„Wir dürfen nicht aufhören, uns für Frieden, Demokratie und Mitmenschlichkeit einzusetzen“ Nora Hille, Autorin _ D 28.12.2023

Liebe Nora Hille, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?

Als „Eule“ stehe ich um 9.30 h auf. Da ich wegen meiner bipolaren Erkrankung verrentet bin, gestalten sich die Vormittage sehr unterschiedlich. Manchmal stehen Arztbesuche, Therapie, Reha-Sport oder Haushalt auf dem Programm, an anderen Tagen nutze ich ein Zeitfenster von etwa zwei Stunden zum Schreiben.

Um die Mittagszeit trudeln meine Tochter (10) und mein Sohn (15) nach der Schule zuhause ein und wir verbringen Zeit miteinander. Abends kocht meistens mein Mann für uns alle und wir genießen das gemeinsame Essen mit lebhafter Kommunikation.

Danach verbringe ich den Abend meist zusammen mit meinem Mann. Geht er zu Bett, bleibe ich als „Eule“ in der Regel noch mehrere Stunden wach. Häufig entstehen dann auch Ideen für Texte oder Artikel, die ich als Entwurf in mein Handy diktiere und dabei Sprache- in-Text-Umwandlung nutze. Sehr praktisch.

Nora Hille, Autorin

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?

Liebe und menschliches Miteinander. Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, auch wenn uns die Nachrichten über das Weltgeschehen manchmal sosehr ängstigen oder entmutigen. Gerade für unsere Kinder und die kommenden Generationen ist es so wichtig, dass jede*r einzelne von uns versucht, seinen Beitrag – und scheint er uns zunächst noch so klein – für ein gutes gesellschaftliches Miteinander, für eine lebendige Demokratie, für Frieden und Umweltschutz zu leisten. Das kann unserer Hoffnung Nahrung schenken und die Welt ein bisschen besser machen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Literatur, der Kunst an sich zu?

Wir dürfen nicht aufhören, an Frieden, Demokratie und Mitmenschlichkeit zu glauben und uns für sie einzusetzen. Mir verschlägt das Weltgeschehen zwischendurch immer wieder meine Stimme als Autorin. Umso größer ist meine Bewunderung und mein Respekt für alle Künstler*innen und Literat*innen, die den Finger in die so offensichtlichen Wunden legen, Werke schaffen mit Bezug zum aktuellen Geschehen. Und es gibt so viele weitere Themen, mit denen wir uns engagiert auseinander setzen können.

Bei meinem Schreiben bilden die Themen mentale Gesundheit, Aufklärung über die bipolare Störung und die Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen Schwerpunkte. Daneben können, dürfen und müssen Kunst und Literatur aber auch Trost und Hoffnungsgeber sein und auf das Positive in der Welt und unserer Schöpfung verweisen.

Was liest Du derzeit?

Meine Mutter auf der Flucht von Felicia Schöner, Ovis Verlag

Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?

„Wir alle müssen das Leben meistern. Aber die einzige Art, es zu meistern, besteht darin, es zu lieben.“

(George Bernanos)

Vielen Dank für das Interview, liebe Nora, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Buchprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!

5 Fragen an Künstler:innen:

Nora Hille, Autorin

Zur Person _  Nora Hille, Jahrgang 1975, verheiratet, zwei Kinder. Studium Geschichte, Literatur- und Medienwissenschaften. 12 Jahre Arbeit im Bereich Kommunikation/PR. Aus gesundheitlichen Gründen verrentet. Im August 2023 ist ihr Mutmachbuch „Wenn Licht die Finsternis besiegt. Mit bipolarer Erkrankung Leben, Familie und Partnerschaft positiv gestalten.” bei Palomaa Publishing erschienen.

Als Betroffene und Erfahrungsexpertin schreibt Nora Hille Artikel zu den Themen mentale Gesundheit und psychische Erkrankungen. Außerdem verfasst sie literarische Essays, Gedichte (sehr gerne Haikus) und Kurzprosa. Beim Online-Magazin femalExperts.com erscheint regelmäßig ihre Mental Health-Kolumne und sie ist Redakteurin der eXperimenta – dem Magazin für Literatur, Kunst und Gesellschaft. Ihre Kolumne „Noras Nachtgedanken“ veröffentlicht sie beim Online-Magazin viaMag – Das Magazin für eine neue Trauerkultur.  Anti-Stigma-Arbeit liegt Nora Hille am Herzen: Sie engagiert sich als Mutmacherin bei Mutmachleute e.V. und setzt sich mit ihren Anti-Stigma-Texten gegen die Stigmatisierung (Ausgrenzung) psychisch kranker Menschen in unserer Gesellschaft für mehr Miteinander, Toleranz und Gleichberechtigung ein. Nora Hille ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V. (DGBS). 

www.norahille.de

Auf Instagram zu finden unter: @norahille_autorin

Aktuelles Buch_

Nora Hille, Autorin und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Bipolare Störungen e.V., hat ein ermutigendes erzählendes Sachbuch über ihren Umgang mit der bipolaren Erkrankung geschrieben. In vielen kurzweiligen, berührenden und schonungslos offenen wie auch ermutigenden Episoden berichtet die Autorin über ihren persönlichen Weg. Dabei liegt der Fokus nicht allein auf der Betroffenen, sondern es wird die Situation der gesamten Familie sowie die der Herkunftsfamilie berücksichtigt. Abgesicherte Fakten zur Bipolaren Störung, erprobte Strategien im Umgang mit der Erkrankung und positive Impulse für Betroffene runden das Buch ab. Mit einem Vorwort von Tina Meffert (Mutmachleute e.V.) und einem Nachwort von Hubert Schöttes (Facharzt für Psychiatrie und Leitung Bipolarambulanz der KEM | Evang. Kliniken Essen-Mitte gGmbH).

Link zum Klappentext: https://www.palomaapublishing.de/b%C3%BCcher/wenn-licht-die-finsternis-besiegt/

Bibliografische Angaben:

Autorin: Nora Hille

Verlag: Palomaa Publishing

1. Auflage 2023

Softcover/Taschenbuch

ISBN: 978-3-949598-08-1

20,00 €

Erschien am 21. August 2023 

https://www.palomaapublishing.de/b%C3%BCcher/wenn-licht-die-finsternis-besiegt/

Foto_ privat

Walter Pobaschnig _ 18.12.2023

https://literaturoutdoors.com

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