Liebe Karoline Hugler, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Jetzt im Frühling und Sommer versuche ich, möglichst viele Mahlzeiten im Freien einzunehmen, auf dem Balkon oder im Garten. An manchen Tagen gibt es Theaterproben, an anderen schreibe ich und versuche, vor aller Organisationsarbeit, erst einmal etwas Kreatives zu machen, solange der Geist frisch ist. An den Nachmittagen unternehme ich etwas Schönes mit der Familie. Abends ist meist frei – oder Theatervorstellung.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Die Menschlichkeit nicht zu verlieren, auch im Miteinander, auch im Kleinen. Den Blick auf die anderen nicht zu vergessen. Die wichtigen Werte im Leben… aufs Herz zu hören, Zuversicht und Hoffnung zu haben und Mut zum Handeln.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Die Kunst, zumal die Literatur, kann natürlich reflektieren, hinterfragen, was gerade alles so geschieht, Mut machen und vielleicht auch manches bewahren vor dem Vergessen. Vieles ändert sich so schnell. Auch neue Visionen durchspielen – wie Utopien – oder warnen vor Gefahren, wie Dystopien. Die Kunst sollte sich nicht begrenzen lassen, sich frei behaupten und vor allem Kunst bleiben, unabhängig zwischen all den Einflüssen von Markt, künstlicher Intelligenz und drohenden Versuchen der Zensur.
Was liest Du derzeit?
»Boston« von Upton Sinclair. Über die beiden Anarchisten Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti und das große Unrecht, das ihnen widerfahren ist.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Sie werden nicht in Reih‘ und Glied marschieren
Nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zuletzt
Auf einem gottverlass′nen Feld erfrieren
Während ihr euch in weiche Kissen setzt!
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
Ist doch meine verdammte Vaterpflicht
Und das heißt auch, sie vor euch zu bewahren!
Nein, meine Söhne geb′ ich nicht –
Nein, meine Söhne geb‘ ich nicht!“
von Reinhard Mey aus dem Lied »Nein, meine Söhne geb’ ich nicht« – unbedingt auch das ganze Lied.
Vielen Dank für das Interview, liebe Karoline, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literatur-, Theater-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Karoline Hugler _ Schriftstellerin, Regisseurin, Schauspielerin
Zur Person_ Karoline Hugler wurde 1980 in Neuruppin geboren und ist in Potsdam aufgewachsen. Früh begann ihre Leidenschaft für das Geschichtenerzählen. Als Jugendliche erhielt sie mehrfach den Voltaire-Jugendliteraturpreis, war als Nachwuchsautorin in der Master School Drehbuch und ließ sich zur Schauspielerin ausbilden, um auch noch selber in Geschichten und Figuren zu schlüpfen. Nach verschiedenen Theater – und Filmprojekten hat sie seit 2013 gemeinsam mit dem Regisseur und Autor Julian Tyrasa die künstlerische Leitung des Theaters Comédie Soleil in Werder (Havel), wo sie auch als Schauspielerin und Regisseurin tätig ist und eigene Theaterstücke entwickelt. Sie lebt im Umland von Potsdam.
Aktueller Roman von Karoline Hugler: „Meer von Sonnenblumen“

„Max, ein Waisenjunge, der durch den Krieg seine Eltern verloren hat, und der Deserteur Marius, der diesen Krieg verweigert, treffen in einem Zirkus aufeinander. Während der eine davon träumt, Clown zu werden, muss der andere es notgedrungen sein,
um sich zu verstecken. Aus den erzwungenen Gefährten entsteht eine Solidargemeinschaft und wird zur Freundschaft – doch die Bedrohungen von Außen bleiben nicht aus. Marius’ Verfolger sind ihm auf der Spur.
Angesiedelt ist die Geschichte im Zweiten Weltkrieg, doch sie könnte zu jederzeit passieren. Es ist eine Geschichte um Mut und Menschlichkeit, die in ihrer Zeitlosigkeit aktueller denn je ist.
