
Phoebe Violet, Sängerin, Violinistin, painter _ Wien _
performing „Die Verwandlung“, Franz Kafka. Erzählung, 1912._
100.Todesjahr Franz Kafka * 3.Juli 1883 Prag + 3.Juni 1924 Kierling/Klosterneuburg (AUT) _ Schriftsteller
Fotos _ Graben Hotel Wien/Graben _
Franz Kafka war hier wiederholt zu Gast.


































































































































































Phoebe Violet, Sängerin, Violinistin, painter _ Wien _
performing „Die Verwandlung“, Franz Kafka. Erzählung, 1912._
100.Todesjahr Franz Kafka * 3.Juli 1883 Prag + 3.Juni 1924 Kierling/Klosterneuburg (AUT) _ Schriftsteller
Fotos _ Graben Hotel Wien/Graben _
Franz Kafka war hier wiederholt zu Gast.

100.Todesjahr Franz Kafka * 3.Juli 1883 Prag + 3.Juni 1924 Kierling/Klosterneuburg (AUT) _ Schriftsteller
Liebe Phoebe Violet, welche Zugänge gibt es von Dir zu Franz Kafka?
Existentialismus. Sich zu verwandeln. Neurose. Gefangen sein. Es sind alle Themen, die mich irgendwann sehr beschäftigt haben.





















Was macht für Dich den Schriftsteller Kafka aus?
Ein unfassbarer Schreibstil. Es ist nicht das “übliche Deutsch”. Es ist sehr verspielt und bunt. In nur einer seiner Sätze mache ich eine ganze Reise.





Wann bist Du erstmals mit den Texten Kafkas in Berührung gekommen und welche Aussagen gibt es da für Dich?
In Österreich. “Die Verwandlung” war das erste Buch, das ich auf Deutsch gelesen habe. Da war ich 15 oder 16. Ich kann mich erinnern, nichts Surreales an dem Buch empfunden zu haben. Es war absolut nachvollziehbar, dass man sich in manchen Momenten im Leben in einen Käfer verwandelt.












Wie verstehst Du die Erzählung „Die Verwandlung“? Welche Aussagen zu Mensch, Familie, Beruf, Welt gibt es da?
Es ist eine Weile her… Ich bespreche mit dir ein Buch, das ich vor 20 Jahren gelesen habe… Aber ich probiere es trotzdem, da ich glaube, mich richtig daran zu erinnern. Die Idee von Gefangenschaft, Einsamkeit, das “etwas sein, das nicht verstanden wird“, sogar sich selbst. Die Frage nach Identität. Verzweiflung. Seine Biografie, aber auch die Zeit, in der er gelebt hat, waren ja von solchen Gefühlen sehr stark geprägt. Ich finde aber, dass seine Bücher eine Zeitlosigkeit darstellen, die in jeder gesellschaftlichen Gegenwart verstanden und widerspiegelt werden können. Die Tiefe seiner Bücher spricht ein Humanismus an, der sich nicht auf ein Zeitalter begrenzt. Und das, für mich, entspricht der höchsten Art von Kunst.

Wie hast Du Dich auf das Fotoshooting/die Performance vorbereitet?
Ich habe mir das Hotel angeschaut, dass du für das Fotoshooting vorgeschlagen hast. Welche Zeitepoche, welcher Baustil, etc. Ich dachte an Kafka, die Zeit, in der er gelebt hat. Jugendstil und den Übergang in die Moderne. Krieg. Trauer. Und habe schwarze Kleidung gewählt. Das war für mich klar. Schlicht, da im Raum rein stilistisch viel passiert und ich möchte keine Ablenkung sein; ich finde das Hotel sehr schön. Mein Stil aber trotzdem eher klassisch und zeitlos, so wie seine Bücher. Meine Verbindung zum Raum sind die goldenen, leicht pompösen Ohrringe. Schuhe und Hose mit einem leicht männlichen Schnitt, aber immerhin Lackschuhe, um eine Verbindung mit den Ohrringen zu bilden. Und Oberteil ganz schlicht, aber mit Schulterpolster, um mehr Ecken in meinem Körper zu schaffen, die nochmals mit der Umgebung zusammenkommen. Der Raum ist ja sehr viereckig. Und in Gedanken Überlegungen wie “wie kann ich ein Käfer sein”, “wie soll ich mich als Käfer fühlen, bewegen”. Und als nächstes an Kafkas Anwesenheit gedacht. Ich bin aber gerade von düsteren Gefühlen und Gedanken so weit weg, dass ich dann eher mir gedacht habe, “ich werde einfach die jetzige Phoebe in dem Raum sein und somit Kafkas Dunkelheit in Freude verwandeln”. Und das war für mich “Die Verwandlung”.





















