
* 16. Oktober 1938 als Christa Päffgen in Köln +18. Juli 1988 Ibiza.
Foto: Maywald
Ihr Grab befindet sich im Friedhof Grunewald-Forst/Berlin _ Nico ist hier neben ihrer Mutter begraben.
Foto: Walter Pobaschnig 10/2019 (weitere)


Auf einer Frankreich-Tour lernte Lutz Graf-Ulbrich die Sängerin Nico kennen, die für einige Jahre auch seine Lebensgefährtin wurde.
Durch Nico kam er in Kontakt mit dem französischen Film-Avantgardisten Philipe Garrel, zu dessen Film „Le Berceau de Cristal“ Ulbrich mit Göttsching die Musik beisteuerte.
In dieser Zeit trat er als Tour-Musiker von Nico auf und begleitete sie in Europa, USA und Kanada. https://luul.de/biography/ 15.8.2024

Lieber Lutz Graf-Ulbrich, Du bist ein sehr vielseitiger Musiker, welche aktuellen Projekte gibt es?
Im Moment steht meine allererste Band „Agitation Free“ im Fokus. Wir haben nach 24 Jahren wieder ein Studioalbum – Momentum – veröffentlicht, das sehr gut ankommt und das wir jetzt auch live präsentieren, wie zum Beispiel gerade beim Burg Herzberg Festival und im November in Paris und Berlin. Nächstes Jahr ist Europa dran.
Dann habe ich eine neue vielköpfige Band gegründet: „Der Wilde Ballon“ – mit ganz tollen MusikerInnen, die sehr viel Spaß macht und eine großartige Zukunft verspricht. Wir gehen das aber behutsam an.
Und natürlich spiele ich als Lüül (& Band) meine Lieder auf den Bühnen Deutschlands. Meine aktuelle CD „Der Stille Tanz“ erhielt den Preis der deutschen Schallplattenkritik.


Als langjähriger Lebensgefährte der Sängerin, Schauspielerin, Model Nico (Christa Päffgen 1938 – 1988) betreust Du auch ihr Grab in Berlin/Grunewald-Forst. Wie waren die Umstände der Beisetzung Nicos im Friedhof Grunewald-Forst? Im Grab ist auch Nicos Mutter beigesetzt, wie kam es dazu?
Als Nico 1988 in Ibiza starb, gab es dort keine Möglichkeit einer Feuerbestattung, die Nico nach einem Zitat von William Blake’s Gedicht „Tyger Tyger, Burning bright in the forest of the night…“ in ihrem Tagebuch zu bevorzugen schien. (Nico war Tiger im chinesischen Horoskop). So haben ihr Sohn Ari und ich beschlossen, ihren Leichnam in der Grabstelle hier Mutter zu bestatten. Als ich sie zu Lebzeiten fragte, warum sie das Grab nie besuchen möchte, sagte sie: „Weil ich mich dann gleich dazu legen würde.“




Die Verlängerung der Grablizenz steht nun an und Du organisiert dies. Wie ist derzeit die Situation?
Ich hatte das schon einmal gemacht und die internationalen Nico Fans in meinem Verteiler aufgefordert. Der Zuspruch damals und auch wieder jetzt ist geradezu immens und die Summe kommt schnell zusammen. Das scheint vielen Fans ein Bedürfnis zu sein, um vielleicht auf diese Weise Nico nahe zu sein. Das ist ganz toll, wie überhaupt der Umgang der Fans mit ihrem Grab und die vielen Besuche dort immer respektvoll waren und sind.
Wann hast Du Nico kennengelernt und wie gestalteten sich die gemeinsamen Jahre als Künstler und Paar?
1972 spielten wir einen gemeinsamen Gig mit Agitation Free in der Operà Comique in Paris und sie schlug mich in ihren Bann. Da wir den gleichen Manager hatten, trafen wir uns öfter mal und als ich dann in Frankreich lebte, kamen wir uns bei einem Festival näher. 1975 spielten wir zusammen mit Ash Ra Tempel in Arles und sie kam spontan mit uns weiter auf Tour. Später zog ich zu ihr nach Paris und wir lebten ein wildes, sehr intensives Leben zwischen Paris, Amsterdam, Berlin und Ibiza. 1979 gingen wir für ein halbes Jahr nach New York, wohnten im Chelsea Hotel und tourten in den USA und Kanada, teilweise zusammen mit John Cale.

Was sind Deine lebendigsten Erinnerungen an Nico?
Da sind so viele, da jetzt eins rauszunehmen ist schwierig. Unter anderem deshalb habe ich ja auch mein Buch geschrieben, wo ich all die Erlebnisse schildere.

