„Die Kunst darf nicht schweigen, sondern muss weiter laut bleiben“ Claudia Fischer, Schriftstellerin _ Hohenfels/D 5.1.2025

Liebe Claudia Fischer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich bin wegen einer Krankheit frühpensioniert. Daher schlafe ich lang, frühstücke lang und erledige dabei die social media jobs. Dann arbeite ich an meinen Büchern oder für die Buchmesse LibeRatisbona in Regensburg, die wir organisieren. Etwas Sport (wenn ich kann), danach Mittagsruhe mit Fernsehen. Haushalt, einkaufen, Abendessen vorbereiten, Abends fernsehen. Zwischendurch immer social media oder Arbeit.

Also nichts Besonderes mehr, meine Erkrankung vergönnt mir ein ruhiges Leben. Meine Highlights sind die regionalen Buchmessen, an denen ich mich gerne beteilige und dafür auch sehr weit fahre. Meine Lowlights sind die häufigen Krankenhausaufenthalte, aber sie müssen sein.

Claudia Fischer, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Die Lügen entlarven, mit denen Rechtspopulisten die Menschen ködern. Klarstellen und sich bewusst machen, dass Faschisten keine Lösungen bieten, sondern unser Untergang sein werden. So handeln und leben, dass unser Fußabdruck klein bleibt und wir das Klima schützen und die Welt für unsere Kinder lebenswert erhalten. Liebe und Mitgefühl zeigen, helfen, wo es geht, auch im Kleinen (aber sich selbst dabei nicht vergessen). Unsere Werte hochhalten, Menschlichkeit bewahren, die Mitmenschen so (an)nehmen, wie sie sind. Die Würde des Menschen achten, gerade auch auf Social Media.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Die Kunst darf nicht schweigen, sondern muss weiter laut bleiben und sich auch positionieren, wenn es nötig ist. Mit all dem rechten Gedankengut, das erwacht, habe ich Angst, dass vieles verboten werden könnte, was uns heute selbstverständlich ist.
Ansonsten sollen Kunst und Literatur weiterhin die Herzen erfreuen, zu Tränen rühren, aufwühlen, verstören, die Seelen berühren und die Menschen in andere Welten entführen.
Für mich persönlich war das stets das Wesen der Kunst, dass ich herauslasse, was in mir ist, auch wenn es nicht immer schön ist. Nicht belehrend, aber aufzeigend, im besten Fall nachdenklich machend. Wie oft saß ich am Computer und staunte nach einer Stunde über die Zeilen, die ich wie in Trance verfasst hatte. Ich musste immer erst lesen, um das Geschriebene selbst zu begreifen, und es war gut. Ich streiche solche Stellen nie, denn sie sind das, was ich fühle, was in mir ist, auch wenn sie teilweise meine Schreibpläne ins Gegenteil verkehren.

Was liest Du derzeit?

Ich lese Bücher, die ich auf Buchmessen von meist unbekannten AutorInnen ergattere. Krimis von Karoline Eisenschenk und Christian Hofbauer, historische Romane von Jana Beck und Anja Lehmann, Fantasy von Isabell Bayer, Jasmin Engel und Yvonne Mitzel, um nur einige zu nennen. Um Bestsellerlisten mache ich gewöhnlich einen Bogen, wurde in der letzten Zeit nur enttäuscht. Ja, auch unbekannte AutorInnen schreiben nicht immer gut und manch ein Buch brach ich leider ab. Doch ich habe inzwischen so viele echte Schätze gesammelt und kann nur empfehlen, auf Buchmessen zu gehen, ein Buch in die Hand zu nehmen und die ersten Seiten einzulesen. Egal, welches Genre, entweder die Worte springen einen an oder nicht.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Es ist besser, nicht mit allzu starren Vorstellungen durchs Leben zu gehen, sondern dem Glück auch die Chance zu geben, einem an unerwarteter Stelle zu begegnen.“

(aus meinem Buch „Abby 2 – Totgesagte leben länger“)

Vielen Dank für das Interview, liebe Claudia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Claudia Fischer, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Schon als Kind war Claudia Fischer von Karl Mays Geschichten fasziniert, konnte gut nachvollziehen, wie er nur mit Hilfe von Landkarten durch die weiten Prärien zog und Abenteuer erlebte.

Genau so schrieb sie auch ihre ersten Romane, damals gab es noch kein google maps, nein, allein Bücher, Atlanten und historische Karten beflügelten ihre Fantasie.

Inzwischen ist dank Internet alles leichter geworden und bei allen Geschichten, die in ihrem geliebten Wilden Westen spielen, wurde Claudia Fischer die genaue historische Recherche zur Pflicht. Aber auch bei ihren Thrillern achtet sie sehr auf das korrekte Setting und brütet stundenlang über Ortsbeschreibungen und Fakten.

Als die Autorin ihre Bücher schrieb, war sie noch voll im Berufsleben als Lehrerin tätig. Inzwischen ist sie wegen einer Krankheit frühpensioniert und nun als Lektorin und Organisatorin der Buchmesse LibeRatisbona in Regensburg mit erfüllenden Aufgaben beschäftigt. Unterstützung erhält sie von ihrem Mann und ihren zwei Söhnen, mit denen sie in einem kleinen Ort nördlich von Regensburg lebt.

Aktuelles Buch von Claudia Fischer:

Abby IV Die wahre Heimat

Los Angeles 1927
Auf der Williams Ranch ist Unruhe eingekehrt, die 16-jährige Tochter Betty möchte nicht länger das einfache Mädchen von der Ranch sein und strebt nach Glanz und Glamour. Da sie einen gefährlichen Weg wählt, nimmt Abby ihre Tochter mit auf eine lange Schiffsreise. Robert dagegen zieht es in seine Heimat, nach Utah, wo er wieder Butch Cassidy sein könnte. Schwierige Entscheidungen müssen getroffen werden, doch das Leben lässt sich nicht immer planen…

Einband – flex.(Paperback)

Softcover, 386 Seiten

14.03.2024

ISBN-10 3-7583-7490-1

Preis 15,90 €*

https://www.isbn.de/buch/9783758374906/abby-iv

Foto_Portrait: privat

Walter Pobaschnig 3.1.2025

https://literaturoutdoors.com

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