Station bei Undine _ „die unbändige Kraft, die in uns allen steckt“ Christiani Wetter, Schauspielerin _ Wien 27.8.2024

Christiani Wetter _ Schauspielerin, Autorin, Produzentin _
performing „Undine geht“ _ Fotos_Donau_Wien.
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.
Christiani Wetter _ Schauspielerin, Autorin, Produzentin _
performing „Undine geht“ _
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.

„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.

Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Ingeborg Bachmann Rom 1962 _ Heinz Bachmann

Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.

Liebe Christiani Wetter, wie liest Du den Text „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es da für Dich?

Als engagierte, feministisch und politisch interessierte Person, lese ich Ingeborg Bachmanns „Undine geht“ als eine kraftvolle Auseinandersetzung mit der weiblichen Identität und der patriarchalen Unterdrückung. Der Text ist für mich ein Aufschrei gegen die jahrhundertealte Erzählung, die Frauen auf eine passive Rolle reduziert, ihnen ihre Stimme und Macht nimmt.

Undine, die Wasserfrau, ist in der traditionellen Mythologie eine Figur, die für einen Mann ihre Stimme und Identität opfern muss, um menschlich zu werden. In Bachmanns Text bricht sie jedoch mit dieser Rolle, indem sie sich von den Erwartungen und Anforderungen der Männerwelt befreit. Sie verweigert es, weiter das Opfer oder das stumme Wesen zu sein, das sich für männliche Anerkennung verbiegen muss. Ihre Entscheidung, zu „gehen“, ist ein Akt der Selbstermächtigung und ein deutliches Zeichen dafür, dass Frauen ihre eigene Identität nicht länger für die Erfüllung männlicher Wünsche opfern sollten.

Für mich steht „Undine geht“ auch als Symbol für den feministischen Kampf gegen die Reduzierung von Frauen auf stereotype Rollen. Der Text fordert uns heraus, uns von diesen Rollenbildern zu lösen und unsere eigene Stimme zu finden und zu behaupten, unabhängig davon, wie unbequem oder bequem das für die bestehenden Strukturen sein mag. Bachmann zeigt, dass die Befreiung der Frau nicht durch Anpassung an männliche Erwartungen, sondern durch die radikale Ablehnung dieser und die Wiederaneignung der eigenen Macht erfolgt.

Die Grundaussage des Textes liegt für mich in der Rebellion gegen patriarchale Narrative und in der starken Botschaft, dass Frauen nicht gezwungen sind, in einer Welt zu existieren, die sie klein hält. Undine ist eine Verkörperung des Widerstands, ein Symbol für alle Frauen, die sich nicht länger mit weniger zufriedengeben wollen als mit ihrer vollen, autonomen Existenz.

Wie siehst Du „Undine“?

Für mich ist Undine eine faszinierende und vielschichtige Figur, die weit mehr repräsentiert als nur eine mythologische Wasserfrau. Sie ist ein Symbol für die inneren Kämpfe, die viele Frauen durchleben, wenn sie versuchen, den Erwartungen und Zwängen, die die Gesellschaft ihnen auferlegt, zu entkommen. Undine verkörpert für mich die Zerrissenheit zwischen dem Wunsch nach Anpassung und dem Bedürfnis nach Selbstbestimmung.

In ihrer ursprünglichen Form wird Undine oft als ein Wesen dargestellt, das bereit ist, seine eigene Identität aufzugeben, um Liebe und Akzeptanz zu finden. Doch in der Erzählung von Ingeborg Bachmann nimmt sie eine ganz andere Haltung ein – sie lehnt diese Selbstaufgabe entschieden ab. Diese Undine erkennt die Gefahren und die Leere, die mit der Unterordnung unter fremde Erwartungen einhergehen, und entscheidet sich, ihren eigenen Weg zu gehen.

