Lieber Uwe Ittensohn, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Der ist komplett auf das Schreiben ausgerichtet. Ich versuche meine Schreibzeiten konsequent auf meine agilsten und kreativsten Tageszeiten zu legen. Und die sind am Vormittag, so ab 9 bis 13 Uhr, und am frühen Abend, so von 17 bis 19 Uhr. Die Restzeiten fülle ich mit Außenterminen, Recherchen, Organisatorischem und natürlich den Kontakt zu meinen Leserinnen und Lesern auf Lesungen oder sonstigen Kanälen.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Besonders wichtig ist es mir, meinem inneren moralischen Kompass zu folgen und mich nicht in Richtungen lenken zu lassen, in die ich nie wirklich wollte.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Ich denke wir sollten ein Fels in der Brandung sein. Nicht übertreiben, dramatisieren, sondern gelassen unaufgeregte Orientierung geben. Die (Unterhaltungs-) Literatur gibt uns die Chance, Themen zu beleuchten und uns unverkrampft und humorvoll damit auseinanderzusetzen. Ich mag dabei vor allem das Kontrastieren und Pointieren der aktuell verzerrten Wirklichkeit mit den Mitteln der Groteske.
Was liest Du derzeit?
Die letzten Wochen habe ich mich ganz meiner Juryarbeit für den Glauser-Preis gewidmet und rund 90 eingesandte Kurzkrimis intensiv und zum Teil mehrfach gelesen.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Ich denke, jenes Zitat von Christian Morgenstern kann uns immer wieder dabei helfen unserem inneren Kompass zu folgen, denn immer dann, wenn ich, um anderen zu gefallen, vom eigenen Kurs abgewichen bin, habe ich es später bereut.
»Wer sich selbst treu bleiben will, kann nicht immer anderen treu bleiben.«
Vielen Dank für das Interview, lieber Uwe, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
Gerne
5 Fragen an Künstler*innen:
Uwe Ittensohn, Schriftsteller
Zur Person _ Uwe Ittensohn wurde am 20.01.1965 in Landau in der Pfalz geboren.
Er studierte Betriebswirtschaftslehre und arbeitete zunächst im Finanzwesen. Seit 2015 ist er als Schriftsteller tätig.
Sein schriftstellerisches Wirken liegt schwerpunktmäßig im Bereich der Kriminalliteratur. Seine Krimireihe um die Ermittler Sartorius und Achill umfasst mittlerweile sechs Bände.Die Schauplätze seiner Kriminalromane liegen überwiegend in Rheinland-Pfalz sowie in Baden-Württemberg.
Ittensohn verbindet seine fiktiven Geschichten gerne mit realen oder zeitgeschichtlichen Hintergründen. Häufig greift er dabei auch religiöse Themen auf, was ihm in der Rhein-Neckar-Zeitung einen Vergleich zu Umberto Eccos im Namen der Rose einbrachte.
Auf seinen Autorenlesungen geht Ittensohn oft unkonventionelle Wege. So liest er gerne an für Lesungen ungewöhnlichen Schauplätzen (Speyrer Dom, Modehäuser oder in Vinotheken) und geht damit auf seine Leserinnen und Leser zu. In der Regel gestaltet er seine Lesungen szenisch, indem er etwa die Dialekte oder sprachlichen Eigenarten seiner Figuren aufgreift.
Werke:
Kriminalromane:

- Requiem für den Kanzler, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2019, ISBN 978-3-8392-2386-4
- Abendmahl für einen Mörder, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2020, ISBN 978-3-8392-2560-8
- Festbierleichen, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2021, ISBN 978-3-8392-2822-7
- Klostertod, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2022, ISBN 978-3-8392-0148-0
- Winzerblut, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2023, ISBN 978-3-8392-0427-6
- Letzte Lese, Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2024, ISBN 978-3839206096
Sachbuch:
- Weinbar.Essbar.Wanderbar. Gmeiner-Verlag, Meßkirch 2022, ISBN 978-3-8392-0209-8
Mitgliedschaften und Jury-Arbeit
Uwe Ittensohn ist Mitglied in der Autorenvereinigung »Das Syndikat e. V.« und Juror in der Jury 2023/24 in der Kategorie »Kurzkrimi« für den GLAUSER-Preis 2024.
Foto_ privat
Walter Pobaschnig _ 6.2.2024