„Kunst und Literatur müssen jetzt feministisch sein“ Daniel Carinsson, Schriftsteller _ Carnuntum 28.1.2025

Lieber Daniel Carinsson, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Aufstehen, Nachrichten vermeiden, Sorgen machen, Druck spüren, Arbeiten. Zeit für Aktivismus aus den Rippen schneiden, Leute kontaktieren, Social Media, Arbeiten, Zeit zum Schreiben aus den Rippen schneiden, Nachrichten doch checken, Sorgen machen, Druck in Aktivität wandeln, Pläne machen, Schlafen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Rückgrat.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Kunst und Literatur müssen jetzt feministisch sein. Wir erleben das verzweifelte, letzte Aufbäumen des Patriarchats. Literatur – vor allem auch Belletristik und der Mainstream – darf sich jetzt nicht zu Handlangern machen lassen. Kunst und Literatur waren immer auch Archive. Wir müssen festhalten, was geschieht, aufarbeiten, dokumentieren, Gründe und Verantwortung thematisieren und bei all dem nicht vergessen, die Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen.

Was liest Du derzeit?

„Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht“ von Julia Jost und „Die schlechte Gewohnheit“ von Alana S. Portero

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

‚Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.‘ (1.Mose 1,27)

Als Mann UND Frau – nicht Mann ODER Frau!

Daniel Carinsson, Schriftsteller

Vielen Dank für das Interview, lieber Daniel, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Daniel Carinsson, Schriftsteller

Zur Person/über mich: Daniel Carinsson

Geboren 1968 in Berlin; klassischer Kreuz-und-Quer-Einsteiger. Studierter Toningenieur, später Musikproduzent, Werbetexter, zwischenzeitlich Bandleader in den USA, dann PR-Profi, Veranstalter sowie Betreiber eines Musiklabels in Wien und schließlich Social-Media-Manager, Online-Redakteur und Schriftsteller.

Nachdem ich in meiner ersten Lebenshälfte stark von US-amerikanischen Einflüssen der Popkultur geprägt war, galt mein Interesse seit den Nullerjahren vor allem Zentral- und Osteuropa, durch das ich als Band- und Kulturmanager ausgedehnte Reisen unternommen habe. Dem Westbalkan und der Kultur der Roma widme ich seither meine besondere Aufmerksamkeit. Vor gut zehn Jahren wählte ich folgerichtig auch einen Ort an der Donau nahe der slowakischen Grenze als Schaffensbasis, wo ich im Lichtatelier einer Jahrhundertwendevilla mit bewegter Vergangenheit lebe und arbeite. 2011 erschien mein erster Roman, gefolgt von diversen Kurzgeschichten, einem historischen und zwei weiteren Kriminalromanen. Der jüngste, „Naked Identity – Wer ist Aya K?“, spielt größtenteils in der Ukraine und handelt von der Auseinandersetzung einer Romni mit Rassismus, Antifeminismus und der eigenen Vergangenheit.

Von Mai 2015 bis Mai 2018 war ich Mitglied im dreiköpfigen Sprecherteam der Autorengruppe SYNDIKAT. Weiterhin bin ich als Webmaster und Multimediaproduzent im und für das SYNDIKAT aktiv.

Foto_ esra-rotthoff

Walter Pobaschnig 24.1.2025

https://literaturoutdoors.com

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