Gab es bisher schon Kafka Projekte für Dich?
Nein. Außer ein paar Deutsch Schularbeiten und Aufsätze. Damals in der 6. Klasse.






Was ist Dir als Künstlerin in Deinen Projekten wichtig?
Tiefe. Emotionalität.





Wie bist Du zur Musik, zur Malerei gekommen?
Es war schon immer Teil meines Lebens, seit ich mich erinnern kann, dass es mich gibt.

Wie ist das Setting Deiner künstlerischen Tätigkeit? Wann, wie, wo komponierst, malst Du?
Zu Hause übertrage ich alles, was in meinem Kopf tagsüber passiert. Ich spiele ständig mit Ideen. Erst wenn sie sich konkretisieren will, dann wird es was physisches, sprich ein Bild oder eine Komposition. Ich vertraue meinem künstlerischen Instinkt total und lass mich von ihm führen. Jede Minute meines Lebens hat eine Bedeutung, die ich in Kunst verwandle / verwandeln will. Überall finde ich Ankerpunkte, die mit Potenzial geladen sind. Ich bin ständig am “Zünden”. Sie sind ja wirklich überall.

Was inspiriert Dich?
Schönheit. Ich betrachte meine Umgebung mit großer Genauigkeit. Ich analysiere ständig Menschen, Farben, Klänge, Orte, Momente und da sickert immer etwas durch, was mich fasziniert. Die Form eines Auges, der Klang von Schuhen am Gehsteig, das Design einer Türklinke, der Schatten eines Menschen, der Weg eines Regentropfens am Fenster… Es gibt einfach so viel, was ständig rundherum passiert. Ich ignoriere es nicht. Ich betrachte es und finde Magisches darin. Die Frage für mich ist eher, wie kann man nicht inspiriert sein? Meine fünf Sinne und die Grundidee meiner Existenz sind Sachen, die mich durchgehend begeistern. Und ich nutze die Großzügigkeit meiner Wahrnehmung komplett aus und strebe sie immer zu verfeinern.


Ist Kafka als Künstler ein Vorbild?
Nein. Aber ich bewundere seine Arbeit sehr.

Was sind Deine aktuellen Projektpläne?
In meinem Kopf entsteht eine neue Bilderserie aus Ölfarben, die mit mehr Abstraktion als üblich für mich arbeiten. Es hat mit einer Farbstudie angefangen und jetzt finde ich diese farbenfrohen Formen irrsinnig schön. Mit meinen musikalischen Projekten wünsche ich mir, mehr auf der Bühne zu sein; da habe ich gerade ein neues Album herausgebracht – “Tú y yo” (Übersetzt “Du und ich”) -, das mir wirklich sehr gut gefällt. Auch ein Duo Projekt – “Suspiros” (“Seufzer”) -, das sehr gut ankommt und sich großartig anfühlt. Ich möchte in Verbindung mit anderen Künstler*innen arbeiten, wo wir neue Ideen gemeinsam erzeugen. Ich bin auf der Suche… Da erzähle ich dir mehr nächstes Jahr…!


Darf ich Dich abschließend zu einem „Verwandlung“ Akrostichon bitten?
Verstehst du dich.
Erfährst du
Reichtum.
Wahrnehmung,
Anziehung. (Die)
Narrative des
Daseins
Ladet ein
Uns
Nur mehr zu
Genießen.




Station bei Franz Kafka und Milena Jesenska
Station bei Franz Kafka _
Phoebe Violet, Sängerin, Violinistin, painter _ Wien _
performing „Die Verwandlung“, Franz Kafka. Erzählung, 1912._
100.Todesjahr Franz Kafka * 3.Juli 1883 Prag + 3.Juni 1924 Kierling/Klosterneuburg (AUT) _ Schriftsteller
Fotos: Graben Hotel/Graben _ Wien. Franz Kafka war hier wiederholt zu Gast.
Zum Projekt: Das Bachmann Projekt „Station bei Bachmann“ ist ein interdisziplinäres Kunstprojekt an den Schnittstellen von Literatur, Fotografie und Theater/Performance.
Dabei kommt den topographischen und biographischen Bezügen eine besondere Bedeutung zu, indem Dokumentation, Rezeption und Gegenwartstransfer, Diskussion ineinandergreifen.
Künstler:innen werden eingeladen an diesem Projekt teilzunehmen und in ihren Zugängen Perspektiven zu Werk und Person am biographischen bzw. werksgeschichtlichen Bezugsorten beizutragen.
Den Schwerpunkt bildet dabei Werk und Leben Ingeborg Bachmanns. Ebenso weitere Künstler:Innen.

Phoebe Violet, Sängerin, Violinistin, painter _ Wien _
performing „Die Verwandlung“, Franz Kafka. Erzählung, 1912._

Graben Hotel Wien 4/24
Alle Fotos&Interview _ Walter Pobaschnig 4/24