Lieber Reinhard Paul, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Mein Tagesablauf ist mein privates Geheimnis. Gönnen Sie mir bitte meine kleinen Geheimnisse.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Im politischen und gesellschaftlichen Sinne sollten wir immer wach bleiben und nicht gleichgültig werden. In einer freien Gesellschaft wie in unserer Demokratie müssen wir das Wort erheben, Farbe bekennen und eine feste Position beziehen.
Ich war vor kurzem in mehreren Städten (Lingen (Ems), Vechta, Osnabrück, Rheine) als Teilnehmer auf politischen Demonstrationen dabei. Das Motto auf allen Demos lautete „Zusammen gegen rechts“, „Nie wieder ist jetzt“, „Unsere Gesellschaft ist bunt“. Damit in unserer Gesellschaft weiterhin alle Menschen dazugehören dürfen. Ich finde aber auch, dass alles, was radikal und nicht gemäßigt ist, nicht gut ist.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich hoffe, ich verstehe diese Frage richtig, sonst werde ich die Frage für mich so interpretieren, wie ich denke, dass sie gemeint ist. (Manche Schülerinnen und Schüler und Studierende an Schulen und Hochschulen fallen ja nur deshalb durch Klausuren, weil sie die Fragestellungen nicht verstanden hatten.)
Wir stehen gesellschaftlich in einem Prozess der Veränderungen. Drei Stichworte: 1.) Energiewende, 2.) Verkehrswende, 3.) Agrarwende und über allem schwebt weltweit der Klimawandel, der uns alle ebenso betrifft.
Literatur, also Bücher aller Art, Zeitschriften, Zeitungen, Magazine, bewahrt das Wissen unserer Zivilisation über Jahrzehnte, Jahrhunderte und Jahrtausende auf.
Das Wissen von Architekten, Wissenschaftlern, Forschern, Entdeckern, Erfindern, Ingenieuren, Philosophen. Dieses Wissen kann uns beim Umbau der Gesellschaft auf neue Lebensweisen nützlich sein. Würde dieses Wissen in Büchereien, Bibliotheken, Archiven verlorengehen, würden wir in unserer Zivilisation auf den Stand eines Entwicklungslandes zurückgeworfen.
Die Kunst bietet uns Schönheit und Ästhetik, aber sie kann uns auch lehren, uns Wissen vermitteln und uns aufrütteln. Sie kann uns bilden. Nach meiner Ansicht sollte gute Kunst das können.
Was liest Du derzeit?
Ich war nie ein großer Belletristikleser von Unterhaltungsromanen. Ich bin eher ein Sachbuchleser. Wenn ich jetzt mitteile, was ich gerade lese, dann wird vermutlich niemand in Euphorie ausbrechen.
Meine derzeitigen Bücher bzw. Zeitschriften, die ich zeitlich abwechselnd lese:
- Bund der Steuerzahler Deutschland e. V. „Das Schwarzbuch- die öffentliche Verschwendung 2023/24“
- Wirtschaftszeitschrift FOCUS Money Nr. 3, 10. Januar 2024, die Beilage FOCUS Spezial: 44 Seiten Frauen und Geld, FEMALE FINANCE – DIE MILLIARDENFRAU – Wie Superstar Taylor Swift das größte Pop-Unternehmen der Welt aufbaut
- Zeitschrift Münsterschwarzacher (Missionare) „ruf in die Zeit“, Februar 2024, Thema der Ausgabe: „Türen“ (Türen, die sich schließen; Türen, die sich öffnen)
- Wirtschaftszeitschrift „manager magazin“, Januar 2024, Haupttitel: Notfall Audi, weitere Titel: Start-up-Leaks, Nvidia, DHL, Private Rente, die Top 100 Frauen 2023 in der deutschen Wirtschaft
- Bastei Westernroman Reihe „Lassiter“ Band 2658, Titel: „der Fluch der Anasazi“
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
- „Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ Sokrates (griechischer Philosoph)
- „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ Maria Ebner-Eschenbach (österreichische Lyrikerin und Schriftstellerin)
- „Sei du selbst. Alle anderen gibt es schon.“ Oscar Wilde (irischer Schriftsteller)

Vielen Dank für das Interview, lieber Reinhard, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Buchprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Reinhard Paul, Schriftsteller
Aktuelle Bucherscheinung _

Fotos_privat.
Walter Pobaschnig _ 19.2.2024