“Trau Dich!“ Michael Gross, Tänzer _ Wien 24.3.2024

Lieber Michael Gross, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Er ist immer unterschiedlich; vereint aber immer die Aspekte des kreativen Austausches und der physischen Arbeit mit meinem Instrument, dem Körper. Oft sind es Residenzen, Förderungen und Ansuchen an denen man tüftelt, und natürlich auch die spontanen Ideen & Visionen niederzuschreiben und darüber zu sprechen. Es ist oft nur ein Moment, ein Glitzern in der Sonne und man bekommt einen Antrieb es gleich weiterzudenken, niederzuschreiben und dann auch umzusetzen.

Unterricht ist auch ein großer Teil meiner künstlerischen Arbeit, erst seit kurzem bin ich bei einer Schweizer Stiftung PSC, die Schüler*innen im jungen Alter zu Live-Instrument und Musik von Bach die Kunst des Tanzens näher bringen will. Diese Arbeit ist mega erfüllend, denn die Kinder sind keinesfalls jeden Tag mit ihrem Körper oder gar Tanz in Berührung. Es ist immer eine intensive Woche voller Emotionen.

Michael Gross _
Tänzer, Performer, Choreograf _
Foto: Stück „n a h e z u n a h“, das während der Residenz im Tanz*Hotel gemeinsam mit Partner Kamil Mrozowski entwickelt wurde. 
@Tanz*Hotel AAR Term 21 / Martina Stapf 

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Der Zusammenhalt und das aufeinander hören. Ich denke es ist besonders wichtig anderen zu helfen aus Situationen oder einfach zuhören und nur da zu sein.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Tanz/Theater, der Kunst an sich zu?

Meiner Meinung nach sollten wir unserer Intuition und unseren Emotionen vertrauen. Uns trauen aus unserer Komfortzone zu begeben. Nicht alles verschieben oder erst morgen anzufangen. Es sind immer die kleinen Anschubser, die die großen Sachen ins Rollen bringen. Speziell beim Tanz, finde ich, diese Komfortzone zu brechen ist essentiell. Jedes Projekt an dem ich arbeite oder in dem ich engagiert bin ist so anders und braucht eine andere (Bewegungs-)Sprache und Ausdruck. Das neu erfinden, das neu empfinden und aussprechen ergibt immer spezielle Formen, das finde ich mega spannend.

„n a h e z u n a h“

Was liest Du derzeit?

„Die dunkle Seite des Gehirns“ von Prof. Stefan Kölsch, es handelt von negativen Gedankenschleifen, wie das Gehirn funktioniert und wie wir unser unterbewusstes überlisten können. Denn ich kenne diese Teufelsspiralen sehr gut, darüber zu lesen und mehr zu erfahren, wie es funktioniert ist für mich extrem hilfreich. Mein Gehirn fühlt sich seitdem sehr farbenfroh an.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Bevor ich jetzt ewig lang nach irgendeinem Zitat schaue denke ich, das Wichtigste ist einfach: “Trau Dich!“, oft stehen wir uns selbst im Weg. Das innere Kind wieder zu entdecken und dem Leichtsinn (ein kleines bisschen) mehr Bedeutung zu geben, kann viel Lebensqualität entfalten.

Michael Gross _
Tänzer, Performer, Choreograf
@Alena Klinger 

Vielen Dank für das Interview, lieber Michael, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Tanzprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Michael Gross _ Tänzer, Performer, Choreograf

Zur Person _ Michael Gross, wohnt und arbeitet seit Herbst 2020 in Wien und konzentriert sich hauptsächlich auf seine Arbeit dort.

Die Förderung des zeitgenössischen Tanzes sowie die Auseinandersetzung mit abstrakter Bewegungssprache sind in seiner freien künstlerischen Arbeit besonders wichtig.

In Österreich arbeitet er eng mit den Tanzkollektiven OFFTanz Tirol und Kollektiv Kunststoff zusammen.

Im Jahr 2023 arbeitete Michael auch an 2 eigenen Projekten, die selbstständig konzipiert, choreographiert, performt und in der kommenden Zeit weiterentwickelt werden

Fotos1,2 Martina Stapf ; 3 Alena Klinger.

Walter Pobaschnig _ 24.3.2024

https://literaturoutdoors.com

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