„Etwas, wofür wir brennen“ Leonie Wahl, Tänzerin, Choreographin _ Wien 14.11.2024

Liebe Leonie Wahl, wie sieht jetzt dein Tagesablauf aus?

Im Moment ist viel los: Ich frühstücke ein Früchtejoghurt mit einem Caffé und dann geht es ab zur Probe. Dann einkaufen, kochen und am Abend noch ins Theater. Meistens…

Leonie Wahl, Tänzerin, Choreographin _
„This Is What Happened In The Telephone Booth” folgende _
Tanz im Off II _ Off Theater Wien 6.12./7.12.2024

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Sich mit etwas zu beschäftigen, das uns sinnvoll erscheint. Etwas, wofür wir brennen. Und wenn wir älter sind und vielleicht nicht mehr für alles Begeisterung empfinden, immer wieder den Sinn suchen – auch in größeren Zusammenhängen und mit dem Bewusstsein: Wir sind eh nur ein kleines Sandkorn in der Geschichte… Aber jedes Sandkorn hat seinen Platz und seinen Wert. Und es ist schön, diese verschiedenen Sandkörner zu betrachten und die eigene Verbindung zu den anderen Sandkörnern zu spüren…

Und wichtig: immer ein bisschen in die Sonne gehen, wenn es geht, und kein schlechtes Gewissen haben, wenn es eben doch nicht klappt.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn stehen wir jetzt alle, gesellschaftlich und persönlich. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Tanz/Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Wir dürfen uns nicht von den destruktiven Kräften anstecken lassen. Die sind im Gange und blenden viele Menschen mit einfachen Antworten. Die gibt es nicht. Es ist leichter, eine Sandburg zu zerstören, als eine aufzubauen. Kein Wunder, dass die Zerstörung eine schnellere Kraft ist. Das heißt aber nicht, dass die negativen Aspekte in der Kunst ignoriert werden sollten. Nein, sie sollten behandelt und sublimiert werden. Dort können wir damit spielen, agiler im Umgang damit werden und uns dadurch auch ein bisschen davon lösen. Das ist aber kein didaktischer Prozess. Es ist ein alternatives Programm zur Alltagsrealität. Vielleicht ein Raum, wo menschliches Leid geteilt und dadurch verringert wird. Eine Sandkorn-Schau, eine ungefährliche. Außer wir haben Angst vor Berührung oder Veränderung.

Was liest du derzeit?

Ich habe gerade das neueste Buch von Kurt Palm gelesen. Ich fand es super.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest du uns mitgeben?

Meine Zitate bleiben unverändert: Carpe Diem und es ist nie zu spät, in einem.

Vielen Dank für das Interview, liebe Leonie, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Tanzprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Leonie Wahl, Tänzerin, Choreographin

Zur Person/über mich: https://www.leoniewahl.com/

Aktuelles Tanzfestival _ Off Theater Wien – von/mit Leonie Wahl:

TANZ IM OFF II _ TANZFESTIVAL _ Wien _ FR 6.12. – Sa 14.12.2024 OFF Theater Wien

„This Is What Happened In The Telephone Booth” _ Cie.tauschfühlung: „tanka meja“ _

Fr 6.12.2024 19.30h Off Theater Wien

I. „This Is What Happened In The Telephone Booth”

orgAnic reVolt und das.bernhard.ensemble:

„Eines Tages verschwand meine Mutter in einer Telefonzelle, um ihren Geliebten anzurufen. Als sie aus der Zelle heraustrat, war sie plötzlich ein komplett anderer Mensch geworden. Sie war völlig außer sich und nicht mehr zu beruhigen. Von da an blieb sie psychisch krank. Ich war gerade zehn Jahre alt und konnte mir nicht erklären, was in dieser Zelle passiert sein mag. Deshalb begann ich zu tanzen.“ 

“One day my mother disappeared into a phone booth to call her lover. When she stepped out of the booth, she had become a completely different person. She was very upset and unable to calm down. From this moment on she has been mentally ill. I was just ten years old and could not explain what happened in the booth. There for I started dancing!“ 

Besetzung:

Tanz/Perfromance: Yvonne Brandstetter, Tamara Stern, Hannah Timbrell, Leonie Wahl, Kajetan Dick, Ardan Hussain

Choreografie: Leonie Wahl

Regie: Ernst Kurt Weigel

Vocals: Tamara Stern

Musik: ASFAST

Ausstattung: Devi Saha

Technik: Max Smirzitz

Foto: Günter Macho/S.Ekeh

„This Is What Happened In The Telephone Booth” _ Cie.tauschfühlung: „tanka meja“

II. Cie.tauschfühlung: „tanka meja“

tanka meja – eine dünne Linie befindet sich in unserem bürokratischen System zwischen dem Gefühl von Struktur/Sicherheit und Irrsinn/Willkür. 3 PerformerInnen finden sich in ihrer Welt aus Regeln und Regelbrüchen, dem Drang auszubrechen und festgefahrene Strukturen zu hinterfragen wieder. Darin reflektieren sie Probleme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge, sowie des grauen Alltagstrotzes eines Beamten, der gerne helfen möchte aber dem seine Hände gebunden sind, will er seinen Job bewahren, um wiederum für sich selbst Sicherheit zu empfinden. Das Stück wurde im Mai 2023 im Rahmen der Plattform „Performing Puzzle“ uraufgeführt. Sound und Körperlichkeit basieren auf Recherchen in Bezug auf die Qualitäten eines ungeschriebenen Blattes Papier, welches für die KünstlerInnen symbolhaft für ein Flüchtlingsboot, sowie für jegliche Formulare und Dokumente, ebenso aber als Blatt in einem Tagebuch für das Erträumen einer alternativen Welt steht.

Tanz/Choreografie: Bianca Anne Braunesberger, Vito Bintchende

Live Sound/Performance: Stefan Zotter

Sound: Sebastian Achleitner

Fotos: Günter Macho/S.Ekeh

https://off-theater.at/project/tanz-im-off-ii-organic-revolt-und-das-bernhard-ensemble-cie-tauschfuehlung/

https://off-theater.at/

Walter Pobaschnig _ 12.11.2024

https://literaturoutdoors.com

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