„Empathie“ Florian Birnmeyer, Schriftsteller _ Nürnberg 9.2.2024

Lieber Florian Birnmeyer, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Ich arbeite unter der Woche in der Schule und gebe Deutsch als Zweitsprache Unterricht für Migrantinnen und Migranten. Doch nachmittags widme ich mich dem Schreiben, der Literatur, dem Rezensieren, meinem Blog (www.der-leser.net). Natürlich muss ich auch den Unterricht für den nächsten Tag vorbereiten, aber darin habe ich inzwischen eine Routine entwickelt. Es ist so, dass an einem Tag die eine Sache mehr im Vordergrund steht und dann wieder eine andere Sache mehr Aufmerksamkeit bekommt. Das bringt auch Abwechslung.

Florian Birnmeyer, Schriftsteller

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Ich glaube, wir dürfen uns jetzt von den vielen Krisenherden auf der Welt, den vielen Veränderungen und Umbrüchen, die wir erleben, nicht verrückt machen lassen. Es ist eine Zeit, die wir irgendwie bewältigen werden, aber wir sollten uns an die Vernunft halten und jetzt nicht in politische oder gesellschaftliche Affekte verfallen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Es ist wichtig, dass wir weiter an das Gute im Menschen und in den anderen glauben. Empathie ist wichtig, sich in andere hineinzuversetzen. Wir müssten uns mehr mit anderen auseinandersetzen, anstatt zu ghosten, zu blockieren, zu schreien oder zu hetzen. Und Empathie zu lehren, ist eigentlich eine grundlegende Fähigkeit von Literatur und Kunst, weil sie die Sichtweise anderer Menschen vermittelt und andere Lebensentwürfe und Welten aufzeigt.

Was liest Du derzeit?

Gerade lese ich „Baumgartner“ von Paul Auster, ein Buch über einen alternden Professor aus New York, das mir sehr gefällt. Sein präziser und genau beobachteter Erzählstil gefällt mir sehr gut. Nebenbei lese ich aber auch andere Bücher, Gedichtbände zum Beispiel.

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Das einzige Paradies ist das verlorene Paradies“ von Marcel Proust.

Vielen Dank für das Interview, lieber Florian, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler:innen:

Florian Birnmeyer, Schriftsteller

Zur Person _ Florian Birnmeyer

Geb. 1990 in Nordschwaben, Bayern, lebt seit 2010 in der Region Nürnberg. Studium der Frankoromanistik und Latinistik (Lehramt). Mehrere Austausche, Auslandsaufenthalte und Praktika (Bibliothek, Radio) in Frankreich, dazu ein einjähriges Auslandsstudium in Paris. Aktuell Tätigkeit als Dozent/Lehrkraft, Literaturkritiker und Rezensent.

Seine Gedichte wurden in den letzten Jahren in Anthologien und Zeitschriften veröffentlicht. Die erste größere Veröffentlichung ist der Sammelband Auf der Zugspitze, in dem im Anschluss an einen Wettbewerb über 66 eigene Gedichte publiziert wurden. Themen sind Identität, Homosexualität, Liebe, Freundschaft, Natur, Krankheit, Antike, Frankreich, Fernweh u. a. Er hat auch an mehreren Lesungen im Raum Nürnberg teilgenommen.

Seit mehreren Jahren Betreiber eines eigenen Literaturblogs mit Schwerpunkt französischer Literatur im Original und in Übersetzung.

http://www.der-leser.net

Foto_ privat.

Walter Pobaschnig _ 2.2.2024

https://literaturoutdoors.com

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