„Können wir einen schönen Moment still genießen?“ Pia Raunjak, Schauspielerin _ Stainz/Stm. 23.2.2024

Liebe Pia Raunjak, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich stehe um 6 Uhr 15 auf und bringe um 7 Uhr 15 unseren 7jährigen Sohn in die Schule – davor natürlich Pausenbox mit einem Mix aus gesund (dafür nicht so beliebt) und nicht so gesund (dafür beliebt) für ihn füllen. Ab 7 Uhr 30 sitze ich vor dem Computer und starte mit der Arbeit als Werbe- und Synchron-Sprecherin und Produzentin bzw. Producerin (ich konzeptioniere TV-Formate und setze sie im Team um). Nach familiär-bedingter Abstinenz widme ich mich auch wieder dem Schauspiel, ich habe es vermisst.

Um 15 Uhr hole ich unseren Sohn ab und bin dann erst mal möglichst nur Mama.

Mit Kind bzw. Kindern sind klare Strukturen und Regelmäßigkeiten omnipräsent und auch notwendig.

Am Abend arbeite ich noch und verbringe Zeit mit meinem Mann. Vor allem am Wochenende sind wir als Familie zu dritt bei unseren Pferden.

Pia Raunjak, Schauspielerin,
Werbe- und Synchronsprecherin, Moderatorin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Mehr offline, weniger online. In unserer (und ich kenne nur diese) westlichen Welt. Können wir einen schönen Moment still genießen – und auch mal nur mit uns selbst teilen?

Und: Einfach zu sein. Nicht immer zu funktionieren und sich selbst zu optimieren. Selbstverbesserung per se ist gut. Aber es wird gerade auf die Spitze getrieben. 

Im „einfach sein“ können wir auch andere besser „einfach sein lassen“.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?

In Zeiten eines dominanten Instagram-Looks (so poliert, so schön, so künstlich), sollten wir da nicht „am Echten“ arbeiten? Wissen wir alle noch was echt ist? Halten wir Echtes überhaupt noch aus? Ich nehme mich hier keinesfalls aus!

Autoren, Regisseure, Schauspieler und Künstler müssen ihre Figuren echt halten, und sich noch mehr Gedanken darüber machen, was, jenseits aller Klischees, überhaupt echt ist.

Ich habe mir über Weihnachten mehrmals das Video zum Lied „Do They Know It’s Christmas“ von Band Aid aus dem Jahr 1984 angesehen. Es war für mich so eine Freude, diese damals jungen Menschen (Bono von U2, Keren Woodward von Bananarama, Sting, u.v.m.) anzusehen. Sie waren die größten Stars jener Zeit – und sahen vergleichsweise so normal, so geerdet (und trotzdem cool) aus. Ja, ich weiß – für heutige Verhältnisse zu weiß, zu männlich, zu eigentlich alles. Aber es überkam mich fast eine 80er Nostalgie. Ich war damals noch sehr klein. Aber ich kann mich erinnern – das Leben und die Straßen waren dreckiger, rauer. Die Zähne der Menschen waren nicht immer weiß und Hollywood-gerade, die Lippen kannten keine Filler, Gesichter kein Botox. Die Selbstoptimierung hatte nicht dieses Ausmaß wie jetzt angenommen. Dabei waren die 80er schon bekannt für Künstlichkeit und Feelgood. Aber im Vergleich zu heute… Ein ganz leises Comeback dieser Welt und Zeit gibt es ja schon, nicht nur in der Mode. Mehr davon würde uns wohl gut tun.    

Was liest Du derzeit?

„Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch, ein Geschenk meines Mannes, und „The Power of the Actor“ von Ivana Chubbuck, ein Buch, das ich vor 10 Jahren das letzte Mal las, als ich Schauspielunterricht im Ivana Chubbuck Studio in Los Angeles nahm.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“

Die Bibel, 2. Timotheus 1, 7

Pia Raunjak, Schauspielerin,
Werbe- und Synchronsprecherin, Moderatorin

Vielen Dank für das Interview, liebe Pia, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Schauspiel- Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

5 Fragen an Künstler*innen:

Pia Raunjak, Schauspielerin,
Werbe- und Synchronsprecherin, Moderatorin

Zur Person _  Pia Raunjak, Schauspielerin,
Werbe- und Synchronsprecherin, Moderatorin
_ geboren und aufgewachsen in Oberösterreich. Mit Stationen Linz, Wien und Los Angeles schließlich in Stainz in der Weststeiermark angekommen. Verheiratet mit Wolfgang und Mutter von Noah Levi.

Fotos _ 3 – 7 Jan Edegger; 1, 2, 8 Pasano Media.

Walter Pobaschnig _ 20.2.2024

https://literaturoutdoors.com

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