Meer von Sonnenblumen ist gerade vor dem traurigen Hintergrund des Krieges doch ein Buch mit einer unbedingt positiven Haltung – über die Kraft der Liebe zum Leben und zur Freiheit, über Mut, Freundschaft und das Verfolgen seiner Träume – schließlich schafft Max es, seinen Traum zu leben und Clown zu werden.
Es ist ein spannendes, berührendes Buch, das ermutigt, für sich selbst und seine eigenen Überzeugungen einzustehen. Ein Buch für alle – Erwachsene und Kinder – ab 10 Jahre. Für alle, die sich Frieden wünschen.“ (Pressetext, Erzählverlag)
Karoline Hugler zu Ihrem Buch: „Die Ursprungsidee zu dieser Geschichte hatte ich schon mit 17 Jahren. Von da an hat sie mich immer wieder beschäftigt. Die Figuren waren einfach da, wurden Vertraute und ließen mich nicht los. Ihre Geschichte wollte erzählt werden. Über die Jahre habe ich sie immer wieder überarbeitet und weiter entwickelt. Dass sie genau jetzt als Buch erscheint, ist natürliche eine Aussage in dieser Zeit, verbunden mit dem großen Wunsch nach Frieden für die Welt. Das Meer der Sonnenblumen steht dabei für mich für die Lebensfreude. Marius entscheidet sich mit seinem Sprung in das Sonnenblumenfeld für das Leben!“
Über die Illustratorin des Umschlags:
Die Umschlagillustration stammt von der ukrainischen Künstlerin Maryna Hromenko, die in Berlin lebt. Sie war in ihrem Heimatland Ukraine ein Popstar, die für ihren gewagten Einsatz von Farben und unkonventioneller Kleidung bekannt wurde. Maryna Hromenko wurde 1974 in Riga, Lettland, geboren und besuchte das Studio für Bildende Kunst und Zeichnung (1984-1993) und die Designschule (1992-1993) in Kiew. Sie studierte an der Nationalen Universität für Bildende Kunst in Kiew (2003-2008) bei dem Monumentalkünstler und Philosophen Prof. Y.G. Lehenkyi. Die Werke von Maryna Hromenko befinden sich im Mauermuseum – Museum Haus am Checkpoint Charlie sowie in privaten Sammlungen in der Ukraine, Russland, Israel, Deutschland und den USA.
Karoline Hugler, Meer von Sonnenblumen
84 Seiten, 13,5 x 21,5 cm,
Hardcover mit Schutzumschlag, Fadenheftung
Der Erzählverlag 2024
ISBN 978-3-947831-97-5
18,00 €
Termine: Die Autorin liest am Sonntag, den 9. Juni 2024 um 17:30 Uhr aus Anlass des Berliner Bücherfestes auf dem Bebelplatz Berlin-Mitte aus ihrem bewegenden Buch.
Über den Verlag:
Der Erzählverlag ist Teil der Literaturstadt Berlin, eine Initiative der Berliner Literaturkonferenz, deren Mitglieder sich für eine gerechte Förderpolitik und gute Rahmenbedingungen für die Produktion und Präsentation von Literatur in der Stadt einsetzen. Sie finden den Verlag beim Berliner Bücherfest vom 8./9. Juni 2024 am Stand D8 auf dem Bebelplatz.
Der Erzählverlag ist eine publizistische Plattform für alle Menschen, die das freie mündliche Erzählen als eine Methode der Begegnung und des Austausches von Erfahrungen und Erlebnissen zu befördern suchen. Unser Ziel ist die Stärkung der Erzählkultur sowie die Förderung der Erzählkunst in ihren beruflichen Anwendungsgebieten. Wir verstehen uns damit als Teil einer Alternativkultur zur überbordenden Digitalisierung menschlichen Lebens – für alle, die etwas zu sagen haben: in Kindergarten und Schule, in Beruf und Therapie, auf der Bühne oder zu Hause zwischen den Generationen.
Kontakt:
E-Mail: kontakt@erzaehlverlag.de
Ansprechpartner: Herr Peter Amsler
Foto Portrait_ Hannes Caspar
Walter Pobaschnig _ 21.5.2024