„Dass wir uns sehen“ Johanna Schmidt, Schriftstellerin _ Wien 14.9.2024

Liebe Johanna Schmidt, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Jeden Tag ein wenig anders. Nachdem ich hauptberuflich als Lehrerin arbeite, darf das Schreiben kommen, wenn es kommen kann – davor liegt mein Fokus auf Kindern und Jugendlichen (und der damit verbundenen Bürokratie). Ich versuche mir aber Zeit und Ruhe für meine Texte zu schaffen, was nicht immer ganz einfach ist.

Johanna Schmidt, Schriftstellerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Dass wir uns sehen. Es ist wichtig, die eigenen Bedürfnisse zu spüren und zu reflektieren – genauso wichtig scheint es mir aber, die Perspektive hin und wieder zu wechseln und entweder näher zueinander zu finden oder emotionale, soziale, physische Grenzen klar zu ziehen, verständlich zu machen und diese auf der anderen Seite auch einzuhalten.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Angeknüpft an die vorangegangene Antwort: Wir können in der Literatur Figuren erschaffen und begleiten, die uns nah, die uns fern sind, die unsere Geschichte in sich tragen. Egal, wie sehr wir uns beim Lesen oder beim Schreiben mit diesen Figuren identifizieren können: Wir setzen uns mit ihnen auseinander und tauchen in die psychische bzw. physische Welt einer Erzählstimme ein. Indem wir (fiktive) Schicksale literarisch mitleben, fällt es uns vielleicht in der realen Welt leichter, Verständnis dafür zu entwickeln oder uns bewusst davon zu distanzieren.

Was liest Du derzeit?

„Alles so still“ von Mareike Fallwickl

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Es kann, sagt sie, nie um Vollständigkeit gehen. Es geht um das Auswählen, das Zusammenstellen. Ein Museum von allem wäre wieder bloß die Welt“

aus Thea Mengelers „Nach den Fähren“ (Wallstein 2024) – große Empfehlung!

Vielen Dank für das Interview, liebe Johanna, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen: Johanna Schmidt, Schriftstellerin

Zur Person/über mich: Johanna Schmidt, geboren 1993 in Oberösterreich, Studium für Lehramt und Germanistik in Graz, lebt und arbeitet als Schriftstellerin und Lehrerin in Wien.

Bisherige Veröffentlichungen in Magazinen, Anthologien und im Rahmen intermedialer Projekte (siehe beigelegtem Lebenslauf) sowie bei diversen Literatur- und Hörspielwettbewerben, zuletzt beim Ö1-Hörspiel-Wettbewerb Track 5‘ 2022 und 2023 und beim Berliner Hörspiel Festival 2023.

Im Frühling 2024 ist Schmidts erstes Kinderbuch „Mein Garten! Mein Zuhause!“ im Achse Verlag erschienen.

„Mein Garten! Mein Zuhause!“ Johanna Schmidt&Judith Vriba

TSCHAKAKAKA! Was ist das für ein furchtbares Geräusch? Luis hatte sich auf einen friedlichen Morgen gefreut, aber die Elster Pica macht seine Pläne kaputt. Dabei ist das doch sein Garten! Schon ist die Laune im Keller, nichts funktioniert mehr und an allem scheint die kleine Elster Schuld zu sein. Doch auch Pica sieht den Garten als ihr Zuhause an. Traurig fliegt sie davon und muss sich einen neuen Platz suchen. Zuerst genießt Luis die neugewonnene Stille … aber dann holt ihn das schlechte Gewissen ein und er merkt, dass der Garten nicht mehr der gleiche ist.

Im pfiffigen Comic-Stil vermitteln Schmidt und Vrba kleine Streitereien und große Freundschaft von Mensch und Tier im Ökosystem Garten.

32 Seiten
Format 22 x 28 cm
1. Auflage, Achse 2024
ISBN: 978-3-903408-19-7

22,00 € inkl. MwSt.

https://www.achseverlag.com/mein-garten-mein-zuhause/

Foto_ Yvonne Köck.

Walter Pobaschnig _ 13.9.2024

https://literaturoutdoors.com

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