Liebe Rita Luksch, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Gerade probe ich mit meinem Mann Georg ein neues Theaterstück. Er komponiert die Musik, ich schreibe die Texte, dann lassen wir alles zusammenwachsen. Es kommt auch noch ein Film zum Stück dazu von Experimentalfilmer Erich Heyduck.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Insgesamt brauchen wir viel mehr Achtsamkeit für unsere Mitmenschen und die Erde. Leider ist weltweit gesehen viel zu viel Krieg und Kampf unter den Menschen. Wir brauchen Frieden und Mitgefühl, auch für die Tiere und unsere Umwelt.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Kunst kann Reflexion ermöglichen und so zu einer feineren Wahrnehmung von zwischenmenschlichen Zusammenhängen beitragen.Theater und besonders die Schauspielkunst helfen, damit wir uns hoffentlich alle etwas besser verstehen. Natürlich ist es auch schon viel, wenn wir schöne, packende gemeinsame Stunden erleben und dabei noch in eine ganz andere Zeit und Lebenswelt eintauchen können.
Was liest Du derzeit?
Mich haben die Erzählungen von Ada Christen besonders gepackt. Immerhin hat sie hier gelebt, wo ich auch lebe, nur eben 150 Jahre vor mir. Sie war zuerst auch Schauspielerin, gegen den Willen ihrer Mutter, und wurde dann Schriftstellerin. Sie liebte Blumen, hat sich mit verschiedenen Obst- und Gemüsesorten beschäftigt. Bei der Laxenburger Straße hat sie eine große Gärtnerei angelegt. Da staune ich schon über die Parallelen, auch wenn es damals für eine Frau noch viele schwieriger war als heute, sich als Künstlerin zu behaupten. Ada Christen hat es mit viel Glück und Geschick geschafft, zu Wohlstand zu kommen.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Seit 33 Jahren verdiene ich mir mein Brot selbst, seit meinem dreizehnten Jahre verdiene ich es auch für meine Mutter. Jetzt will ich mein Recht.“ Ada Christen
Vielen Dank für das Interview, liebe Rita, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen: Rita Luksch, Schauspielerin, Regisseurin und Autorin
Zur Person: Rita Luksch (Autorin/Schauspiel/Regie)
in Wien geboren, Schauspielstudium an der Bruckner Universität Linz, Studium Theater- Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien – Abschluss mit Auszeichnung;
als Schauspielerin in Kino- und Fernsehfilmen wie „Sisi” Regie: Xaver Schwarzenberger, „Schlawiner” Regie: Paul Harather, „Copstories”, „Tatort“; spielte viele Hauptrollen u.a. am Theater Dortmund, Stadttheater Klagenfurt, Stadttheater Berndorf, am Burgtheater Wien in „Helena“ mit dem Regisseur Luc Bondy, Janet in „The Rocky Horror Show“, die Wirtin in
„Die Nervensäge” Regie Leo Bauer; „Helen Keller“ in der Inszenierung von Herbert Gantschacher am Schauspielhaus Wien, seit 2014 Leitung des Ensemble21, Uraufführungen „Der Sturz der Möwe“, „Schönwettermenschen im Regen“, „Cissy&Hugo a Caracas“, „Therese“, „Der Kleine Prinz“, „Elektra“, „Kaleidoskop der Leidenschaft“, „Kassandra 4D“.
Aktuelles Theaterprojekt: URAUFFÜHRUNG ADA CHRISTEN Die Stimme der Verlorenen

Ein Theaterstück mit Musik von und mit Schauspielerin und Autorin
RITA LUKSCH
und Musiker und Grammy-Gewinner
GEORG O. LUKSCH
visueller Background von Experimentalfilmer
ERICH HEYDUCK
Schauspielerin Rita Luksch holt die kleinen Leute vor den Vorhang: Kinder der armen Arbeiterschichten, Alleinerziehende, Witwen.
Die Liebesgedichte von Ada Christen waren schlagartig ein Sensationserfolg, mit gesellschaftskritischen Erzählungen macht die große Favoritner Schriftstellerin auf soziale Missverhältnisse aufmerksam!
Dazu gibt es feinste Klanglandschaften von Grammy-Gewinner Georg O. Luksch und Visuals von Erich Heyduck.
