Liebe Janine Gerber, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Morgens brauche ich viel Zeit und Ruhe, schaue in die Wipfel der Bäume, beobachte den Himmel, das Licht und bin dann bis nachmittags im Atelier. Dort ist die Arbeit oft körperlich und erfordert einen Einsatz mit dem Anreiben der Farbe, dem Auftragen, dem Verwerfen, bis ein Gesamtlicht im Bild entsteht, das es trägt. Oft schreibe ich auch, gehe mit meiner Hündin im Wald spazieren und lese.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ein Bewusstsein für unsere Handlungen und unsere Haltung zu entwickeln, zu beobachten, zu agieren.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Wesentlich empfinde ich das Vertrauen in die Mitmenschen, da es uns wahrhaftig verbindet und stärken kann. Die Kunst erweitert unser Bewusstsein, wenn wir den Mut haben und auch die Neugier, uns auf sie einzulassen, Fragen zu stellen – an uns, an andere. Die Kunst öffnet Räume, um weiterzudenken, Möglichkeiten zu erforschen und uns selbst zu überraschen.
Was liest Du derzeit?
„Making space“ von Antony Gormley, ein Katalog seiner Arbeiten und „Gute Nachbarn“, Gedichte, Briefe, Texte und Bilder von René Char und Peter Handke.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Edges are the relation between something and nothing. They both define and
release us.“ (Antony Gormley)
Vielen Dank für das Interview, liebe Janine, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Janine Gerber, Künstlerin
Zur Person_ Janine Gerber studierte Freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste München und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Sie arbeitet in einer ehemaligen Schmiede auf dem Land nicht weit von Lübeck und ihr Thema ist die Fläche, in die sich äußere Faktoren wie das natürliche Licht, Bewegung, Geruch einweben. Sie arbeitet in den Bereichen Malerei, Fotografie, Skulptur und Performance.
Foto_ privat
Walter Pobaschnig _ 10.5.2024