Station bei Romy Schneider _ „mit Leib und Seele Schauspielerin“ Angelika Strasser, Schauspielerin _ Linz 25.7.2024

Station bei Romy Schneider_
Angelika Strasser, Schauspielerin _ Wien _
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cting Romy Schneider (Rosemarie Magdalena Albach * 23. September 1938 Wien + 29.Mai Paris)  Schauspielerin_
Station bei Romy Schneider_
Angelika Strasser, Schauspielerin _ Wien _
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cting Romy Schneider (Rosemarie Magdalena Albach * 23. September 1938 Wien + 29.Mai Paris)  Schauspielerin_

Zum Projekt: Das Literatur outdoors Projekt „Station bei“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Fotografie und Theater/Performance.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person am biographischen bzw. werksgeschichtlichen Bezugsorten beizutragen.

Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.

Liebe Angelika Strasser, welche Bezüge, Zugänge gibt es von Dir zu Romy Schneider?

Meine ersten Zugänge zu Romy Schneider, und damit schließe ich mich bestimmt zahlreichen Menschen an, wurden mir durch jene der Sissi-Trilogie gelegt. Meine Oma war sichtlich angetan von der bildhübschen Romy, welche die Sissi auf so liebliche Art und Weise verkörperte, sodass es unumgänglich gewesen ist, einen Blick in den Fernseher zu werfen und sich wenig später ebenfalls in dieser romantischen Märchenwelt, plakatiert durch die prachtvollen Kleider – die mich als Mädchen ganz besonders verzückten -, den atemberaubenden Drehorten, den durchwegs mit Humor überzogenen Szenen – gespielt von großartigen SchauspielerInnen –  und nicht zuletzt der tiefen und unerschütterlichen Verbundenheit zwischen Sissi und Franz, wiederzufinden.

Gibt es einen Film von Romy Schneider, den Du hervorheben möchtest und warum?

„Die Spaziergängerin von Sans-Souci.“ Romy Schneiders letzter Film, den Sie mit ihrem langjährigen Filmpartner Michel Piccoli drehte, ist tragisch und faszinierend zu gleich. Es war ihr großer Wunsch diesen Film zu drehen und sie zeigt neben ihrem beeindruckenden künstlerischen Talent auch tiefgründige Einblicke, die Sie zu Lebzeiten in Ihrem privaten Umfeld prägten.

Wir sind hier für das Fotoshooting in Schönbrunn. Welche Zugänge gibt es von Dir zu „Sisy“ Elisabeth von Österreich, deren Filmdarstellung Romy Schneider schlagartig berühmt machte?

Auf die damalige Kaiserin Elisabeth von Österreich wurde ich durch die Verkörperung von Romy Schneider in der Sissi-Trilogie aufmerksam. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch mein Interesse für „Sisi“ geweckt und neben diverser Literatur die ich konsumiert habe, unternahm ich Ausflüge bzw. Reisen – an von „Sisi“ vertraute Örtlichkeiten -, um weitere Eindrücke zu erlangen.

Gibt es Parallelen, Gemeinsamkeiten von Sisy und Romy?

Ich sehe beide als mutige Persönlichkeiten, die einen starken Willen hatten.

Romy Schneider spielte in ihren Filmrollen sehr intensiv und ausdrucksstark, auch körperlich, und ging bis an die Grenzen des persönlich Möglichen. Etwa in den Filmen „Nachtblende“, „Trio infernale“ oder „Die Spaziergängerin von Sans-Souci“. Wie siehst Du als Schauspielerin die Darstellerin Romy Schneider?

Ich interpretiere ihr Schauspiel als sehr natürlich, als für sie selbstverständlich und in einem vollkommen harmonischen Zusammenhang mit Ihrer Rolle. Mir gefallen diese Leichtigkeit und ihre sanftmütige Art, die sich über all ihre Rollen und Charaktere legt.

Müssen Mensch und Rolle sich immer ganz nah, intensiv berühren, um diese zu spielen und auch das Publikum berühren zu können?

Es sind die feinen Facetten und Nuancen die den Körper und auch den Ausdruck von Schauspielenden in der Rolle leiten. Je nach Empfinden der Schauspielenden und dem Einfühlen in die Rolle – daran glaube ich -, wirkt sich das Schauspiel mehr oder weniger berührend auf das Publikum aus.

Gibt es Momente in einer Darstellung, in der sich gleichsam die Kontrolle über die Rolle verlieren kann? Und wenn ja, was holt einen dann zurück?