ADA CHRISTEN – DIE STIMME DER VERLORENEN
Zum 150 jährigen Jubiläum des 10. Bezirks holen wir die Stimme der kleinen Leute vor den Vorhang, die es damals gar nicht leicht hatten: die Kinder der armen Arbeiterschichten, Alleinerziehende, mittellose Witwen. Mit ihren gesellschaftskritischen Werken beeinflusste Ada Christen die frühen Naturalisten und machte auf soziale Missverhältnisse aufmerksam!
Ihre Gedichte waren schlagartig ein Sensationserfolg, heute ist sie ungerechtfertigt in Vergessenheit geraten. Die Rolle der großen Favoritner Schriftstellerin wird von Rita Luksch gespielt, dazu gibt es feinst komponierte mikrotonale Klanglandschaften auf verschiedenen Instrumenten von Grammy-Gewinner Georg O. Luksch und einfühlsame, emotionale Visuals von Erich Heyduck.
Als Ada Christen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. ihre Werke schrieb, hatten große Teile der Bevölkerung noch keinen richtigen Zugang zu Bildung, die Kinder der armen Leute sollten bereits früh etwas dazuverdienen. Im Winter wurde um Brennmaterial gerauft und das letzte Brot musste genau eingeteilt werden. Die Zeitdokumente erzählen, dass die „gute, alte Zeit“ nicht für alle Menschen so gut war. Trotzdem resignieren diese Menschen nicht, es überwiegt die Hoffnung auf eine bessere Welt und die Freude an den kleinen Dingen des Lebens.
- Ada Christen
lebte von 1839-1901, gab aber selbst als Geburtsjahr 1844 an – und feiert somit heuer selbstgewählt ihren 180. Geburtstag!
Sie lebte in späteren Jahren im 10. Bezirk auf ihrem Gut „Einsamhof“, einer kleinen selbstangelegten Gärtnerei bei der Laxenburger Straße. Es erinnert heute noch die nach ihr benannte Straße bei der Per-Albin-Hansson Siedlung an sie. Im 19. Jh. war es für eine Frau noch sehr ungewöhnlich und schwierig als Autorin aufzutreten.
Ihre Werke wurden aber von Literaturgrößen wie Theodor Storm, Ludwig Anzengruber, Friedrich Hebbel und Ferdinand v. Saar sehr geschätzt. Ihren Künstlernamen setzte sie aus dem Namen ihres zweiten Mannes Adalmar und ihrem richtigen Namen Christiane zusammen.
Ihr Vater war ein wohlhabender Kaufmann in Wien, kam nach der Revolution 1848 aber ins Gefängnis, erkrankte und starb bald darauf. Für die Mutter war es ohne soziale Absicherung sehr schwer die Kinder und sich zu ernähren. Sie zogen in eine kleine Wohnung in der Vorstadt, Christiane musste bereits als Kind arbeiten und verdiente als Handschuh-Näherin oder Blumenmädchen etwas dazu. In der Jugend nahm sie Schauspielunterricht und ging mit einer Theatertruppe auf Tournee. In Ungarn heiratete sie einen Richter, als sie ein Kind bekam, starb dieses bereits bei der Geburt. Auch der Richter erkrankte und starb. Die junge, mittellose Schriftstellerin hatte in Wien das Glück in Künstlerkreisen Unterstützung zu finden.
Durch den Sensationserfolg ihres ersten Gedichtbandes „Lieder einer Verlorenen“ konnte sie zu Wohlstand kommen. Mit Adalmar von Breden lebte sie bereits 8 Jahre in „wilder Ehe“ zusammen, dann legalisierten sie ihr Verhältnis. Ada Christen schrieb für zahlreiche Zeitschriften und Zeitungen, sie veröffentlichte Erzählungen, Gedichte und Theaterstücke.
Eine Produktion von Ensemble21
29. 8. 2024 (19.30 Uhr) PREMIERE
Weitere Vorstellungen (jeweils 19.30 Uhr):
13., 14., 21., 22., 28. September 2024
4. & 5. Oktober 2024
Gleis21 Kulturraum
A-1100 Wien; Sonnwendviertel/Bloch-Bauer-Promenade 22
Karten: VVK € 23,-/AK € 26,-/Stud. € 16,- Tel. 0677 / 634 715 33 ticket@ensemble21.at
Foto_Ensemble 21.
Walter Pobaschnig _ 17.7.2024