„arbeiten, lesen, informieren, Freunde treffen, mich ärgern,  mich wundern“ Erika Swoboda, Künstlerin _ Sternhof/Arnfels/Stm. 25.6.2024

Liebe Erika Swoboda, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Wann immer es mein Programm zulässt, beginne ich seit ca. 50 Jahren meinen Tag mit Yoga-Übungen. Sie stabilisieren mich für den weiteren Tag. Mag da kommen was will: arbeiten, lesen, informieren, Freunde treffen, mich ärgern,  mich wundern, an den Tod denken und mich freuen, dass ich noch da sein darf.

Erika Swoboda,, Künstlerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Lassen wir uns nicht, und unter keinen Umständen auseinanderdividieren, und stehen wir für den Frieden 

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?

Die Kunst der Künste in unserer Zeit ist es, bei sich und der eigenen Überzeugung zu stehen, aber auch flexibel zu sein, und sich belehren lassen, indem man fake und fakt unterscheiden lernt. Menschen mit anderen Überzeugungen und Meinungen mit Respekt begegnen. Über allen Ideologien und Meinungen steht der Mensch.

Was liest Du derzeit?

Alle paar Jahre lese ich Dostojewski. Jetzt ist es mal wieder so weit!

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Ein Sprichwort aus meiner Kindheit fällt mir ein:

„Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu“!

Erika Swoboda,, Künstlerin

Vielen Dank für das Interview, liebe Erika, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Erika Swoboda, Künstlerin

Zur Person: Erika Swoboda, „Ich über mich“

Ich wuchs auf in einem jener Altwiener Häuser, an dem sich auf der Rückseite, dem Fußgänger verborgen, ein etwas verwilderter herrlich duftender Garten befand.

Das Schönste an diesem Garten aber war der riesige Maulbeerbaum, der unter Naturschutz stand. Wenn ich die Augen schließe, vermeine ich den Geschmack der schwarzen, saftig süßen Früchte zu spüren, und Bilder der Vergangenheit steigen aus meinem Inneren empor.

In diesem Baum war ich daheim, jeder Ast war mir bekannt und blind hätte ich ihn erklettern können. In seinem dichten Blattwerk hatte ich Obdach genommen, und seine Ästen schützten und verbargen mich.

Erst vor wenigen Jahren habe ich mir den Duft der Kindheit wieder zurückgeholt. Vor meinem Haus gibt es Jasmin und Schwertlilien, und wenn ich aus dem Fenster schaue so sehe ich einen Maulbeerbaum, noch klein, aber immerhin, es gibt schon Früchte.

Ich glaube, dass in jener frühen Zeit, in der ich eingehüllt war von Duft, Frucht und Blatt eine natürliche Prägung entstanden ist, der ich meine heutige Hingezogenheit zu Kräutern, Wurzeln und Blüten verdanke.

Die Natur hat mich aber nicht gleich eingeholt, war ich doch eine echte Großstadtpflanze – ein Nachtschattengewächs, wie einer meiner Freunde es treffend ausdrückte.

In der Wiener Szene war ich zwischen Hawelka und Vanilla daheim, befreundet mit vielen Malern, Literaten und Filmemachern.

Meine Vision war mit Menschen in einer Gemeinschaft zusammenzuleben und zu arbeiten. Das begann in Wien, wo ich in mehreren Kommunen gelebt habe, und hat am Sternhof für zwei Jahrzehnte seine Fortsetzung gefunden.

https://www.naturkosmetik.at/erika_swoboda.html

Sternhof: Erika Swoboda „Unser Sternhof“

Liebe Freundin, lieber Freund,

Ich erinnere mich noch lebhaft des sonnigen Tages im August 1974, als mein Mann und ich Wien den Rücken kehrten und in die Südsteiermark fuhren. Bei bestem Wetter parkten wir zum ersten Mal unser Auto neben dem 250 Jahre alten Bauernhaus, das seit jeher „Sternhof“ hieß und von nun an unser neues Zuhause sein sollte. Ich war schwanger und wir wollten unserem Kind die Möglichkeit geben, fern von Asphalt und Lärm aufzuwachsen.

Zur gleichen Zeit begann eine große Stadtflucht. Viele Freunde aus Wien kamen. Einige blieben, andere gingen wieder.
Es kamen auch viele junge Menschen, die vom Sternhof gehört hatten und wissen wollten, wie man trotz kaum vorhandener äußerer Arbeitsmöglichkeiten, eine eigenständige Existenz am Land aufbauen kann.
Andere waren auf der Suche nach neuen Formen des Zusammenseins und inspirierenden Lebensmodellen.
In Kommunen zu wohnen war für mehr als zwei Jahrzehnte mein Lebensmodell, denn kollektiv zu leben, mit vielen verschiedenen Menschen auf kleinstem Raum auszukommen und gemeinsam Probleme zu lösen, war meine wichtigste Sozialisation.

https://www.naturkosmetik.at/unser_sternhof.html

Fotos _ Privat.

Walter Pobaschnig _ 24.6.2024

https://literaturoutdoors.com

Hinterlasse einen Kommentar