„Kunst als eine wichtige und mächtige Sprache und Stimme zu sehen“ Carla Schuler, Tänzerin _ Wien 26.3.2024

Liebe Carla Schuler, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Mein Tagesablauf ist eine Mischung aus Tanztraining, Unterrichten und Unterrichtvorbereitung, Unibesuchen, Recherchearbeit für Einreichungen und Bewerbungen und phasenweise Proben- und Researchzeiten, sowie der Suche nach Auszeiten am liebsten im Grünen in der Natur.

Carla Schuler _
Tänzerin, Performerin, Choreographin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich habe das Gefühl, in einer Zeit, in der es so scheint, als würde die Welt jeden Moment aus den Fugen geraten, durch all die Kriege und Konflikte, die derzeit herrschen, durch die Bedrohung der Klimakrise, durch verschiedene generelle Spannungen und Entwicklungen, ist es wichtig, wenn alles so fragil und vergänglich ist, sich zu fragen, ob das, worüber wir uns im Alltag aufregen, wonach wir streben, was groß und wichtig erscheint, es wirklich wert ist so viel Energie darauf zu verwenden, und ob wir uns genug um die Beziehungen zu den uns nahen Menschen in unserer Umwelt und um ganz einfache Dinge, die uns Freude bereiten, kümmern, aber dabei auch nicht allzu streng mit uns selbst zu sein.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Tanz/Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

Eine Reflexion über bestehende Strukturen, gesellschaftliche Hierarchien ist denke ich sehr wichtig und dabei die Kunst als eine wichtige und mächtige Sprache und Stimme zu sehen, mit der man sich auf verschiedene Arten und Weisen zum Ausdruck bringen kann.

Was liest Du derzeit?

Einer der Bücher, die ich gerade lese ist „Das Stundenbuch“ von Rainer Maria Rilke

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,

die sich über die Dinge ziehn.

Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,

aber versuchen will ich ihn.“

(aus „Das Stundenbuch“ von Rainer Maria Rilke)

Vielen Dank für das Interview, liebe Carla, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Tanzprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Carla Schuler _ Tänzerin, Performerin, Choreographin

Zur Person _ Carla Schuler (AT) freischaffende zeitgenössische Tänzerin und Performerin lebend in Wien. Studium der Physik (abgeschlossen 2017).  Tänzerisch, performative Zusammenarbeiten u.a. mit Andrea Nagl und Nagl~Wintersberger, sowie tänzerisch – musikalische mit Una Wiplinger, mit Katharina Holzweber (Junge Kunst Parcours 2015; Verschmelzung Tanz und Visual Arts), mit Alina Huber über KommUNImpro (ein Kollektiv engagierter Laien für Theater und Improvisation). XTHESIS Kreativkompanie (zeitgenössisches Kindertanztheater, die verlorenen Schritte)

Ihr großes Interesse liegt in der philosophischen, tänzerischen und auch wissenschaftlichen Annäherung und dem Verständnis des Wesens der Natur auch oftmals durch Improvisation und dem in Beziehung setzen zu anderen. Gerade entdeckt sie auch ihre Freude an der Vermittlung von Tanz und der Förderung und Unterstützung von Schüler:innen in Mathematik.

Fotos_ T*H AAR Term 22 | Bildrecht; Hanna Fasching |

Walter Pobaschnig _ 25.3.2024

https://literaturoutdoors.com

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