Als Schauspielerin und Autorin fasziniert mich an Undine besonders ihre Radikalität und ihre Bereitschaft, alles Bekannte hinter sich zu lassen, um ihre Freiheit zu finden. Sie ist keine passive Figur, die sich den Umständen beugt, sondern eine kraftvolle Stimme, die sich erhebt und die Bedingungen ihrer Existenz infrage stellt. Für mich steht Undine für die unbändige Kraft, die in uns allen steckt, die uns dazu antreibt, uns aus beengenden Rollen zu befreien und unsere eigene Identität zu behaupten, egal welche Hindernisse uns dabei im Weg stehen.

„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was sollte sich noch ändern?

Seit der Veröffentlichung von „Undine geht“ vor gut 60 Jahren hat sich im Rollenbild von Frau und Mann einiges verändert, aber es bleibt noch viel zu tun. Damals waren die Geschlechterrollen viel starrer definiert: Frauen wurden oft auf häusliche und untergeordnete Rollen reduziert, während Männer als die dominanten, entscheidungstragenden Figuren galten. Heute haben Frauen mehr Möglichkeiten, ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu gestalten – sei es im Berufs- oder Privatleben, in der Politik oder in der Kunst. Es gibt eine breitere Akzeptanz für diverse Lebensentwürfe, und die Gesellschaft beginnt, die Vielfältigkeit weiblicher Identitäten und Rollen anzuerkennen.

Doch trotz dieser Fortschritte sind viele der alten Strukturen und Erwartungen noch immer spürbar. Frauen sehen sich nach wie vor mit Ungleichheiten konfrontiert – sei es in der Bezahlung, in Führungspositionen oder in der Darstellung in den Medien. Auch die Vorstellung von Männlichkeit ist oft noch stark von traditionellen Idealen geprägt, die Männer in enge Schubladen drängen und Emotionen oder Verletzlichkeit als Schwäche ansehen.

Es muss sich noch viel ändern, damit wir zu einer Gesellschaft kommen, in der die Geschlechterrollen wirklich aufgelöst werden. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, Geschlechterstereotype zu hinterfragen und Raum für individuelle Lebenswege zu schaffen, die nicht von alten Normen begrenzt werden. Sowohl Frauen als auch Männer sollten die Freiheit haben, ihre Identitäten unabhängig von traditionellen Erwartungen zu leben. Die Geschichten von Frauen, wie sie in „Undine geht“ erzählt werden, sind nach wie vor relevant und notwendig, um die komplexen Realitäten und Herausforderungen sichtbar zu machen, mit denen wir auch heute noch konfrontiert sind.

Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?

Ich sehe die Situation patriarchaler Macht heute als ein komplexes Geflecht, das nicht nur Frauen und Männer betrifft, sondern alle Geschlechter. Der Monolog in „Undine geht“ ist so schonungslos, weil er die rigiden und unterdrückenden Strukturen des Patriarchats bloßlegt – und diese Strukturen sind auch heute noch tief in unserer Gesellschaft verankert.

Das Patriarchat wirkt sich auf Menschen aller Geschlechter aus, indem es normative Vorstellungen darüber festlegt, wie wir uns verhalten, fühlen und leben sollen. Es zwingt Menschen in starre Rollen, in denen Frauen oft marginalisiert, Männer in eine toxische Männlichkeit gedrängt und nicht-binäre oder Trans-Personen unsichtbar gemacht oder sogar aktiv ausgegrenzt werden. Diese Machtstrukturen sind subtiler geworden, aber sie sind nach wie vor wirksam, sei es in der Wirtschaft, der Politik, der Kultur oder im alltäglichen Leben.

Die patriarchale Macht drängt uns in Rollen, die nicht unserer vollen Menschlichkeit gerecht werden. Männer werden oft dazu erzogen, Emotionen zu unterdrücken und Stärke mit Härte gleichzusetzen, während Frauen und nicht-binäre Personen nach wie vor mit Erwartungen konfrontiert sind, die ihre Identitäten und Möglichkeiten einschränken. Menschen, die außerhalb des binären Geschlechtersystems leben, erleben zusätzlich Diskriminierung und Gewalt, weil ihre Existenz die grundlegenden Annahmen des Patriarchats infrage stellt.

