Liebe Désirée Opela, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Aufstehen, Kaffee, Atmen, U-Bahn, Arbeit, Atmen, Gehen, Organisation, Textarbeit, Lektüre, Musik. Ein gutes Gespräch, bewegtes Bild.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Genau hinsehen, sich nicht verunsichern lassen, Dinge in einen Kontext setzen, (sich selbst) beobachten, einander zuhören. Eine Haltung entwickeln, keine Angst haben vor Komplexität, Vorsicht bei Kategorisierungen. Stille, Natur, Wetter, Menschen.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich denke, dass jeder Neubeginn die Verarbeitung von Vergangenem beinhaltet, eine Lehre, die dann zu Entwicklung führen kann.
Keine vorschnellen Urteile fällen, (eigene) Fehler betrachten und sich gewahr werden, wo Veränderung ansetzen kann; worauf man Einfluss hat und was man loslassen muss.
Für mich stellen Kunst und Literatur wesentlich die Möglichkeit dar, Dinge transparent zu machen; zu hinterfragen, worin wir leben. Sie können Reibungsfläche sein, eine Frage, Widerstand. Aber sie sind auch ein Raum für Leichtigkeit und Humor, Trost und Sehnsucht.
Was liest Du derzeit?
Gerade fertiggelesen: Michel Houellebecq – Vernichten
Noch in Lektüre: Rutger Bregmann – Im Grunde gut
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Tatsachen, aneinandergereiht, ergeben noch nicht die Wirklichkeit, versteht ihr. Die Wirklichkeit hat viele Schichten und viele Facetten, und die nackten Tatsachen sind nur ihre Oberfläche. […] MAN KANN SICH AUCH AN FALSCHEN FRAGEN ABARBEITEN.“
Christa Wolf – Stadt der Engel
oder The Overcoat of Dr. Freud
Vielen Dank für das Interview, liebe Désirée, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Musikprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Désirée Opela, Schriftstellerin, Musikerin
Zur Person/über mich: DÉSIRÉE OPELA studierte Komparatistik an der LMU in München. 2014-2016 war sie Studierende des Masterstudiengangs am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. 2019 erschien ihr Roman In Limbo, 2022 der Roman Das Wetter in uns im Faber&Faber Verlag.

Als Teil der Punk-Kombo Autodelete ist sie außerdem Mitglied beim Münchner Subkultur-Label Schaufel&Besen und ab November Mitveranstalterin der Textbühne Dackel in Unbehagen im Köşk. Sie lebt in München.
Foto_privat
Walter Pobaschnig _ 20.10.2024