„immer irgendwie die Balance halten zwischen Traumwandeln und Realität“ Rahel Kislinger, Sängerin _ Wien 5.1.2024

Liebe Rahel Kislinger, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Hallöchen! Besten Dank.

Also mit dem Tagesablauf ist es so: Es gibt keinen. Keinen, der sich immer wiederholen würde. Jeder Tag ist anders, jeder rätselhaft.

Heute zum Beispiel ist im Park sitzen und Liedtext schreiben. Morgen zum Beispiel ist viereinhalb Emails schreiben. Übermorgen zum Beispiel ist Konzert spielen. Überübermorgen wiederum ein Treffen mit meinem Label.

Ich singe jeden Tag und gehe jede Woche einmal laufen, qeil laufen ist gar nicht langweilig, wie man ihm manchmal nachsagt. Im Gegenteil, es ist sehr erquickend. Auch mag ich es gerne, mit einem Regenschirm auf der Straße zu tanzen und dazwischen die Tauben zu füttern, so wie bei Mary Poppins. Man muss nur immer irgendwie die Balance halten zwischen Traumwandeln und Realität.

Rahel Kislinger, Sängerin, Schauspielerin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Vielleicht nicht zu vergessen, dass alles immer schon nur Illusion war und dass man nichts zu sehr ernst nehmen muss.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Musik, der Kunst an sich zu?

Ich finde es immer gut und wichtig, radikal ehrlich zu sich zu sein und zu wissen, dass diese Art der Gesellschaft hier auch aus sehr vielen Lügen besteht. Man lügt sich täglich an, zum Beispiel wenn man sagt, man ist weltoffen und feministisch undso. Alle, die es sagen, sind es, glaube ich, nur teilweise. Diese Sachen stecken uns so tief in den Knochen.

Und dann, wenn man jeden Tag versucht, knallhart und knalllieb zu sich zu sein, dann kann man die Privilegien besser sehen. Das Kreative oder auch Künstlerische soll diese Sachen vor Augen führen manchmal.

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Vor nichts grauset`s dem Bademeister, sogar in die fetteste Made beißt er.

Vielen Dank für das Interview, liebe Rahel, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Musik-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute! 

Vielen Dank!

5 Fragen an Künstler*innen:

Rahel Kislinger, Sängerin, Schauspielerin

Zur Person  RAHEL wohnt in einer kleineren Stadt an der Donau mit dem Namen Wien. Sie macht Musik für die Merkwürdigen, welche sie zuletzt auf der sehr großen Hauptbühne des Donauinselfests begeisterte. Bereits ihre allererste EP „Die Allerschönste Angst“ wurde in Deutschland bemerkt (u.A. Tagesspiegel, Musikexpress und Radio PULS), auf „Ein sehr schöner Witz“ im Frühjahr 2023 folgten Konzerte mit Die Sterne, Danger Dan, Juli und Gentleman, auf Festivals wie dem Deichbrand oder dem Dockville Festival, sowie eine Nominierung für den Amadeus Austrian Music Award.

Mit ihren neuen Veröffentlichungen setzt RAHEL ihre musikalische Entwicklung Richtung 80er Synths im Stil der Neuen Deutschen Welle fort und verirrt sich immer öfter zu schrillen Gitarren und schrullig-schillernder Lyrik. Diese Mischung könnte man als Neuinterpretation des Dreampunks bezeichnen. Ihre erste eigene Tour wird wild, grantig und im besten Sinne entrückt: Wenn RAHEL zum Tanz einlädt, legen sich Zukunftssorgen und Weltenschmerz kurz schlafen, und in den Niederungen des (Beziehungs-)Alltags glitzern queere Utopien. Das muss dann wohl die große Schönheit sein, von der sie so gern singt!

Fotos _ privat

Walter Pobaschnig _ 22.12.2023

https://literaturoutdoors.com

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