Trotz dieser Herausforderungen sehe ich auch Hoffnung und Wandel. Es gibt eine wachsende Bewegung, die sich für die Rechte und Anerkennung aller Geschlechter einsetzt und patriarchale Strukturen infrage stellt. Wir sehen immer mehr Menschen, die sich gegen diese alten Machtstrukturen wehren und für eine Welt kämpfen, in der Geschlecht nicht mehr als Grundlage für Ungleichheit dient.

Der Weg ist jedoch noch lang. Wir müssen weiterhin daran arbeiten, patriarchale Normen abzubauen, die uns alle einschränken, und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jede*r die Freiheit hat, authentisch zu leben. Das bedeutet, dass wir Räume schaffen müssen, in denen alle Geschlechter gehört, respektiert und unterstützt werden, unabhängig von traditionellen Vorstellungen. Der Monolog in „Undine geht“ ist eine kraftvolle Erinnerung daran, wie dringend notwendig dieser Wandel ist – und dass der Widerstand gegen patriarchale Machtstrukturen nach wie vor eine zentrale Aufgabe ist, die uns alle betrifft.

Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben aus. Welche Auswege siehst Du da?

Aus meiner Perspektive sehe ich die Trauer über das Scheitern der Liebe und das schwierige Miteinander der Geschlechter – sei es im persönlichen oder im gesellschaftlichen Leben – als einen tief verwurzelten Schmerz, der in „Undine geht“ sehr spürbar ist. Diese Trauer ist ein Spiegelbild der Realität, in der wir oft erleben, dass Beziehungen, egal welcher Art, an den Erwartungen, Normen und Machtstrukturen scheitern, die uns auferlegt werden.

Doch trotz dieser Traurigkeit gibt es auch Auswege, die Hoffnung und Möglichkeiten für ein besseres Miteinander bieten.

Der erste Schritt ist für mich die bewusste Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Strukturen, die uns voneinander trennen. Wir müssen uns fragen, welche Erwartungen wir an uns selbst und an andere stellen, und wie diese Erwartungen von patriarchalen Normen geprägt sind. Indem wir diese Muster erkennen und aufbrechen, schaffen wir Raum für authentischere und gleichberechtigtere Beziehungen, die nicht von Machtkämpfen oder starren Rollenbildern geprägt sind.

Ein weiterer wichtiger Ausweg liegt in der Förderung von Empathie und Verständnis. Das bedeutet, dass wir lernen, die Perspektiven und Erfahrungen anderer Menschen wirklich zu hören und zu respektieren, unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihrer Identität. Ein echter Dialog, der auf Offenheit und Respekt basiert, kann Brücken bauen und es uns ermöglichen, ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln.

Bildung spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Indem wir uns selbst und andere über die Vielfalt der Geschlechter und Identitäten aufklären, tragen wir dazu bei, Vorurteile abzubauen und eine Kultur zu schaffen, in der Liebe und Beziehungen frei von traditionellen Machtstrukturen gelebt werden können.

Schließlich glaube ich an die Kraft der Kunst und des Geschichtenerzählens als Ausweg. Geschichten wie „Undine geht“ haben die Macht, uns die tiefen Konflikte und das Scheitern, aber auch die Hoffnung auf Veränderung vor Augen zu führen. Sie können uns inspirieren, neue Formen des Miteinanders zu finden und die Möglichkeiten eines gleichberechtigten Zusammenlebens zu erkunden.

