Lieber Benjamin Plautz, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Was ist das?! Ein geregelter Tagesablauf…?!? Als freischaffender Schauspieler und Regisseur versuche ich jeden Tag mit Offenheit zu begegnen und die Aufgaben die mir entgegengeworfen werden zu meistern und gleichzeitig meiner Kreativität in gewisser Hinsicht freien Lauf zu lassen. Momentan probe ich als Schauspieler, plane meine nächsten Inszenierungen als Regisseur und bin dabei Gelder durch Subventionen und Sponsoring zu lukrieren. Trotzdem ist es mir und meiner mentalen Gesundheit wichtig jeden Tag auch Phasen der Ruhe und Entspannung einzuplanen. Sei es nun durch Meditation, Spaziergänge in der Natur oder auch einfach ein paar Minuten ein Buch zur Hand zu nehmen und abzuschalten.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ich möchte vor allem an die Positivität in uns allen und auch der Welt appellieren. Durch den extrem gesteigerten Medienkonsum der letzten Jahre sehen wir vor allem die Krisen und Probleme der Welt wie durch ein Brennglas. Doch hat sich in den letzten Dekaden auch sehr viel Positives entwickelt. Der extreme Hunger und die extreme Armut sind weiter zurückgegangen, die Lebenserwartung hat sich weiter erhöht, etc.
Ich möchte jetzt auf keinen Fall naiv oder gar zynisch klingen und die immensen Probleme die es in unseren Gesellschaften gibt abtun, aber ist es immer einfacher auf das Negative zu verweisen und sich zurückzuziehen, als wirklich etwas zu verändern.
Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei dem Theater/Schauspiel, der Kunst an sich zu?
Das Theater war immer ein Ort der Begegnung, Gemeinschaft und Reflexion. Sei es nun mit anderen Menschen oder der Auseinandersetzung mit den Veränderungen der Zeit. In der jetzigen Phase der schnellen „Klick“ Unterhaltung und Verkürzung von Information hat das Theater mit seiner „Langform“ den Auftrag und die Möglichkeit in die Tiefe zu gehen. Sei es nun Zusammenhänge sichtbar zu machen oder aber auch Beziehungen und Menschsein zu zeichnen.

Was liest Du derzeit?
Momentan lese ich mehrere Bücher. Einerseits Ethan Hawkes „Schauspieler“-Roman „Hell strahlt die Dunkelheit“ und da „Der Vorleser“ nicht in meiner Schullektüre vorhanden war und ich ihn bis dato noch nicht gelesen hatte kam die „Eine Stadt – Ein Buch“ Aktion in diesem Jahr gerade recht.
Auch die Vorstellung, dass eine ganze Stadt oder zumindest ein großer Teil davon zur gleichen Zeit das gleiche Buch liest, hat in gewisser Hinsicht etwas Tröstliches und Verbindendes.
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
Robin Williams „You’re only given a little spark of madness, you mustn’t loose it!
Dieses kleine Quäntchen Verrücktheit oder besser Kreativität und manche mögen sogar sagen Wahnsinn, dass wir alle in uns tragen, ist gerade in der heutigen Zeit so wichtig nicht zu verlieren und auch auszuleben.

Vielen Dank für das Interview, lieber Benjamin, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Theater-, Filmprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler:innen:
Benjamin-Plautz Schauspieler/Regisseur
Zur Person _ Benjamin-Plautz Schauspieler/Regisseur
Studierte Schauspiel an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz. Seine bisherigen Engagements umfassen u.a. das Stadttheater St. Gallen, das Schauspielhaus Graz, das Landestheater Bregenz, das Theater der Jugend Wien, das Schauspielhaus Salzburg, Oper Graz, Theater an der Wien, Bühne Baden, das Lehár Festival Bad Ischl, das Next Liberty Graz, Dschungel Wien, das OFF-Theater Wien, das Theater im Keller Graz, das Ensembletheater Wien, Scala Wien/Stadttheater Mödling, sowie als Walter Gropius in Paulus Mankers ALMA – A SHOW BIZ ANS ENDE. Zuletzt war er als Perchik in „ANATEVKA“ an der Oper Graz, in „Viel Lärm um Nichts“ am Stadttheater Mödling/Scala Wien sowie in Stuttgart als Christophe in „VENEDIG IM SCHNEE“ zu sehen.
TV: u.a. MEIBERGER – IM KOPF DES TÄTERS, SCHNELL ERMITTELT, UNIVERSUM HISTORY;
Regie: mit Henrik Ibsens „NORA“ feierte er sein Regiedebüt. Es folgten Mark Ravenhills „SHOPPEN „& FICKEN am OFF Theater Wien, Urs Widmers „TOP DOGS“, die Uraufführung von „WARUM LIEGT HIER STROH RUM!?“ im Theater Drachengasse Wien, Neil LaButes „BASH“. STÜCKE DER LETZTEN TAGE“ sowie „HAMLET“.
Er ist Begründer des „ehemaligen“ Theatervereins Ensemble08
Fotos_ 1 Severin Koller; 2 Dragan Dok; 3 Eckhard Ischebeck.
Walter Pobaschnig _ 3.12.2023