Lieber Felix Metzner, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Ich werde meistens zwischen 6 und 7 von meiner Tochter geweckt. Dann frühstücke ich mit meiner Familie und fahre zur Probe. Wenn ich gerade keine Theaterproduktion mache, plane ich kommende Inszenierungen, schreibe Stückfassungen oder lese Stücke und Bücher. Abends trinke ich gerne Wein mit meiner Frau und rede mit ihr über alles, das uns beschäftigt.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Wieder mehr Dialog wagen. Anstatt sich in seiner Bubble zu verschanzen, sollte die Gesellschaft wieder mehr Mut zu Debatten haben.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Der erwachsene Mensch sollte nie die Offenheit und Neugier seiner Kindheit verlieren. Ich persönlich sehe die Kunst an sich als ein Panoptikum verschiedenster bewusster und unbewusster Interpretationen unserer Gesellschaft und unserer Welt. Für mich ist die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur lebensnotwendig, um mich selbst zu spüren, mich weiterzuentwickeln und die Welt wenigstens ein kleinen bisschen besser zu verstehen.
Was liest Du derzeit?
„Das Bastardbuch. Autobiografische Stationen“ von Hans Neuenfels
und „Blutbuch“ von Kim de l’Horizon.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Jedes Zuhause ist ein zufälliges: Dort wirst du geboren, hierhin vertrieben, da drüben vermachst du deine Niere der Wissenschaft. Glück hat, wer den Zufall beeinflussen kann. Wer sein Zuhause nicht verlässt, weil er muss, sondern weil er will. (Aus dem Roman „Herkunft“ von Saša Stanišić)
Vielen Dank für das Interview, lieber Felix, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Film-, Kunstprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Felix Metzner, Regisseur
Zur Person_ Felix Wolfgang Metzner, Regisseur.
In Nürnberg geboren, studierte Felix Wolfgang Metzner in Wien Theater-, Film und
Medienwissenschaft sowie Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie.
Seit 2001 drehte er erste Kurzfilme und arbeitete neben dem Studium als Regisseur, Regieassistent und Kameramann bei diversen Filmprojekten. Seine filmische Ausbildung vertiefte er bei einem Praktikum im österreichischen Filmmuseum und einem Studienaufenthalt an der New York Film Academy.
Seit 2010 sammelte er durch zahlreiche Hospitanzen und Assistenzen Erfahrung im Bereich der Theaterregie, unter anderem bei Anne Lenk, Kay Voges, Nikolaus Habjan, Michael Thalheimer und Matthias Hartmann am Burgtheater, bei William Friedkin am Theater an der Wien sowie am Schauspielhaus und dem Theater der Jugend in Wien. Am Burgtheater und dem Theater der Jugend war er jeweils als fester Regieassistent und Abendspielleiter engagiert. Ebenfalls war er für mehrere Produktionen als Videodesigner tätig.
In der Saison 2018/19 gab er mit »Frankenstein« nach Mary Shelley sein viel beachtetes Regiedebüt am Theater der Jugend Wien. Es folgten sechs Produktionen für das Burgtheater: 2020 inszenierte er vier Folgen für die Nestroy-Preis-nominierte Onlinevideo-Reihe »Wiener Stimmung« des Burgtheaters, das Multimediaprojekt »Geträumte Erinnerungen nie gesehener Zeiten« über den Dichter Jean Paul (mit Dörte Lyssewski, Branko Samarovski und Markus Meyer), sowie 2021 die von der Kritik gefeierte
Inszenierung »Monster« im Vestibül des Burgtheaters. Weitere Produktionen für das Theater der Jugend, das Tiroler Landestheater, das Stadttheater Mödling, das Theater Scala Wien und die Komödienspiele Porcia folgten. Für die Saison 22/23 erhielt Metzner den Publikumspreis des Stadttheaters Mödling für »Rain Man« als beste Produktion der Saison.
In der Spielzeit 23/24 inszeniert er »Die Auslöschung. Ein Zerfall« von Thomas Bernhard am
Staatstheater Darmstadt. Weitere Regiearbeiten sind 23/24 am Tiroler Landestheater, dem
Landestheater Niederösterreich, dem Stadttheater Mödling, dem Eduard-von-Winterstein-Theater Annaberg, der Sargfabrik Wien, sowie dem Theater Scala Wien zu sehen.
Neben seinen Theaterprojekten arbeitet Felix Metzner derzeit an der Fertigstellung seines Spielfilms »Aus dem Dunkeln« und an dem Folgeprojekt »Polyphonia Rising«
Foto_privat
Walter Pobaschnig _ 3.5.2024