Diese Momente gibt es und werden individuell – auch in Betracht ob Film- oder Theater – ausgeglichen. Hier legt sich jeder sein eigenes „Werkzeug“ zu. Das können unterschiedliche Ankerpunkte sein oder ein/e gute/r Spielpartner/Spielpartnerin. Grundsätzlich, so würde ich meinen, kleidet man sich unmittelbar nach Bewusstsein des „Ausstiegs aus der Rolle“ automatisch wieder mit entsprechend realer.

Würdest Du einen Film von Romy Schneider gerne spielen und wenn ja, warum?

Ich schwanke zwischen „Boccaccio 70“ und „Die Dinge des Lebens.“ Die entschlossene, naive und quirlige mit Humor überzogene Art wie Romy Schneider „Pupe“ darstellt, unterhält mich und gefällt mir gut. Konträr dazu spricht mich der romantisch-dramatisch Film „Die Dinge des Lebens“ an und der realitätsnahe Charakter von Hélène. Insbesondere die Abschiedsszene im Auto mit Pierre.

Es gibt von Romy Schneider sehr viele Fotoserien. Gibt es eine Serie, die Du hervorheben möchtest?

Es gibt dieses eine Foto aus einer Szene von „Halb Elf einer Sommernacht,“ auf welchem Romy Schneider in einem orangefarbenen ärmellosen Rollkragenshirt, dass eine dunkelgrüne Perlenkette ziert, zusehen ist. Ihr hochtoupiertes Haar und ihre ausdrucksstarken Augen – hervorzuheben der entschlossene und intensive zur Seite geneigte Blick, der mit einer gewissen Melancholie einhergeht – verleihen Ihrem sanften Wesen eine solch starke Ausdruckskraft, dass man beim Durchblättern ihrer Fotos innehält oder wenigstens auf der nächsten Seite ankommen, angehalten ist, zurückzublättern.

Wie siehst Du Romy Schneider vor der Fotokamera? Ist sie da Schauspielerin oder Privatperson oder beides?

Ich sehe es so, dass Romy Schneider zwischen beiden Teilbereichen variiert.

Auch unser Projekt ist ein szenisches Foto/Interviewprojekt. Wie hast Du Dich im Vorfeld darauf vorbereitet und was ist Dir dabei wichtig?

Es war mir wichtig, mich im Vorfeld mit der Schauspielerin und der Privatperson Romy Schneider eingehend auseinanderzusetzen. Diverse Literatur zu Ihrer Person, Filme und Interviews und nicht zuletzt ein Besuch in der Romy Schneider Ausstellung, in ihrem Heimatdorf Schönau am Königssee, trugen dazu bei, dass ich meinen Wissensschatz rund um Ihre Person erweitern konnte.

Wie siehst Du das Spannungsverhältnis von Öffentlichkeit und Schauspielberuf bei Romy Schneider wie an sich?

Die fehlende Abgrenzung zwischen Privatem und (Schauspiel-)Beruf, insbesondere der Druck, der nicht nur privat, sondern auch medial auf Romy Schneider ausgeübt wurde, in dem man ihr u. a. die – wohlgemerkt großartig gespielte – Rolle der „Sissi“ überstülpte und sie bei jeglicher Weiterentwicklung/Veränderung, die in Ihrem Interesse lag und von „Sissi“ abwich maßregelte, wurden ihr zu Lebzeiten ein verhängnisvoller Begleiter.

Romy Schneider wechselte nach großen Schauspielerfolgen in den 1950er das Filmgenre wie das Land. Wie siehst Du die Möglichkeiten persönlichen Entwicklungsweges im Schauspielberuf?

Die einschränkenden Möglichkeiten einer beruflichen Weiterentwicklung (Selbstverwirklichung), mit denen Romy Schneider in Ihrem Umfeld konfrontiert war, verlangten regelrecht eine Orientierung in ein anderes kulturelles Umfeld. Zugute kam ihr Ihre erste große Liebe, Alain Delon, der ihr den Weg nach Frankreich ebnete und die Liebe zu diesem Land, das Romy Schneider nicht auf ihre Rolle der „Sissi“ beschränkte.

Die Möglichkeiten, um sein Potential auszuleben sind heutzutage vielfältiger geworden und ich bin der Meinung, dass mit Engagement, Disziplin und unterstützender Weise, auch mit einer Portion Glück, der eigenen Entwicklung viel Freiraum geboten wird.

