Undine geht _ „Jonen情念“ die vertikale Tiefe ihrer Gefühle“ Naoko Muneoka, Künstlerin _ Wien 22.7.2024

Naoko Muneoka, Künstlerin  Wien   _
 performing „Undine geht“
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„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.
Naoko Muneoka, Künstlerin  Wien   _
 performing „Undine geht“
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„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.

Naoko Muneoka, Künstlerin  Wien   _ performing „Undine geht“ _

„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.

Ingeborg Bachmann_ Schriftstellerin (25.Juni 1926 Klagenfurt – 17.Oktober 1973 Rom)

Ingeborg Bachmann Rom 1962 _ Heinz Bachmann

Fotos_Donau_Wien.

Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Theater/Performance und Bildender Kunst.

Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.

Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person beizutragen.

Liebe Naoko Muneoka, wie liest Du den Text „Undine geht“ von Ingeborg Bachmann? Welche Grundaussagen gibt es da für Dich?

Dass sie unter Wasser geht, zeigt mir die vertikale Tiefe ihrer Gefühle, die man im Japanischen auch gut als Jonen情念“ bezeichnen könnte. Und dieses Gefühl hat mich beeindruckt, denn im Englischen oder Deutschen gibt es dafür kein Wort. Und wie sie eine horizontal feinst strukturierte Beobachtung aus dieser Emotion darstellt und daraus den Bezug zur Allgemeinheit ableitet und darstellt, fand ich interessant.

Und was ich noch interessant fand, die Liebe, von der erzählt wird, ist nicht mit der Liebe zu identifizieren, die ich mit meinem verstorbenen Mann Josef Kinz hatte. Die in der Geschichte beschriebene Liebe ist das, was ich vor und nach Josef hatte/habe, wofür ich aber das Wort „Liebe“ nicht verwenden würde.

Wie siehst du „Undine“?

Sie ist in mir. Teile von mir identifizieren sich mit Teilen von ihr. Wie das Gefühl ausgedrückt wird, ist fleischlich zu spüren.

„Undine geht“ wurde vor gut 60 Jahren veröffentlicht. Was hat sich seit damals im Rollenbild von Frau und Mann verändert und was sollte sich noch ändern?

Wenn ich die Geschichte lese und sie mir so nahegehen kann, frage ich mich, ob sich so viel verändert hat.

Der Monolog geht mit der patriarchalen Gesellschaftswelt schonungslos ins Gericht. Wie siehst Du die Situation patriarchaler Macht heute?

Menschen sollten sich im wahrsten Sinne des Wortes lieben. Wenn dies geschieht, geben sich die Menschen gegenseitig Macht und werden gleichzeitig machtlos gegeneinander.

Der Text drückt auch viel Trauer über das Scheitern der Liebe und eines Miteinander der Geschlechter im persönlichen wie gesellschaftlichen Leben aus. Welche Auswege siehst Du da?

Generelle Auswege sehe ich nicht. Jede/r findet, wenn er/sie kann, seinen/ihren eigenen.

Was kannst Du als Frau und Künstlerin von „Undine geht“ in das Heute  mitnehmen?

Die Gefühlsausdrücke und Emotionen, die auch auf meiner Haut haften. Auf der Haut, die sich aus meinen Erfahrungen als Frau auf meiner Oberfläche gebildet hat.

Was bedeutet Dir Natur?

Leben.

Was bedeutet Dir das Element Wasser?

Einige meiner schönsten Kindheitserinnerungen haben mit Wasser zu tun. Das Gefühl meines Körpers, von Wasser umgeben zu sein.

Ansonsten sehe ich es als lebensnotwendiges Element für alle Lebewesen und dass es deshalb die Grundlage für die Suche nach Lebensformen im Universum ist, aber auch Leben nehmen kann.

Wie lebst Du den Kreislauf der Jahreszeiten?

Angepasst.

Wie kann der moderne Mensch in Harmonie zur und mit der Welt leben?

Wenn ich das wüsste, hätte ich einigen Kummer in meinem Leben weniger…

Was braucht Liebe immer, um zu wachsen, blühen?

Manchmal Magie und manchmal Zeit.

Was lässt Liebe untergehen?

Nicht mehr zu können.

Wie war Dein Weg zur Kunst?

In meiner frühesten Kindheit sagte ich, dass ich Malerin werden will. Ich weiß nicht, warum ich das sagte, aber ich habe diesen Gedanken einfach nicht mehr aufgegeben.

Welche aktuellen Projektpläne hast Du?

Ich arbeite gerade an einer Zeichnung. Ich habe auch schon eine Idee für die nächste Zeichnung.

Im November wird es eine kleine Ausstellung von meinem verstorbenen Mann und mir geben, die seit 13 Jahren jedes Jahr stattfindet.

Welches Zitat aus „Undine geht“ möchtest Du uns mitgeben?

„…dass einer Hans heißen muss, dass ihr alle so heißt, einer wie der andere, aber doch nur einer…“

Darf ich Dich zum Abschluss zu einem Akrostichon zu „Undine geht“ bitten?

Unter meiner Haut die stille Atmung

Nun

Da ist sie

In mir

Null und nichtig

Existenz

Geschlinge

Einschmelzen

Heiss

Tief

Naoko Muneoka, Künstlerin  Wien   _
 performing „Undine geht“
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„Undine geht“ Ingeborg Bachmann. Erzählung 1961.
Naoko Muneoka und Walter Pobaschnig 7/24

Alle Fotos & Interview_Walter Pobaschnig

https://literaturoutdoors.com 7/24

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