Zusammenfassend glaube ich, dass die Auswege aus der Trauer und dem Scheitern darin bestehen, bewusst an unseren Beziehungen zu arbeiten, strukturelle Ungerechtigkeiten abzubauen und neue Narrative zu schaffen, die uns ermöglichen, in Liebe und Gleichberechtigung miteinander zu leben. Es ist ein Weg, der Mut, Geduld und das Streben nach echter Verbindung erfordert, aber ich bin überzeugt, dass er möglich ist.

Was kannst Du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute  mitnehmen?

Als Frau und Künstlerin nehme ich von „Undine geht“ vor allem die Kraft und den Mut mit, meine eigene Stimme zu finden und zu behaupten – unabhängig von den Erwartungen, die mir auferlegt werden. Undine zeigt mir, wie wichtig es ist, sich nicht in Rollen drängen zu lassen, die nicht meiner eigenen Wahrheit entsprechen, sondern stattdessen den eigenen Weg zu gehen, auch wenn dieser unbequem oder gegen die Norm ist.

Von Undine lerne ich auch, dass es manchmal notwendig ist, sich von dem zu lösen, was uns zurückhält – seien es Beziehungen, Strukturen oder gesellschaftliche Erwartungen. Diese Loslösung ist nicht immer leicht, aber sie ist ein Schritt in Richtung Selbstbestimmung und Freiheit.

Als Künstlerin inspiriert mich „Undine geht“ dazu, Geschichten zu erzählen, die sich nicht vor den dunklen Seiten des Lebens scheuen und die Komplexität menschlicher Erfahrungen zeigen. Bachmanns Text erinnert mich daran, dass Kunst ein mächtiges Werkzeug ist, um gesellschaftliche Normen infrage zu stellen und neue Perspektiven zu eröffnen.

Vor allem nehme ich mit, dass es in einer patriarchalen Gesellschaft ein Akt des Widerstands ist, sich selbst treu zu bleiben und sich nicht von äußeren Erwartungen definieren zu lassen. Undine gibt mir den Mut, als Frau und Künstlerin meinen eigenen Weg zu gehen, meine eigene Wahrheit zu sprechen und Raum für diejenigen zu schaffen, deren Stimmen oft überhört werden.

Was bedeutet Dir Natur?

Für mich bedeutet Natur vor allem Ruhe, Inspiration und eine tiefe Verbindung zu etwas Größerem als mir selbst. In der Natur finde ich einen Rückzugsort, an dem ich mich von den Anforderungen des Alltags lösen und einfach nur sein kann. Die Stille eines Waldes, das Rauschen des Meeres oder der Duft von frischer Erde – all das gibt mir Kraft und Klarheit.

Als Künstlerin inspiriert mich die Natur unaufhörlich. Sie ist für mich eine unerschöpfliche Quelle der Kreativität. In ihren Farben, Formen und Rhythmen finde ich oft Anregungen für meine Arbeit. Aber die Natur ist für mich auch eine Erinnerung an Vergänglichkeit und die Zyklen des Lebens. Sie lehrt mich, loszulassen, zu wachsen und Veränderungen anzunehmen.

Gleichzeitig bedeutet Natur für mich auch Verantwortung. Sie erinnert mich daran, wie wichtig es ist, achtsam mit unserer Umwelt umzugehen, sie zu schützen und zu bewahren. Die Natur gibt uns so viel, und es liegt an uns, sie zu respektieren und nachhaltig mit ihr umzugehen.

In der Natur finde ich Frieden, Inspiration und eine tiefere Verbindung zu mir selbst und der Welt um mich herum. Sie ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens und meiner Arbeit.

Was bedeutet Dir das Element Wasser?

Für mich ist das Element Wasser von tiefgreifender Bedeutung – es symbolisiert sowohl Leben als auch Transformation. Wasser ist für mich ein Ausdruck von Flexibilität und Stärke zugleich. Es kann sanft und beruhigend sein, wie das Fließen eines Baches, aber auch kraftvoll und zerstörerisch, wie eine tosende Welle im Meer. Diese Dualität fasziniert mich, denn sie erinnert mich daran, dass wir Menschen ebenfalls die Fähigkeit haben, sowohl anpassungsfähig als auch kraftvoll zu sein.

