Liebe Carola Christiansen, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Manchmal arbeite ich bis spät in die Nacht, dann stehe ich entsprechend spät auf. Ich war jahrelang im Schichtdienst, deshalb genieße ich die Unabhängigkeit wahrscheinlich besonders – diese Freiheit, selbst zu entscheiden, WANN ich mit meiner Arbeit beginne. Ebenso WO ich arbeite, ich schreibe zum Beispiel gern im Bett – manchmal auch im Café, oder (mit Block und Bleistift) nach dem Fitness-Training im Ruheraum.
Natürlich gibt es auch Termine, die feste Zeiten erfordern, wie Lesungen oder Interviews. Oder ein Treffen mit Freunden. 😉

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich denke, wir brauchen Zusammenhalt und einen Blick fürs Ganze. Wir müssen über unsere Tellerränder schauen und andere wahrnehmen. Mit allem was dazu gehört. Für einige überwiegen stets mögliche Probleme, manche sehen alles rosarot. Meiner Meinung nach wäre es wichtig, lösungsorientierter zu denken. Menschlichkeit darf dabei nicht in Vergessenheit geraten, sowie das Bewusstsein für Realität – wie gut es uns (fast) allen geht.
Verständnis für die Meinung anderer ist wichtig. Diskussionskultur. Respekt. Zuversicht.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?
Die Literatur hat den Auftrag aufzuklären und zu spiegeln. Doch auch zu unterhalten, zu trösten und manchmal aus der Realität zu entführen.
Wichtig ist ein objektiver Blick auf die Weltlage, besonders im Journalismus. Keine Angstmacherei, obwohl das die höchsten Auflagen beschert. Vorsicht vor jeder Form von Populismus!
Kunst ist Nahrung für die Seele und die Sinne. Sie kann sowohl beruhigen, als auch aufrütteln und nachdenklich stimmen. Im besten Fall zur Reflexion anregen. Dadurch hat sie großen Einfluss.
Was liest Du derzeit?
Leider komme ich derzeit kaum zum Lesen, ich arbeite sehr viel an eigenen Projekten. Früher habe ich mehrere Bücher in der Woche gelesen. Im Moment lese ich, wenn ich es schaffe, vor dem Einschlafen Krimis von den Shetlands. Von der Autorin Marsali Taylor, die ich auf der „Shetland Noir“ (Krimifestival auf den Shetlands) besucht habe. Die Bücher passen wunderbar in die kalte Jahreszeit, entspannen mich und entführen mich weiter in den Norden.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Nicht im klein-klein verzetteln. Wir sind alle eins, wir sind die Menschheit. Großzügigkeit und Toleranz sind immens wichtig. Wir müssen unsere eigene Identität und Individualität dafür nicht aufgeben.
Stellen wir uns einmal vor, die Erde würde von Wesen eines anderen Planeten angegriffen. Plötzlich gäbe auf unserer Welt einfach nur noch Erdbewohner. Hautfarbe, Religion, sexuelle Ausrichtung, all das wäre mit einem Schlag gleichgültig.
Bis auf den Angriff – ein erstrebenswerter Zustand!
Vielen Dank für das Interview, liebe Carola, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Literaturprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler:innen:
Carola Christiansen, Schriftstellerin
Zur Person _ Carola Christiansen ist in Hamburg geboren und größtenteils aufgewachsen. Bevor ihr Hobby zum Beruf wurde, arbeitete sie für eine Fluggesellschaft. Sie ist viel gereist, hat in Hongkong, Luxemburg, Dänemark und Venedig gelebt, doch es zog sie immer zurück an die Elbe.
Mittlerweile schreibt sie hauptberuflich und hauptsächlich Krimis – ihre Recherche führt sie (glücklicherweise) weiter in der Welt herum. Unter dem Motto: Spannung made in Altona, entwickelte sie u.a. ihren Hamburger Hauptkommissar Siegfried Adam.
Sie war drei Jahre Präsidentin der „Mörderischen Schwestern“.
Bibliografie:
Erstes Buch: »Der andere Zwilling«, (492 Seiten), Anfang 2018 selbst verlegt.
Zweites Buch: »Die rätselhafte Frau«, (433 Seiten), 2019 im Verlag Ellert & Richter erschienen.
Drittes Buch: AT »Die Robbenfrau«, ein Färöer Krimi, (ca. 360 Seiten), wird 2024 im Gmeiner Verlag erscheinen.
Anthologien:
»Die gruseligsten Orte in Hamburg«
Gmeiner Verlag, Hrsg. Lutz Kreutzer/Uwe Gardein:
»Der Axtmörder von Altona« Mein Beitrag spielt in Hamburg/Altona.
»In 18 Morden um die Welt«
Leinpfad Verlag, Hrsg. Fenna Williams/Petra K. Gungl:
»Ghana in schwarz-weiß« Mein Beitrag spielt in Ghana.
»Tour de Mord«
Benevento Verlag, Hrsg. Carola Christiansen/Mareike Fröhlich:
»Ein tragischer Fall« Mein Beitrag spielt in St. Anton am Arlberg.
»Tatort Nord«
Harper Collins Germany, Hrsg. Anke Küpper/Franziska Henze/Yvonne Wüstel: »Fatale Heimkehr« Mein Beitrag spielt in Friedrichskoog.
»Tatort Nord 2«
Harper Collins Germany, Hrsg. Anke Küpper/Franziska Henze/Yvonne Wüstel: »Kommissar Adam und der Tod im Stuhlmannbrunnen«
Mein Beitrag spielt in Hamburg/Altona.
»Heu und Stroh«
PMLakeman-Verlag, Hrsg. Patrizia Prudenzi/Ingrid Reidel, Oktober 2023
»Heu und Stroh« Mein Beitrag spielt in Irland, 12./13. Jahrhundert
»Die schaurigsten Orte Norddeutschlands«
Gmeiner Verlag, Hrsg. Lutz Kreutzer, Erscheinungsdatum 2025
AT »Landunter« Mein Beitrag wird auf der Hallig Hooge spielen.
Foto_ Sascha Lueken
Walter Pobaschnig _ 27.12.2023