Wie war Dein Weg zum Schauspiel und welche Erfahrungen hast Du in Wien im Schauspielberuf gemacht?

Im Zuge eines Castings, an dem ich mit Anfang 20 teilgenommen habe und dass u. a. zu meinen Gunsten ausfiel, begann ich mit der Schauspielausbildung. In Wien wirkte ich bei einigen Film- und Fernsehproduktionen mit, vorwiegend habe ich diesen Beruf bisher in Oberösterreich ausgeübt. Es war immer spannend und interessant zugleich mit neuen Menschen zu arbeiten und die unterschiedlichsten Charaktere kennen zu lernen, die nach meinen Erfahrungen vor allem im künstlerischen Bereich sehr vielfältig sein können. Meine Erfahrung bisher war, dass ich mit inspirierenden und unterstützenden Menschen zusammenarbeiten konnte und das ist sehr bereichernd.

Was wünscht Du Dir für den Schauspielberuf?

Das dieses kunstvolle Handwerk uneingeschränkt Bestand behält sowie in seiner vielfältigen Weise ausgelebt wird und somit viele Menschen unterhält, inspiriert, zusammenbringt und auch als „Sprachrohr“ dient.

Was sind Deine kommenden Projekte?

Das nächste Projekt bei dem ich mitwirke, ist die Filmproduktion; „Falkner und die Linie im Sand“, unter der Regie von Oliver Jungwirth, mit dem geplantem Drehbeginn im Herbst 2024.

Was möchtest Du Schauspielstudenten*innen mitgeben?

Die Freude am Schauspiel in den Vordergrund zu rücken, eine gute Abgrenzung zur eigenen Person und der Rolle sowie Theaterbesuche, gute Filme sehen – lernen von/durch und mit Andere/n.

Wie siehst Du die Umstände des Todes von Romy Schneider?

Tragisch! Eine Frau die zu Lebzeiten durch zahlreiche emotionale Höhen und Tiefen schlitterte und den Höhepunkt ihres Tiefs nur kurze Zeit vor Ihrem Tod erlitt; den Verlust ihres Sohnes David.

Was würdest Du Romy Schneider sagen, fragen wollen?

Es gibt keine expliziten Fragen, die ich an Romy Schneider richten möchte, jedoch wäre ein Zusammentreffen – ein Plaudern, wenn man so mag, aufregend, ich bin mir sicher, dass sich im Gespräch viele Fragen ergeben würden.

Was kann eine Schauspielerin von Romy Schneiders Werk und Leben mitnehmen?

Was ich bewundere ist, dass Romy Schneider einen sehr starken Willen besaß, mit Leib und Seele Schauspielerin war und akribisch daran arbeitete Rollen zu spielen, die sie auch wirklich spielen wollte. Das war mit Sicherheit kein einfacher Weg, insbesondere zu diesen Zeiten aber es gelang ihr. Ein starker Wille, der meist eine gewisse Durchsetzungskraft erfordert, bewirkt im Gegenzug auch, dass man sich mit Höhen und Tiefen intensiver auseinandersetzen muss. Romy Schneider sagte das einst so: „Manchmal muss man einfach nach seiner Nase gehen. Auch wenn man sie sich dabei mal einschlägt.“  

Romy Schneider hat auch viele Interviews gegeben. Gibt es ein Interview, das Dich besonders anspricht und möchtest Du vielleicht ein Zitat hervorheben?

Das Interview, das Romy Schneider mit Alice Schwarzer im Dezember 1976 führte. Ein überaus offenes Interview, das von Romys (kämpferischer) Stärke, Mut aber auch Ihren Ängsten und Ihrer wiederkehrenden Unsicherheit geprägt war.

„Eine günstige Gelegenheit ergreift man nicht zaghaft;
man packt sie beim Schopf und baut sie aus, mit Fleiß.“ – Romy Schneider.

Darf ich Dich abschließend zu einem Romy Achrostikon bitten?

Ruhelos

Ohnmächtig

Mutig

Youthful

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Angelika Strasser, Schauspielerin _ Wien _
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cting Romy Schneider (Rosemarie Magdalena Albach * 23. September 1938 Wien + 29.Mai Paris)  Schauspielerin_
Angelika Strasser und Walter Pobaschnig 7/24

Interview und alle Fotos _ Walter Pobaschnig 7/24

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