Wasser steht für den Fluss des Lebens, für die Fähigkeit, Hindernisse zu umfließen und immer wieder neue Wege zu finden. Es spiegelt das ständige Werden und Vergehen wider, das auch in der Kunst eine zentrale Rolle spielt.

Darüber hinaus bedeutet Wasser für mich auch Reinigung und Erneuerung. Es hat die Kraft, sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne zu reinigen – alte Lasten abzuwaschen und Platz für Neues zu schaffen. Wasser ist für mich nicht nur ein lebensnotwendiges Element, sondern auch ein tiefes Symbol für Veränderung, Lebendigkeit und die unendliche Fähigkeit, sich immer wieder zu erneuern.

Wie lebst Du den Kreislauf der Jahreszeiten?

Ich erlebe den Kreislauf der Jahreszeiten, indem ich mich an die Veränderungen anpasse. Im Frühling starte ich neue Projekte, im Sommer genieße ich die Lebendigkeit und Aktivität, im Herbst reflektiere ich und bereite mich auf den Winter vor, der mir Ruhe und Erholung bietet. Jede Jahreszeit hilft mir, meinen Alltag und meine Arbeit entsprechend zu gestalten.

Wie kann der moderne Mensch in Harmonie zur und mit der Welt leben?

Der moderne Mensch kann in Harmonie mit der Welt leben, indem er bewusst auf nachhaltige und respektvolle Lebensweisen setzt. Dazu gehört, Ressourcen zu schonen, umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen und den eigenen Konsum zu reduzieren. Es ist wichtig, sich mit der Natur zu verbinden, lokal zu wirtschaften und auf erneuerbare Energien zu setzen. Gleichzeitig sollte man Empathie und Verantwortung für andere Menschen und Kulturen zeigen. Ein achtsamer Umgang mit der Umwelt und ein respektvolles Miteinander tragen zur Harmonie mit der Welt bei.

Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?

Liebe braucht immer Vertrauen, Kommunikation und Zeit, um zu wachsen und zu blühen. Vertrauen schafft eine solide Basis, auf der sich Liebe entfalten kann. Offenheit und ehrliche Kommunikation ermöglichen es, Missverständnisse auszuräumen und die Beziehung zu vertiefen. Zeit ist entscheidend, um gemeinsam Erfahrungen zu sammeln, sich weiterzuentwickeln und die Verbindung zu festigen.

Was lässt Liebe untergehen?

Liebe kann untergehen durch fehlendes Vertrauen, mangelnde Kommunikation und das Vermeiden offener Gespräche über Bedürfnisse und Grenzen. Auch unzureichende emotionale Unterstützung oder das Fehlen von Engagement in der Beziehung können sie belasten. In der heutigen Zeit, wo Treue oft flexibler interpretiert wird, spielen das bewusste Aushandeln von Beziehungsvereinbarungen und das aktive Arbeiten an der Verbindung eine entscheidende Rolle. Wenn diese Aspekte vernachlässigt werden, kann die Liebe ins Wanken geraten.

Wie war Dein Weg zum Schauspiel?

Mein Weg zum Schauspiel begann in meiner Heimatstadt Vaduz, wo ich schon früh eine Leidenschaft für die Bühne entwickelte. Diese Begeisterung führte mich zunächst nach Hannover, wo ich an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Schauspiel studierte. Die dort gesammelten Erfahrungen waren prägend und gaben mir eine solide Basis.

Um meine Ausbildung weiter zu vertiefen, setzte ich meine Studien an der London Academy of Music and Dramatic Art fort, wo ich mein Handwerk verfeinerte und meinen eigenen Stil entwickelte. Die internationale Perspektive half mir, verschiedene Ansätze des Schauspiels zu verstehen und meinen Horizont zu erweitern.