20,00 €
ISBN: 9781523289981
veröffentlicht 2016
https://luul.de/produkt/nico-im-schatten-der-mondgoettin/
Was hast Du an Nico als Künstlerin und Mensch besonders geschätzt?
Ihre Wärme, Natürlichkeit, Schönheit, Stimme, Gesang, ihre eigene Art des Musikschaffens, Authentizität, Selbstständigkeit, Mut, ihren Drang, die besten Künstler der Welt kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten. Ihren weltweiten Ruhm als Subkulturstar, ihre vielseitige Begabung in unterschiedlichen Bereichen wie Mode, Musik und Film. Für mich war sie eine große Künstlerin und ich bin sehr dankbar, dass ich mit ihr einige Jahre verbringen konnte und bis zum Ende ihres Lebens ihr ein guter Freund sein durfte. Wenn man Nico ein Jahr nicht gesehene hatte und wieder traf, war es, als wäre sie nie weg gewesen. Diese Vertrautheit ist selten.

Welche gemeinsamen Projekte gab es?
Leider zu wenige! Immerhin die Filmmusik von Ash Ra Tempel zu Philipp Garrels Film „Le Bercau de Cristal“, in dem sie mitspielt.
Mein Lied „Reich der Träume“, das ich für sie geschrieben habe, das sie eingesungen hat und auf meinem Debut Album „Lüül“ zu hören ist.
Viele gemeinsame Liveauftritte, z. B. CBGB mit John Cale oder im Whiskey á go go“ in L.A.
Das Festival „Wüstenklänge im Planetarium“ 1988 in Berlin, das ich organisiert und zu dem ich sie eingeladen hatte. Es wurde das letzte Konzert, das sie gespielt hat. Später wurde daraus die CD“ Fata Morgana“, die ich produziert habe.
Und posthum der vielfach preisgekrönte Film „Nico-Icon“, bei dem ich mitwirken durfte.
Was war Nico in ihrer Musik wichtig?
Sehr gute Frage, die ich aber nicht wirklich beantworten kann. Ich denke: Eigenartigkeit.
Wie lebte Nico Liebe?
Diese Frage ist mir zu privat.
Wie blickte Nico auf ihre Liebesbeziehungen zurück, sprach sie darüber?
Hin und wieder, vor allem über Jim Morrison, aber lieber schrieb sie Lieder über ihre Verflossenen.
Was machte sie in ihrer Freizeit gerne?
Träumen, schlafen, lesen, Musik hören, Drogen nehmen, Bier trinken, Filme schauen, vor allem Klassiker.
Welche Sicht hatte Nico auf Kunst und Gesellschaft?
Keine Ahnung.
Was sagte Sie zu Krieg?
Ich glaube, für sie war das eine unglaublich intensiv erlebte Zeit, die sie ihr Leben lang nicht losließ. Besonders, als sie als kleines Mädchen ins zerbombte Berlin kam, das muss sie erschüttert und nachhaltig beeindruckt haben.
Herzlichen Dank für das Interview und Deinen so tollen Einsatz für das Gedenken an Nico, lieber „Lüül“ Lutz Graf-Ulbrich, viel Freude und Erfolg für Deine großartigen Musikprojekte!

*30.11.1952 Berlin, lebt und arbeitet in Berlin.
Foto: Tanja Fuegener
Zur Person_ Lüül, bürgerlich Lutz Graf-Ulbrich, früher Ulbrich (* 30. November 1952 in Berlin-Charlottenburg), ist ein deutscher Gitarrist, Sänger, Texter und Komponist.
Mitte der 60er Jahre gründete Ulbrich gemeinsam mit Christopher Franke, Michael Günther und Lutz Ludwig Kramer die Band The Agitation, die sich später in Agitation Free umbenannten und, mit mehreren Besetzungswechseln, bis 1974 bestand. Durch regelmäßige Auftritte im Zodiak-Club von Thomas Kessler, der für ihn eine Art Mentor wurde, entstanden weitreichende Kontakte über die Szene von West-Berlin hinaus. Das Beat Studio, von Agitation Free mit initiiert, wurde der Ursprung der sogenannten „Berliner Schule der Elektronischen Musik“. Touren führten durch Europa und bis nach Ägypten. Agitation Free traten im kulturellen Beiprogramm zur Olympiade 1972 in München auf.
Mail: 15.8.2024
„Dankschön!!!“ Nico Grab _ Nicos grave
Posteingang
| Lutz Graf-Ulbrich | 12:43 (vor 25 Minuten) | ![]() ![]() ![]() | |
an Lutz![]() | |||
Liebe Nico Freunde,
Vielen, herzlichen Dank für die eingegangenen Spenden. Der Auftrag ist somit erfüllt und die Grabstelle von Nico Dank eurer Spende wieder bis 2039 gesichert. Das amtliche Procedere wird zwar noch etwas dauern, aber alles ist geregelt und auch die Übergabe an Philipp Wolff, der dann der Ansprechpartner für Nicos Grabstelle sein wird, ist in die Wege geleitet.
Liebe Grüße
Lutz Graf-Ulbrich
Dear Nico friends,
Thank you very much for the donations we have received. The mission has thus been accomplished and Nico’s grave site is once again secured until 2039 thanks to your donation. The official procedure will still take some time, but everything has been arranged and the handover to Philipp Wolff, who will then be the contact person for Nico’s grave site, has also been initiated.
Kind regards
Lutz Graf-Ulbrich
Walter Pobaschnig 15.8.2024


