„Wir beide mögen‘s gern ein bisschen kleiner“ Vera Rosenbusch & Lutz Flörke, Autorenduo _ Hamburg 17.2.2024

Liebe Vera Rosenbusch, lieber Lutz Floerke, wie sieht Euer Tagesablauf aus?

Vera steht früh auf und füttert die Katze, Lutz steht spät auf und füttert sie noch mal. Der Katze gefällt’s.

Vor dem gemeinsamen Frühstück schreibt Vera, bearbeitet Videos und Audios für ihr „Tag + Nacht Buch“.

E-Mails + Social Media müssen warten.

Lutz startet mit dem Frühstück in den Tag. Anschließend bereitet er seine Kurse, Seminare und Literaturgruppen vor, liest Bücher, beschäftigt sich mit seinen Mails. Aufs eigene literarische Schreiben konzentriert er sich erst nach der Teatime.

Vera Rosenbusch & Lutz Flörke, Autorenduo

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Wir beide mögen‘s gern ein bisschen kleiner.

Uns beschäftigt im Moment besonders unser erstes Jahrbuch „EINS+EINS=DREI“, das im März erscheint. Es enthält Texte, die wir allein, aber auch solche, die wir kollektiv geschrieben haben, denn wir sind 2 AutorInnen mit mindestens 3 Schreibweisen.
Trailer:
 https://youtu.be/lRI-FHvfbb8

Literarisch beschäftigen wir uns mit Menschen, Dingen und Ereignissen, die eher am Rande der Aufmerksamkeit liegen.

Alle erzählen sich und anderen ja gern Geschichten, die dem Leben Sinn geben. Uns interessieren allerdings nicht die geglätteten, wohlgeordneten Versionen von Liebe, Hass und Lust. Lieber spüren wir der Wirklichkeit des Erzählens in den Köpfen nach, mit seinen Klischees, grotesken Übertreibungen, aber auch interessanten Abwegen und Aufbrüchen.

Wir schreiben für alle, die ebenso offen sind für Populär- wie für Hochkultur, aber beidem misstrauen. Unsere LieblingsleserInnen haben Lust am Denken und Spaß am Spiel mit Figuren, Perspektiven, Sprache.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Literatur als Raum des Experiments und der Erforschung besetzt nur eine kleine Nische. Gerade deshalb bietet sie die Chance, abseits der angesagten Themen – mit ihr, mit uns selbst, mit anderen Leserinnen Verständigung zu suchen. Sie drückt uns keinen Sinn auf, sondern bietet Verhandlungen darüber an.  Und das  wird dringend benötigt.

Was lest Ihr derzeit?

Vera: Mithu Sanjal: „Identitti“

Lutz­: „Mäandertal“, der neue Roman des Wiener Malers und Autors Wolfgang Eicher

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

Man „müsste vor allen Dingen darauf ausgehen, die Denkweise des Publicums (…) zur Vielseitigkeit zu bilden. Diese besteht hauptsächlich darin, daß der Zuschauer einsehen lerne: nicht eben jedes Stück sei wie Rock anzusehen, der dem Zuschauer völlig, nach seinen gegenwärtigen Bedürfnissen, auf den Leib gepasst werden müsse. Man sollte nicht gerade immer sich und sein nächstes Geistes- Herzens- und Sinnesbedürfnis auf dem Theater zu befriedigen gedenken, man könnte sich vielmehr öfters wie einen Reisenden betrachten, der in fremden Orten und Gegenden, die er zu seiner Belehrung und Ergötzung besucht, nicht alle Bequemlichkeit findet, die er, zu Hause, seiner Individualität anzupassen Gelegenheit hatte.“

(Goethe: Weimarisches Hoftheater“ in ders. Sämtliche Werke 6.2, Münchener Ausgabe, S. 701)

Vielen Dank für das Interview, liebe Vera & Lutz, viel Freude und Erfolg weiterhin für Eure großartigen Literatur-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

Vielen Dank zurück!

5 Fragen an Künstler*innen:

Vera Rosenbusch & Lutz Flörke, Autorenduo

Zur Person Vera Rosenbusch & Lutz Flörke

haben sich vor vielen Jahren als Jungautoren im Literaturlabor in Hamburg kennengelernt. Dort gründeten sie das literarische Kabarett Texte-und-Zeichen-Kombinat Hamburg. Ihre Literatur-Performances haben sie weiterentwickelt und bis heute mehr als 30 zu verschiedenen Themen herausgebracht. Hinzu kommen 13 literarische Spaziergänge. Sie lesen, moderieren, streiten und tun (fast) alles, damit man merkt, Dichtung hat nicht nur mit Bildungstradition und Unterhaltung zu tun, sondern auch mit unserem Hier und Heute. Sie schreiben einzeln und kollektiv – zwei Autor*Innen mit drei Schreibweisen.

Live erleben kann man sie auf dem Friedhof Ohlsdorf, in vielen Kulturhäusern – und im Internet.

Vera Rosenbusch

„Marinekameradschaft Barbarossa“, Theaterstück, uraufgeführt am Württembergischen Landestheater Esslingen

„Zyniker“ nach Anatoli Marienhof, NDR, Hörspiel des Monats

Lutz Flörke

Förderpreis des Landes Niedersachsen für Kurzprosa,

„Das Ilona-Projekt“, Roman, 2018 Verlag duotincta, Berlin,

„Nebelmeer #7“, Roman, 2021 Verlag duotincta, Berlin.

Autorenduo

Förderpreis der Stadt Hamburg.

„Poesie in Grün – Literarische Spaziergänge in Englischen Gärten“, Sachbuch, 2011 (2. Auflage 2014) Shoebox House Verlag, Hamburg.

„Alles so schön grün hier – Versammelte Fälle und Geschichten“ 2016 Shoebox House Verlag, Hamburg.

2017 hatte ihr Drama „Traumwohnung“ im Monsuntheater Hamburg Premiere.

Im März 2024 erscheint „EINS+EINS=DREI“, ihr Jahrbuch Nr. 1

Trailer: https://youtu.be/lRI-FHvfbb8

Aktuelle Termine und mehr finden Sie unter: www.hamburgerliteraturreisen.de.

Wir bei YouTube: https://www.youtube.com/@floerkerosenbusch

Veras Tag + Nacht Buch: https://soundcloud.com/vera-rosenbusch

Poesieradio: https://soundcloud.com/lutzfloerke

Foto_ Bernd Hellwage

Walter Pobaschnig _ 15.2.2024

https://literaturoutdoors.com

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