„Typografie macht Sprache sichtbar“ Irmgard Sonnen, Künstlerin _ Düsseldorf 26.6.2024

Liebe Irmgard Sonnen, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ab dem Vormittag arbeite ich in meinem Atelier. Es befindet sich direkt über meiner Wohnung. Hier gibt es genügend Raum, um die Entwürfe für meine neuen Buchprojekte auszubreiten. Seite für Seite.

Innenseite
Lustwandeln
für Flaneure und Landstreicher
Szenarien eines Spaziergangs
Queredo-Verlag
Irmgard Sonnen ist Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf.

Zur Zeit ist der Andruck für eine neue Publikation auf dem Tisch ausgebreitet: Buchräume öffnen Denkräume. Editorial Design – Lehren, Lernen und Forschen sind für mich untrennbar miteinander verbunden und stellen im Rückblick nach 38 Jahren Lehre eine enorme Bereicherung in fachlicher und zwischenmenschlicher Hinsicht dar. Die Auseinandersetzung mit dem Medium Buch stand unter anderem im Fokus meiner Lehre:

»Wir betreten den Raum des Buches, die Seite scheint fast leer zu sein, doch die Zeichen verleihen dem Weiß Bedeutung, das Zeichen ist zu lesen als die Schwelle zu einem Raum, den wir als Leser betreten können«, so der niederländische Typograf Walter Nickels…

Innenseite
Balancieren auf dem Gedankenstrich
zwischen Reden und Schweigen
Queredo-Verlag

Die Nähe zu Sprache und Literatur ist in meinen Arbeiten immer zentral. Typografie kann Sprache sichtbar machen.

Da ich tagsüber viel lese, nachdenke oder am Computer arbeite, treibe ich zum Ausgleich regelmäßig Sport und fahre sehr gern mit dem Rad. Die Wege am Rheinufer bieten dazu Weite und Raum. Sehen und Bewegen ist dabei eine ideale Verbindung. Immer wieder entstehen dabei auch fotografische Arbeiten. Auch das Gehen und Lustwandeln in der Landschaft oder das Flanieren im urbanen Raum gehört zu meinem Ausgleich. Beim Gehen erschließen wir uns die Welt auf allen Sinneskanälen. Der Spaziergänger befindet sich auch immer auf einer Schwelle des Weges. Wir kommen an. Ist es ein Ende oder ein Neuanfang?

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Inmitten der Schwierigkeit liegt die Möglichkeit. (Einstein)

Wir dürfen nicht aufhören nach Lösungen zu suchen.

Solidarität, Akzeptanz, Empathie, das Eintreten für eine soziale und gerechte Gesellschaft, ein geeintes Europa sind wichtige Kernthemen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst zu?

Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, könnte man nicht hundert Bilder über dasselbe Thema malen, so Pablo Picasso. Immer wieder neue Perspektiven und Sichtweisen aufzuzeigen, bedeutet ständigen Neubeginn.

Was liest Du derzeit?

Roger Willemsen, Wer wir waren

John Cage, Silence

Tanizaki Jun’ichirō, Lob des Schattens

Welches Zitat, welche Textstelle möchtest Du uns mitgeben?

Was inspiriert?

„Die Kunst ist die wichtigste Inspiration. Auch in unserem Beruf kommt ursprünglich alles aus der Kunst. Aus der Malerei, aus der Bildhauerei und aus der konzeptionellen Kunst. Sie gibt einem immer wieder Impulse und sagt einem auch, wie klein wir eigentlich sind. Die Kunst inspiriert mich und gibt mir Mut. Am meisten gefällt es mir, wenn die Grenzen zwischen Kunst und Kommunikation aufgehoben werden.“ (Klaus Hesse, Designer)

in: Irmgard Sonnen, Anna Blume ist rot. Farbe als Ereignis, Queredo-Verlag

Vielen Dank für das Interview, liebe Irmgard, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Irmgard Sonnen, Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf.

Zur PersonIrmgard Sonnen ist Kommunikations-Designerin, Künstlerin, Herausgeberin, Honorarprofessorin für Typografie und Editorial Design an der Hochschule Düsseldorf. Sie gestaltet Bücher und Kataloge an der Schnittstelle von Literatur, Poesie, Bildender Kunst und Design.

Sie wurde 1954 geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Für ihre Arbeiten erhielt sie und ihre Studierenden zahlreiche internationale Auszeichnungen.

Bibliographie

Irmgard Sonnen

Zur Poesie des Augenblicks

Ein Tagebuch für 365 Zeitpunkte

Düsseldorf 2004

Irmgard Sonnen

Anna Blume ist rot. Farbe als Ereignis

Düsseldorf 2007

Irmgard Sonnen

Balancieren auf dem Gedankenstrich

zwischen Reden und Schweigen

Düsseldorf 2009


Dieter Fuder

Der Funke der Semantik

Designtheorie als Erkenntnismethodik

Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2013


Sprache als Ereignis

Ein allegorischer Liebesbrief

Ausstellungskatalog

»Ideen. Das Buch Le Grand«

von Heinrich Heine

Peter Behrens School of Arts,

Fakultät Design

Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2016


Hans Georg Lenzen

Mit leichter Hand

Die szenische Metaphorik des Zeichnerischen Hg. Irmgard Sonnen/Hochschule Düsseldorf 2019


Der Morgen ist schön

Hanni Kowalczyk 1924-2004

Bilder haben Gedanken

Hg. Irmgard Sonnen

Düsseldorf 2020


Irmgard Sonnen, Lustwandeln

für Flaneure und Landstreicher

Szenarien eines Spaziergangs

Düsseldorf 2021


Irmgard Sonnen

Buchräume öffnen Denkräume

Editorial Design – Lehren und Forschen

Düsseldorf 2024


http://www.designbuero-sonnen.de

Fotos _ privat.

Walter Pobaschnig _ 24.6.2024

https://literaturoutdoors.com

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