Lieber Gosha Valerian Gorgoshidze , wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Gerade ist eine intensive Zeit mit der Inszenierung von „Der Besucher“ von Eric-Emmanuel Schmitt hinter mir. Kurz nach der Premiere fällt man in ein Loch, aber es tut gut, wenn andere Aufgaben da sind. Ich bin in Georgien angekommen, bereite mich für einen Workshop und habe eine Vorfreude an der Begegnungen mit jungen Menschen, bei denen ich am stärksten eine Begeisterung erlebe und gerne lerne.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Einander wahrzunehmen. In unserer Andersartigkeit. Man kann nur reich werden, wenn man sich etwas öffnet, was man vorher vielleicht auch undenkbar meinte. Wir sind wie Bruchstücke einer zerfallenen Einheit. Gott sei Dank, dass wir in uns das Potential haben, einander in unser Inneres aufzunehmen.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
In der Kunst kann man das hervorzaubern, was noch nicht da ist. Eine wirklichkeitsbezogene Kunst, die aber über diese hinaus will, in eine Welt, die noch nicht da ist, – wäre das nicht ein Beitrag, der einem Neubeginn dienen könnte? Wir dürfen uns irren, aber suchen, – das ist es, worauf es ankommt.




Was liest Du derzeit?
Albert Soesman „Die zwölf Sinne“
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
„Wo geht man hin, wenn man schläft? Wenn alles erlischt, wenn man nicht einmal mehr träumt? Wohin begibt man sich da? …wenn wir aus all dem erwachen würden… und dann merkten, daß das alles auch nur ein Traum war … wo hätten wir dann gelebt?“ (Der Besucher, Eric-Emmanuel Schmitt)

Vielen Dank für das Interview, lieber Gosha Valerian, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Gosha Valerian Gorgoshidze, Regie, Schauspiel, Sprachgestaltung, Biographiearbeit, Theaterpädagogik
Zur Person _ Gosha Valerian Gorgoshidze, geb. 10.02.1977 in Moskau. Nationalität: Georgier. Wohnort: Dornach, Schweiz
Regie, Schauspiel, Sprachgestaltung, Biographiearbeit, Theaterpädagogik
Ausbildung zum Theaterregisseur an der Theater- und Film-Universität Tbilisi, Georgien; zum Sprachgestalter am Goetheanum und bei amwort in Dornach, Schweiz; zur Biographiearbeit in Tbilisi, Georgien. Inszenierungen seit 1997, unter anderem am Rustaveli Theater Tbilisi. Arbeit mit Schauspielern, Studenten, Schülern, Laien. Kurse in Schauspiel, Sprachgestaltung und Biographiearbeit. Theaterpädagogische und sozialkünstlerische Projekte. Zur Zeit: Leitung Schauspiel, Bühnenkunst amwort Dornach und Kursleiter des Biographiearbeitskurses in Tbilisi, Georgien.
Fotos_privat
Walter Pobaschnig _ 8.12.2023