Liebe Katrin Seyfert, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Wahrscheinlich so wie der von Millionen anderen Müttern auch: 6.30 Uhr aufstehen, Kinder wecken, Frühstück machen, Hund rauslassen, Kinder lauter wecken, Tee kochen, Hund füttern, Kinder sehr laut wecken, aufräumen, zur Arbeit fahren, um 18 Uhr nach Hause kommen, sich freuen, wenn keine Fünf auf einen wartet, sondern „Hurra“: wir haben schon mal was gekocht, Mama und räumen hinterher aber wieder auf, gemeinsam essen und dann das Aufräumen aus lauter Gerührtsein doch übernehmen und danach tot ins Bett fallen.
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Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Vernunft und Mitgefühl.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Wissenschaft, der Kunst an sich zu?
Wesentlich wird sein, wie anstrengungsbereit wir als Individuen und als Gemeinschaft sind. Die Wissenschaft muss die Fakten möglichst selbstlos liefern und bündeln, die Kunst das Gefühl. So dass gesellschaftliche Ausgrenzung heimatlos wird.
Was liest Du derzeit?
Steven Pinker: Aufklärung jetzt.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Und das ist Leben: Bis aus einem Gestern die einsamste von allen Stunden steigt, die, anders lächelnd als die andern Schwestern, dem Ewigen entgegenschweigt. (Rainer Maria Rilke)
Vielen Dank für das Interview, liebe Katrin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Buchprojekte und persönlich alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Katrin Seyfert _ Autorin, Journalistin
Zur Person_ Katrin Seyfert ist das Pseudonym einer freien Journalistin, Jahrgang 1971, die in Tübingen Rhetorik und Kulturwissenschaft studiert hat. Sie schreibt u.a. für die ZEIT, die Süddeutsche Zeitung, Eltern und den SPIEGEL, wo sie seit 2019 auch Texte über die
Alzheimer-Erkrankung ihres Mannes veröffentlicht, die regelmäßig große Resonanz bei den Leser*innen hervorrufen. Sie hat sich für ein Pseudonym entschieden, weil die Perspektive der Witwe nur einen Teil ihres Schreibens bestimmt.
Aktuelle Bucherscheinung_
Katrin Seyfert Lückenleben.
Mein Mann, der Alzheimer, die Konventionen und ich
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„Was es für eine berufstätige Mutter in unserer Gesellschaft bedeutet, wenn ihr Partner an Alzheimer erkrankt. Fünf Jahre hat Katrin Seyfert ihren Mann durch seine Alzheimer-Erkrankung begleitet. Anfang 50 war er, als er die Diagnose bekam, Arzt und Vater ihrer gemeinsamen drei und insgesamt von fünf Kindern. Sie hat den Familienalltag organisiert, die Finanzen, den Pflegedienst. Schließlich die Beerdigung. Schonungslos offen und brutal ehrlich erzählt sie davon, wie es ist, wenn der Partner allmählich seine Sprache und damit seine Identität verliert. Wie sie mit der Rolle hadert, die ihr erst als pflegende Ehefrau, dann als Witwe zugeschrieben wird. Und wie sie ihren eigenen Weg findet, sich mit der Lücke, die ihr Mann hinterlassen hat, zu arrangieren.„
Katrin Seyfert
LÜCKENLEBEN
Mein Mann, der Alzheimer, die Konventionen und ich
256 Seiten | Hardcover
22,00 € [D] 22,70 € [A] 30,50 CHF
Erscheinungstermin: 17. April 2024
Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH
Deutsche Verlags-Anstalt
Foto_ Marianne Moosherr
Walter Pobaschnig _ 18.3.2024
Welch klare Worte, erfrischend und traurig, voller L(I)eben und packend auf jeder einzelnen seite! Ein grandioses Buch, herzlichen Dank fürs Teilhabendürfen!!
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