich habe kein Lieblingsbuch, kenne nur einige und nenne hier: Das Verschwinden des Schattens in der Sonne.

Welche Inspiration hinterlässt Ihr Schreiben, Ihre Weltsicht, Ihr Künstlerinsein?

Ein Leben schreibend verbringen.

Gibt es ein Zitat/eine Textstelle von Ihr, die Du uns noch mitgeben möchtest?

Nein, aber ich steuere eine Anekdote bei: Auf einer Ägyptenreise – das muss so um 2010 gewesen sein – kam ich mit einem jener „aufoktroyierten“ Fremdenführer zusammen, der sich anschickte, mich durch verschiedene Sehenswürdigkeiten zu begleiten. Anfangs eher reserviert, da ich lieber alleine geblieben wäre, kamen wir einander bald näher. Ich begriff, dass das nun mal dazugehörte, er, dass ich nicht unbedingt dem klassischen Bild des Touristen entsprechen wollte. Als ich ihm beim Reden, was wir sonst so tun, schließlich eröffnete, dass ich Schriftsteller sei, schien ihn das zu erheitern. Nach dem Grund befragt, erzählte er mir, dass er mit Anfang zwanzig in Deutschland – an die Stadt kann ich mich nicht mehr erinnern – eine Zeitlang Literatur studiert hatte. Die einzige Arbeit, an die er sich noch erinnerte, wäre über eine österreichische Schriftstellerin namens Barbara Frischmuth gewesen. Wieder in Wien dachte ich bei einem meiner regelmäßigen Besuche in der Städtischen Bücherei an diese Begegnung und beschloss, mich nach einem mir noch nicht bekannten Buch von Barbara Frischmuth umzusehen. Ein, zwei Jahre zuvor war ein Reiseroman von ihr herausgekommen. Der Titel lautete: Vergiss Ägypten.

Vielen Dank für das Interview!

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin 
*5.7.1941 Altaussee   +30.3.2025 Altaussee

Barbara Frischmuth, Schriftstellerin

geboren 1941 in Altaussee, studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik und war seitdem freie Schriftstellerin. Die mehrfach ausgezeichnete Autorin lebte seit 1999 wieder in Altaussee. Zu ihren größten Erfolgen zählen die Romane „Die Klosterschule“ (1968), „Die Mystifikationen der Sophie Silber“ (1976) oder „Kai und die Liebe zu den Modellen“ (1979), aber auch ihre zahlreichen Gartenbücher. Zuletzt im Residenz Verlag erschienen: „Natur und die Versuche, ihr mit Sprache beizukommen“ (2021)„Schaufel, Rechen, Gartenschere“ in der Reihe „Dinge des Lebens“ (2023) und „Die Schönheit der Tag- und Nachtfalter“ (2025).    Der Residenz Verlag trauert um Barbara Frischmuth  31.3.2025

Hanno Millesi, Schriftsteller

Hanno Millesi, Schriftsteller

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Fotos_Portrait Barbara Frischmuth: Franz Johann Morgenbesser

Foto_ Portrait Hanno Millesi: privat

Walter Pobaschnig 4.4.2025

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