Neben dem Schauspiel entschloss ich mich, auch in Drehbuchschreiben und Filmproduktion weitere Kenntnisse zu erwerben. Das Studium an der London Film School und am Central Saint Martins College of Art and Design ermöglichte es mir, die Kunst des Geschichtenerzählens aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und mich in unterschiedlichen Bereichen der Film- und Theaterproduktion weiterzubilden.

In den folgenden Jahren arbeitete ich an verschiedenen Bühnen und sammelte praktische Erfahrungen in Projekten, die mich an renommierte Theater wie das Theater Bremen, die Münchner Kammerspiele und das Salzburger Landestheater führten. Diese vielfältigen Engagements trugen dazu bei, mein Verständnis für verschiedene Rollen und Genres zu vertiefen.

Mein Weg zum Schauspiel war ein kontinuierlicher Lernprozess, der mich durch zahlreiche Rollen und Projekte führte. Die Kombination aus praktischer Erfahrung und theoretischem Wissen hat mir geholfen, meine Fähigkeiten weiterzuentwickeln und meine eigene Stimme in der Theater- und Filmwelt zu finden.

Welche aktuellen Projektpläne hast Du?

Als Drehbuchautorin entwickle ich mit Katharina Dietl (Neue Pegasus Berlin) gerade eine Fernsehserie und gemeinsam mit Sascha Koellnreitner (WILDWOOD FILMS & CREATIVES) arbeite ich zudem an der Umsetzung mehrerer Film-Ideen. Aufgrund einer Verschwiegenheitserklärung kann ich leider noch keine weiteren Details preisgeben.

Im Theaterbereich arbeite ich derzeit an einem Stück für die Theaterkompanie MALA VOADORA in Porto und Lissabon, das sich mit der Überschneidung von Religion, Mystik und Esoterik beschäftigt. Gemeinsam mit dem Fiese Matenten Kollektiv schreibe und konzipiere ich zudem das Stück „WEIL ES KNALLT“, das im November am OFF Theater Wien zur Aufführung kommt.

Als Kolumnistin verfasse ich regelmäßig Artikel für verschiedene Printmedien.

Derzeit bin ich auch am Théâtre National du Luxembourg tätig, wo ich im Oktober mit der Premiere der „Traumnovelle“ auf der Bühne stehen werde.

Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest Du uns mitgeben?

Ein besonders kraftvolles Zitat aus Ingeborg Bachmanns „Undine geht“ lautet:

„Ich will nicht mehr deine Liebe sein, sondern die Freiheit.“

Dieses Zitat verkörpert den zentralen Akt der Selbstbefreiung und den Wunsch, sich nicht länger den Erwartungen oder Beschränkungen eines anderen unterzuordnen. Es erinnert uns daran, dass wahre Liebe nicht auf Kosten der eigenen Freiheit gehen sollte.

Darf ich Dich zum Abschluss zu einem Akrostichon zu „Undine geht“ bitten?

Ungebundenheit als Schlüssel zur Selbstentfaltung,
Neue Wege suchen, abseits bekannter Pfade,
Die eigene Stimme finden und vertreten,
In der Klarheit des eigenen Weges Stärke schöpfen,
Nicht festgehalten werden von alten Erwartungen,
Erlauben, sich selbst treu zu bleiben.

Grenzen überschreiten, die eigene Richtung bestimmen,
Ein neues Kapitel aufschlagen,
Herausforderungen annehmen,
Transformation leben und annehmen.

Herzlichen Dank, liebe Christiani!

Sehr gerne, lieber Walter!!!

Christiani Wetter _ Schauspielerin, Autorin, Produzentin _
performing „Undine geht“ _
„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.
Christiani Wetter und Walter Pobaschnig _
Donau/Wien 8/24

Alle Fotos & Interview_Walter Pobaschnig

https://literaturoutdoors.com 8/24

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