Lieber Heinz Winkler, wie sieht jetzt Dein Tagesablauf aus?
Als Ruheständler schlafe ich länger und genieße ausgiebig ein gutes Frühstück. Dann plane ich den Tag. Wenn ich einige Zeit mit der Arbeit an meinen Skulpturen verbracht habe, höre ich Musik (Jazz oder Blues) oder lese.

Was ist jetzt für uns alle besonders wichtig?
Ein besonnenes Handeln. Auf allen Ebenen muss ein neues Bewusstsein einziehen. Ruhiges und verantwortungsvolles Miteinander sind besonders wichtig.

Vor einem Aufbruch und Neubeginn werden wir jetzt alle gesellschaftlich und persönlich stehen. Was wird dabei wesentlich sein und welche Rolle kommt dabei der Kunst an sich zu?
Wir werden mit neuen technischen Entwicklungen, wie KI und Robotik, die Arbeitswelt völlig verändern. Wesentlich ist, dass der Mensch die neuen Möglichkeiten bewusst zum Guten einsetzt und nicht ausschließlich zur Gewinnoptimierung. Die Kunst wird nur einen geringen Einfluss auf die vielen Veränderungen haben, da sie selbst sich durch die KI verändert. Holografische Kunst könnte eine Ausdrucksmöglichkeit der Zukunft sein.

Die Skulptur wird in der Stadt- und Landesbibliothek Dortmund aufgestellt.
https://www.the-stoneheads.com/?page_id=482

Was liest Du derzeit?
Eric Clapton, Biografie von Peter Kemper. Das Buch zeigt auf, wie aus einem Autodidakten einer der besten Gitarristen der Welt wurde, der als einziger Musiker dreimal in die Rock & Roll Hall Of Fame aufgenommen wurde
Welches Zitat, welchen Textimpuls möchtest Du uns mitgeben?
So lange man lebt ist alles möglich

Vielen Dank für das Interview, lieber Heinz, viel Freude und Erfolg weiterhin für Deine großartigen Kunstprojekte und persönlich in diesen Tagen alles Gute!
5 Fragen an Künstler*innen:
Heinz Winkler, Künstler
Zur Person _ Heinz Winkler wurde als drittes von vier Kindern 1958 in eine Bergmannsfamilie hineingeboren. Technisches Interesse veranlasste ihn, sich zum Elektriker auf der Zeche Westfalen in seinem Heimatort Ahlen, ausbilden zu lassen. Später arbeitete er über ein Jahrzehnt als Elektrohauer unter Tage. Anfang der 90er Jahre wechselte er, bedingt durch das Zechensterben, zum Heizkraftwerk der Uni Münster. In diesen Jahren begann er an sich mit Kunst zu beschäftigen. Sein Interesse galt vor allem Skulpturen. Mit viel Fantasie und handwerklichem Geschick begann er mit dem Bau von Plastiken. Nach einigen Nana-Nachbauten, die noch aus Pappmache bestanden, enddeckte er den Werkstoff Beton für sich. Es entstanden einige großformatige, anspruchsvolle Auftragsarbeiten zu Werbezwecken. Die Ausführungen waren eine gute Lehre für den Autodidakten.
Sein Interesse galt immer auch der Erforschung von Krankheiten wie Alzheimer oder Depression, der Funktion des menschlichen Gehirns oder auch künstlicher Intelligenz. Erst mit über sechzig begann er seine Gedanken umzusetzen und schuf die ersten Betonköpfe, die bis heute sein Hauptanliegen darstellen.
In neuerer Zeit sind zu den Betonköpfen noch Quallen gekommen. Winkler war nach einem Buch der australischen Wissenschaftlerin Lisa-Ann Gershwin so fasziniert von diesen unscheinbaren Tieren, dass er sie als Fantasiewesen in Beton künstlerisch neu erfand. Als Winkler 2019 in den Ruhestand ging, konzentrierte er sich auf die Betonköpfe.
Seit 2018 stehen viele seiner Arbeiten in deutschen Forschungs-instituten. So z.B. 2018 Labyrinth der Sinne – Charité, Institut für Neurologie und Experimentelle Neurologie , Berlin
2019 Thank You Greta – Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Ökologie, Gießen
2019 Keine Erinnerung – RWTH Aachen Universitätsklinikum, Klinik für Neurologie, Aachen
2020 Das schnelle Vergessen – Leibnitz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg
2021 Mattschwarzer Tunnel – Robert Koch-Institut für Psychische Gesundheit, Berlin
2021 Deep Learning – Heinz Nixdorf Museum, Paderborn
2021 The Cultural Memory – Stadt- und Landesbibliothek, Dortmund
2022 Tiefschwarze, unendliche Traurigkeit – Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Frankfurt am Main
2022 Die Kaskadierung der Zeit – Medical School Berlin
2023 Friend Ship – Stadtbücherei Ahlen
https://www.the-stoneheads.com/
Fotos_Heinz Winkler
Walter Pobaschnig _ 13.11.2023